Wüstenfeuer
befindet sich auch eine Übersetzung. Es scheint, als instruiere er Petrus, Vorbereitungen für eine größere Versammlung zu treffen. Einige Archäologen, die auf biblische Themen spezialisiert sind, glauben, darin einen Bezug auf die Bergpredigt erkennen zu können.«
Nachdem sie das Dokument noch einige Sekunden lang stumm betrachtet hatte, wandte sich Julie zu Summer um und schüttelte den Kopf.
»Es ist einfach unglaublich. Dass diese Artefakte auf einem realen Dokument aufgelistet wurden, das bis heute erhalten geblieben ist, ist allein schon erstaunlich.
Aber dann diese Artefakte auch noch in einem so hervorragendem Zustand aufzufinden, das ist ein wahres Wunder.«
»Gepaart mit ein wenig Arbeit und einer ganzen Menge Glück«, fügte Summer lächelnd hinzu. Als sie Loren und Pitt auf der anderen Seite der Halle entdeckte, sagte sie: »Kommen Sie, ich möchte Sie meinem Vater vorstellen.«
Als Summer mit Julie den Raum durchquerte, blieb Julie für einen Moment vor dem ersten Exponat der Jesus-Ausstellung stehen. In einer Vitrine aus Panzerglas lag das originale Manifest. Eine kleine Plakette verkündete: »Leihgabe von Ridley Bannister.«
»Es tut richtig gut, das Original wiederzusehen, obwohl ich, offenen gesagt, überrascht bin, dass sich Mr. Bannister überhaupt bereit erklärt hat, es der Ausstellung leihweise zur Verfügung zu stellen«, sagte Julie.
»Er ist in dieser Grotte auf Zypern beinahe ums Leben gekommen, und ich wage zu behaupten, dass ihn diese Erfahrung von Grund auf verändert hat. Es war sogar sein Vorschlag, das Manifest in die Ausstellung mit aufzunehmen. Und er hat bereits eingewilligt, dieses Stück zusammen mit anderen Reliquien auf Zypern für unbegrenzte Zeit auszustellen. Natürlich hat er es sich nicht nehmen lassen, ein Buch und einen Dokumentarfilm über das Manifest vorzulegen«, fügte sie schmunzelnd hinzu.
Sie gingen zu Pitt und den anderen hinüber, wo Summer ihre Freundin vorstellte.
»Es ist mir eine besondere Freude, die junge Dame kennen zu lernen, die für die Entdeckung all dieser Schätze verantwortlich ist«, sagte Pitt liebenswürdig.
»Ich bitte Sie, ich habe dabei doch nur eine ganz unbedeutende Rolle gespielt«, wehrte Julie ab. »Sie und Summer waren es, die die eigentlichen Reliquien entdeckt haben. Vor allem das interessanteste Objekt«, fügte sie hinzu und deutete über Pitts Schulter hinweg auf den aus Kalkstein gefertigten Behälter, der wie ein kleiner Sarg aussah.
»Ja, das Ossuarium von J«, erwiderte Pitt. »Zuerst hat es einigen Wirbel verursacht. Aber nach sorgfältiger Analyse haben die Epigrafen die aramäische Inschrift auf der Vorderseite als Kürzel für ›Joseph‹ und nicht ›Jesus‹ entziffert. Einige Experten sind der Auffassung, damit sei Joseph von Arimathäa gemeint, aber ich denke, das werden wir wohl nie genau wissen.«
»Ich halte das für wahrscheinlich. Er war wohlhabend genug, um sich ein aufwendiges Grab und ein Ossuarium leisten zu können. Warum hätte Helena dieses Stück sonst in ihre Sammlung mit aufnehmen sollen? Es ist nur schade, dass die Gebeine verschwunden sind.«
»Das ist ein Rätsel, dessen Aufklärung ich Ihnen überlasse«, sagte Pitt. »Apropos Rätsel – Summer erzählte mir, Sie hätten einen neuen Hinweis in Bezug auf Lord Kitchener und die
Hampshire
gefunden.«
»Ja, das ist wahr. Summer hat Ihnen vielleicht erzählt, wie wir den Brief eines Bischofs namens Lowery gefunden haben, der Kitchener mit der Aufforderung verfolgt hat, ihm das Manifest zu übergeben, kurz bevor die
Hampshire
sank. Lowery wurde kurz danach durch einen Verkehrsunfall zum Krüppel und hat wenig später in einem Anfall von Depression Selbstmord begangen.
Ich fand in den Papieren seiner Familie einen Abschiedsbrief, in dem er seine Beteiligung an der
Hampshire-Katastrophe
zugab. Das Schiff wurde aus Furcht, dass Kitchener das Manifest nach Russland mitnehmen könnte, um es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, absichtlich versenkt. Zu einer Zeit, als im Ersten Weltkrieg vorübergehend eine Patt-Situation herrschte, hatte die Kirche von England große Bedenken hinsichtlich seines Inhalts, vor allem in Bezug auf das Ossuarium von J und dessen Bedeutung für die Lehre von der Auferstehung.«
»Ich denke, da wird sich die Kirche einiges als Erklärung einfallen lassen müssen.«
Während sie sich unterhielten, schlenderte Loren zu einem kleinen Gemälde hinüber, das hinter einer Seilabsperrung präsentiert wurde.
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