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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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es Maria, die lächelte.
    »Wie Sie wissen, wurde die derzeitige Mauer um die Altstadt Anfang des sechzehnten Jahrhunderts von Süleyman dem Prächtigen errichtet. Seine Ingenieure zeichneten eine genaue Karte mit sämtlichen vorhandenen Hindernissen. Auf den Karten, die wir in der Türkei erwerben konnten, wurden aufgegebene Aquädukte und andere Bauwerke aus der Zeit des Herodes, die seitdem verschollen sind oder versteckt wurden, genau vermerkt.«
    »Ein wunderbarer Fund, den ich mir eines Tages sehr gerne selbst einmal genauer ansehen würde«, sagte AlKhatib mit hungrigem Blick.
    »Ich fürchte, ich habe die Dokumente zu dieser Reise nicht mitgebracht«, log sie. »Meine Familie besitzt eine umfangreiche Sammlung osmanischer Artefakte, und die Karten waren Teil eines größeren Konvoluts, das vor kurzem erworben wurde.« Sie versäumte zu erwähnen, dass sie allesamt aus einem Museum in Ankara gestohlen worden waren.
    »Historische Dokumente von hohem Wert, nehme ich an. Darf ich nach dem Zweck der Ausgrabung fragen?«
    Maria ging kommentarlos über diese Frage hinweg.
    »Konnten Sie die Nische um das Aquädukt vergrößern?«, fragte sie stattdessen.
    »Ja, genauso wie Sie es verlangt haben. Ich habe die Öffnung vergrößert und dann ein bis zwei Meter tief in den Berghang gegraben. Der Einlass wird durch ein Gebüsch vollständig verdeckt.«
    »Hervorragend«, lobte Maria, dann griff sie in ihre Gürteltasche und holte einen mit israelischen Banknoten gefüllten Briefumschlag heraus. Al-Khatibs Augen wurden riesengroß, als sie den dicken Umschlag über den Tisch schob.
    »Das ist ein Bonus für Ihre pünktliche Arbeit«, sagte sie.
    »Ich danke Ihnen«, sagte der Palästinenser überschwänglich und stopfte sich den Umschlag schnell in die Tasche.
    Maria leerte ihre Teetasse und sagte dann: »Und jetzt zeigen Sie uns die Stelle.«
    Al-Khatib sah ein wenig irritiert auf seine Uhr. »Es wird zwar gleich dunkel, aber heute scheint vielleicht der Mond.«
    Dann gewahrte er den kalten, entschlossenen Ausdruck in Marias Augen und machte schnellstens einen Rückzieher.
    »Natürlich, wenn Sie es wünschen«, stammelte er.
    »Haben Sie einen Wagen?«
    Er zahlte ihre Getränke, dann machten sich die drei auf den Weg ein Stück die Straße entlang zum Mietwagen. Auf Al-Khatibs Anweisungen hin fuhr Maria zum südlichen Zipfel der Altstadt und bog dort nach Norden ins Kidrontal ab. Der Palästinenser dirigierte sie zum Rand eines alten muslimischen Friedhofs, wo Maria den Wagen hinter einem halb verfallenen steinernen Lagerhaus versteckte.
    Ihre Schatten verschwammen im einsetzenden Zwielicht der Abenddämmerung, während der Janitschar eine Spitzhacke und eine Tasche mit Batterielampen aus dem Kofferraum des Wagens holte. Er und Maria folgten dem Palästinenser, als er über eine niedrige Steinmauer sprang und sich einen Weg über den staubigen Friedhof suchte. Um diese späte Uhrzeit war das Gelände verlassen, doch die drei hielten sich im abgelegenen westlichen Bereich des Friedhofs und in ausreichender Entfernung von der Moschee in der Mitte und einer Seitenstraße im Osten. Der Janitschar bemühte sich, die Hacke so gut es ging zu verbergen, und hatte sich ihr Kopfstück unter den Arm geklemmt.
    Östlich von ihnen erhob sich der Ölberg, beherrscht von einem weitläufigen jüdischen Friedhof und mehreren Kirchen und Gärten. Westlich von ihnen ragte am Berghang ein Teil der hohen Steinmauer auf, die die Altstadt umgab. Jenseits der Mauer erstreckte sich der ursprüngliche Tempelberg, mittlerweile besetzt durch das Al-Haram ash-Sharif oder Edle Heiligtum. In der Mitte des geheiligten Bereichs befand sich der Felsendom, ein imposantes Gebäude, das den Stein beherbergt, auf dem Abraham seinen Sohn opfern wollte. Nach islamischer Überlieferung ist Mohammed von diesem Stein zu seiner nächtlichen Reise in den Himmel aufgestiegen, wie an seinen Fußabdrücken im Stein zu erkennen ist. Maria konnte die goldene Kuppel des muslimischen Heiligtums, die im schwindenden Licht eher braun erschien, so eben noch erkennen.
    Al-Khatib kam zu dem schlichten Grabstein eines muslimischen Emirs, der im sechzehnten Jahrhundert gestorben war, und wandte sich nach links. Am Ende einer unregelmäßigen Reihe von Gräbern stieg er den felsigen Berghang hinauf, der steil zur Altstadt führte. Maria suchte in ihrer Tasche nach einer Lampe, ließ sie jedoch ausgeschaltet und stolperte über Steine und Pflanzen, bis sie ein kleines Plateau

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