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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Propheten.«
    Der Wächter sah sie misstrauisch an, dann blickte er zu Dirk. Der NUMA-Ingenieur zeigte ihm die ausdrucksloseste, desinteressierteste Miene, die er zustande bringen konnte. Sich die Laterne schnappend wich der Araber langsam zur Wand zurück, wobei er sein Gewehr ständig auf das Gefangenenpaar gerichtet hielt. Er erreichte die Wand und warf ein paar hastige Blicke auf den Kalkstein. Zwei parallel verlaufende Riefen waren auf der glatten Fläche zu sehen. Zwischen den länglichen Vertiefungen war außerdem eine Holzkohlemarkierung zu erkennen. Der Wächter betrachtete das Zeichen verständnislos, dann sah er Sophie an.
    »Ja, das ist es«, sagte sie und machte einen weiteren vorsichtigen Schritt. Als der Wächter nicht reagierte, ging sie langsam auf ihn zu.
    »Irgendwelche Tricks, und Ihr Freund stirbt zuerst«, zischte der Araber und zielte mit der Pistole weiter auf Dirk. Dann wandte er sich um und rief seinen Kumpan.
    »Hassan, pass auf.«
    Der verletzte Wächter reagierte, indem er träge nickte.
    »Und jetzt zeigen Sie es mir«, sagte der bärtige Araber zu Sophie, während er von der Wand zurücktrat.
    Sophie kam zur Wand und strich in der Nähe der Rillen und der Markierung mit einer Hand darüber. Sie hatte ähnliche Spuren in der Zedekia-Höhle gesehen und wusste, dass sie nichts anderes waren als Markierungen für einen neuen Kalksteinblock, der von den Arbeitern im Steinbruch aus irgendeinem Grund nicht herausgesägt worden war. Das verblichene Holzkohlezeichen war entweder eine Nummerierung oder eine Größenangabe für den nächsten Stein, der herausgebrochen werden sollte. Aber Sophie machte sehr viel mehr daraus.
    »Genauso wie sein Fußabdruck im heiligen Felsen – also im Dom über uns – könnte dies ein Hinweis auf Mohammeds Beginn seiner nächtlichen Reise sein«, sagte sie und meinte seinen Besuch im Himmel, den er auf dem Rücken eines geflügelten Pferdes gemacht hatte. »Ich kann es bei dem schlechten Licht aber nicht genau erkennen. Darf ich mal die Lampe haben?«
    Sie sah den Wächter nicht an, sondern tat so, als sei sie von den Zeichen auf der Wand vollkommen gebannt, und streckte nur fordernd eine Hand aus. Er reagierte instinktiv und gab die Lampe an sie weiter, während er auch die Zielrichtung des Gewehrs änderte. Sophie ergriff die Lampe und hielt sie dicht vor die Wand, wobei ihr Blick nach wie vor an dem Holzkohlezeichen klebte.
    »Sehen Sie hier«, sagte sie und deutete mit der freien Hand auf den Felsen. Dann ließ sie die Hand wie zufällig an der Lampe herabrutschen und suchte dort mit den Fingern den Schalter. Nachdem sie ihn mit dem Zeigefinger ertastet hatte, knipste sie die Lampe aus und erstarrte.
    Im gelblichen Lichtschein der weiter entfernten Lampe war sie für den Araber immer noch zu sehen. Er wollte ihr einen barschen Befehl gaben, als er aus dem Augenwinkel eine plötzliche Bewegung wahrnahm.
    Dirk hatte in aller Ruhe auf diesen Moment gewartet.
    Sobald Sophies Lampe erlosch, sprang er von seinem steinernen Sitz. Er wusste, dass sofort auf ihn geschossen werden würde, daher machte er zwei schnelle Schritte und hechtete nach der Lampe.
    Er sollte nicht enttäuscht werden. Der bärtige Wächter schwenkte seine Waffe herum und feuerte augenblicklich. Aber Dirk war bereits auf dem Boden gelandet, und die Kugeln sirrten hoch über seinen Kopf hinweg. Noch während der Landung streckte er eine Hand aus und ergriff die Lampe. Anstatt lange nach dem Schalter zu suchen, schmetterte er sie auf den Felsboden und zertrümmerte so Glasscheiben und Glühbirne.
    Die Höhle versank in einer vollkommenen Dunkelheit, die von den Lichtblitzen aus der Gewehrmündung des Arabers schnell durchlöchert wurde. Der vor Wut rasende Wächter schickte mehrere Feuerstöße in Dirks Richtung, die wie Donner durch die Höhle hallten, während die Projektile als Querschläger zwischen den Kalksteinwänden hin und her flogen.
    Er hatte auf Dirks letzte Position gezielt, doch dieser hatte sich sofort von der Laterne weggerollt und bewegte sich nun auf allen vieren zum Höhleneingang. Nachdem er fünf Meter zurückgelegt hatte, stoppte er, drehte sich um und tastete mit den Händen den Boden ab. Die Schüsse verstummten, während er fand, was er suchte – die Leiche des Palästinensers. Oder, genauer gesagt, die Spitzhacke, die in der Nähe der Füße des Mannes lag.
    Eine unbehagliche Stille senkte sich auf die Höhle herab, während sich beißender Pulvergestank

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