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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sich nicht blicken.
    Er machte wieder ein paar Schritte und blieb abermals stehen, diesmal weil er in einiger Entfernung Geräusche hörte. Es war das Klappern von Steinen, die aufeinandergestapelt wurden, das in der Mitte des Friedhofs erklang. Sam schlich sich auf Zehenspitzen näher heran und ging dann hinter einer niedrigen Trennmauer in Deckung. Das Klappern am Ende des Hügels dauerte an. Er blickte vorsichtig über die Mauer und konnte im Licht eines Halbmonds mehrere schattenhafte Gestalten erkennen, die sich an einem flachen Grab unweit eines kleinen steinernen Lampenturms, der schon seit Jahrzehnten nicht mehr illuminiert wurde, zu schaffen machten. Der Agent der Antiquities Authority holte seine Pistole aus dem Halfter, setzte sich und wartete. Mehrere Minuten verstrichen, in denen er sich fragte, wo sich Sophie befand und weshalb sie keine Verhaftung vornahm. Vielleicht hatte sie die Überwachungsaktion abgebrochen, aber das konnte ihn nicht davon abhalten, seine Pflicht zu tun.
    Er kletterte mit schmerzverzerrter Miene über die Mauer und humpelte bergab zu den Grabräubern. Das Geräusch klappernder Steine erstarb, und er konnte mehrere Gestalten erkennen, die sich zum südlichen Ende des Friedhofs entfernten. Er versuchte zu rennen, doch die stechenden Schmerzen in seinen Gelenken erlaubten ihm nicht mehr als nur einen schwerfälligen Trott. Mit einem Gefühl hilfloser Verzweiflung blieb er stehen und rief: »Halt! Stopp!«
    Der Befehl hatte jedoch den gegenteiligen Effekt. Anstatt anzuhalten beschleunigten sie ihre Flucht. Er konnte hören, wie sich ihre schneller werdenden Schritte über den Friedhof bewegten und hinter der südlichen Begrenzung verloren. Sekunden später durchbrach der Motorenlärm von nicht nur einem, sondern gleich zwei Automobilen die Stille der Nacht, gefolgt von einem Reifenquietschen, als beide Wagen durchstarteten und davonrasten.
    Missmutig schüttelte Sam den Kopf, als er in der Ferne ein letztes Aufblinken der Rücklichter erkennen konnte.
    Dann dachte er wieder an seine Vorgesetzte.
    »Sophie, bist du hier irgendwo?«, rief er.
    Aber da war nur die sprichwörtliche Grabesstille des verlassenen Friedhofs.
    Er ging langsam zu dem Lampenturm hinüber und schaute nach dem Grab, wo er eine hastig ausgehobene Grube vorzufinden erwartete. Stattdessen bedeckte zu seiner Überraschung ein kleiner Hügel sorgfältig aufeinandergestapelter Steine die Grabstätte. Es war ganz und gar ungewöhnlich, dass Grabräuber die Spuren ihrer nächtlichen Tätigkeit tarnten. Neugierig nahm er einige Steine von dem Stapel herunter – und hätte sich vor Schreck beinahe niedergesetzt, als im Mondlicht eine menschliche Hand auftauchte.
    Er arbeitete langsam weiter und entfernte behutsam einen Stein nach dem anderen, bis er den blutbesudelten Oberkörper und Kopf des ermordeten Palästinensers freigelegt hatte. Während er die Leiche mit Abscheu anstarrte, fragte sich Sam, was das für Diebe sein mochten, die auf den Friedhof gekommen waren, um dort etwas zu hinterlegen.
47
    Ein trübes Licht schien in Dirks Augen zu dringen, obgleich die Lider fest geschlossen waren. An dem pochenden Schmerz, der durch seinen Kopf raste, war jedoch gar nichts Trübes.
    Mit unendlicher Mühe öffnete er ein Auge und zuckte reflexartig zurück, als er nach und nach die brennende Lampe registrierte, die sich nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt befand. Während er in winzigen Schritten wieder zu sich kam, bemerkte er die ungemütliche Härte und Kälte des Kalksteinbodens unter seinem Körper. Seine Arme bewegten sich leicht, während seine Finger den Boden abtasteten.
    Er holte tief Luft, stützte sich mit den Armen auf, zog die Beine an und schaffte es, sich in eine sitzende Position hochzustemmen. Ein Sternenregen wirbelte vor seinen Augen, und er tauchte schon fast wieder weg, während er einige tiefe Atemzüge machte, um die Trägheit aus seinem Körper zu vertreiben. Er ruhte sich ein paar Minuten lang aus, bis Benommenheit und Übelkeit verflogen waren, und hatte ein Gefühl von Feuchtigkeit in seinem Nacken. Er wischte mit der Hand über seinen Hinterkopf und ertastete dort eine schmerzende Stelle, die mit getrocknetem Blut verklebt war.
    Als sein Geist allmählich wieder auf Touren kam, erkannte er seine Umgebung. Er saß allein in der Höhle und rief sofort mit krächzender Stimme Sophies Namen.
    Doch nichts als Stille antwortete ihm. Er griff nach der Lampe und kämpfte sich mühsam auf die

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