Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
leuchteten im Licht der Batterielampe alabasterweiß und trugen deutliche Meißelspuren. Al-Khatibs geübtes Auge identifizierte den Fels sofort als Kalkstein und konnte deutlich erkennen, wo große Blöcke von Hand herausgeschnitten und entfernt worden waren.
    »Ein Steinbruch wie die Zedekia-Höhle«, platzte er heraus, als Maria und der Janitschar mit weiteren Lampen hinzukamen.
    »Ja«, sagte Maria. »Nur ist dieser hier in Vergessenheit geraten, als der Zweite Tempel zerstört wurde.«
    Unter den Gebäuden der Altstadt, weniger als anderthalb Kilometer entfernt, befand sich eine weitere riesige Höhle, geschaffen von Sklaven, die Kalkstein für die zahlreichen technischen Projekte Herodes’ des Großen geschlagen hatten. Ihren Namen hatte sie vom letzten König von Juda, Zedekia, der sie angeblich als Versteck benutzt hatte, in das er sich vor den Truppen Nebukadnezars geflüchtet hatte.
    Dank des zusätzlichen Lichts konnten die drei erkennen, dass sich der Steinbruch in zahlreiche Gänge auffächerte, die wie die Finger einer Hand in die Dunkelheit reichten. Al-Khatib entdeckte dabei einen großen Haupttunnel, der so weit sein Auge reichte schnurgerade nach Osten verlief.
    »Dieser Gang reicht sicherlich bis unter den Tempelberg«, sagte er mit deutlichem Unbehagen.
    Maria nickte.
    »Und auch bis unter den Felsendom?«, fragte er. Seine Stimme klang gespannt.
    »Der heilige Stein des Felsendoms befindet sich auf solidem Fels, aber der Haupttunnel verläuft darunter. Ein anderer Tunnel reicht bis zur Al-Aqsa-Moschee sowie zu anderen Punkten des Geländes. Das heißt, wenn die Karten und Pläne Süleymans genau sind, was sich bisher stets als zutreffend erwiesen hat.«
    Das Gesicht des Palästinensers wurde bleich, als sich seine anfängliche Erregung in Beklommenheit verwandelte.
    »Ich werde auf keinen Fall die Ruhe des heiligen Felsens stören«, sagte er ernst.
    »Das wird auch nicht nötig sein«, erwiderte Maria.
    »Ihre Arbeit ist beendet.«
    Während sie noch sprach, griff sie in ihre Tasche und zog eine kompakte Beretta heraus, die sie auf den erschrockenen Palästinenser richtete.
    Im Gegensatz zu ihrem Bruder verspürte Maria keinen Rausch und keine Erregung dabei, jemandem das Leben zu nehmen. Tatsächlich empfand sie überhaupt nichts.
    Einen Mord zu begehen war für sie rein emotional nichts anderes als die Strümpfe zu wechseln oder einen Teller Suppe zu leeren. Als Produkte einer von Missbrauch geprägten Kindheit und einer genetischen Homogenität rangierten sie an den entgegensetzten Enden der Soziopathie-Skala, hatten sich jedoch beide zu erbarmungslosen Mördern entwickelt.
    Die Pistole bellte zweimal und jagte zwei Projektile in Al-Khatibs Brust, während das Echo der Schüsse laut durch die Höhle rollte. Der Antiquitätenjäger sank auf die Knie, hatte für einen kurzen Moment noch einen verständnislosen Ausdruck in den Augen und kippte dann tot um. Maria ging zu ihm, bückte sich, fischte den Briefumschlag mit den Banknoten aus der Jacke und steckte ihn wieder in ihre Tasche. Dann sah sie auf ihre Uhr.
    »Wir haben weniger als eine Stunde Zeit, ehe der Sprengstoff geliefert wird«, sagte sie zu dem Janitschar.
    »Wir sollten uns den Steinbruch ansehen und die geeigneten Punkte suchen.«
    Sie stieg über den Toten hinweg, hob seine Lampe auf und verschwand mit schnellen Schritten in der Dunkelheit.
44
    Es war kurz nach zweiundzwanzig Uhr, als Sophie auf einen Schotterplatz außerhalb der östlichen Mauer um die Altstadt einbog und hinter einem geschlossenen Kleiderladen parkte. Auf der anderen Straßenseite und einen kleinen Hügel hinab befand sich die nördliche Spitze des muslimischen Friedhofs, der sich durch eine Schlucht schlängelte, die sich verbreiterte und einen Teil des Kidrontals bildete. Sophie unterbrach die Zündung und drehte sich zu Dirk um, der sie vom Beifahrersitz aus betrachtete.
    »Bist du sicher, dass du das wirklich tun willst?«, fragte sie. »Die meisten Nachtübungen entpuppen sich am Ende als todlangweilig und völlig sinnlos.«
    Dirk nickte lächelnd. »Ich werde mir doch nicht die Chance eines Mondscheinspaziergangs mit einer schönen Frau entgehen lassen.«
    Sophie unterdrückte ein Lachen. »Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der an einem Überwachungsjob etwas Romantisches finden kann«, sagte sie.
    Allerdings musste sie sich selbst ähnliche Empfindungen eingestehen. Sie hatten ein gemeinsames Abendessen in einem stillen armenischen Cafe in der

Weitere Kostenlose Bücher