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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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»Niemals!« lautete. Die Handschrift erkannte sie als diejenige Lord Kitcheners.
    Der Brief verblüffte sie in mehreren Punkten. Sie wusste, dass Kitchener ein religiöser Mensch und regelmäßiger Kirchgänger gewesen war. Ihre bisherigen Recherchen hatten keinerlei Konflikte mit der Kirche von England zu Tage gefördert, geschweige denn mit dem Oberhaupt der Kirche, dem Erzbischof von Canterbury. Und dann war da dieser Hinweis auf das Dokument oder Manifest. Was konnte das bedeuten?
    Obwohl der Brief in keinem Bezug zur
Hampshire
stand, war er doch verblüffend genug, um ihr Interesse zu wecken. Sie fertigte erst eine Fotokopie des Briefes an, und dann ging sie den restlichen Inhalt der Aktenmappe durch. Am Ende des Stapels Schriftstücke fand sie mehrere Dokumente, die sich auf Lord Kitcheners Reise nach Russland bezogen, darunter waren auch eine offizielle Einladung des Russischen Konsulats und ein Reiseplan für die Dauer seines Aufenthalts in Sankt Petersburg. Sie fotokopierte auch diese Schreiben und brachte die Mappe dann zu Beatrice zurück.
    »Haben Sie gefunden, was Sie suchten?«, erkundigte sich die Bibliothekarin.
    »Nein, nur hier und da einen kleinen Hinweis.«
    »Ich habe festgestellt, dass man sich, um historische Schätze zu heben, angewöhnen muss, jeden Stein auf seinem Weg umzudrehen. Irgendwann gelangt man ans Ziel.«
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Beatrice.«
    Während sie das Museum verließ und zu ihrem Wagen ging, las Julie noch mehrmals den Brief und betrachtete schließlich eingehend die Unterschrift des Erzbischofs.
    »Beatrice hat recht«, murmelte sie schließlich halblaut. »Ich muss noch viel mehr Steine umdrehen.«
    Sie brauchte nicht weit zu gehen. Kaum eine halbe Meile weiter erhob sich der denkmalgeschützte Lambeth Palace. Er bestand aus einer Ansammlung alter Klinkerbauten am Ufer der Themse und diente traditionsgemäß als Londoner Residenz des Erzbischofs von Canterbury.
    Von besonderem Interesse war für Julie die Bibliothek des Lambeth Palace.
    Sie wusste, dass das Bauwerk nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war, daher parkte sie in einer Seitenstraße und ging zu Fuß zum Haupttor. Nachdem sie sich an der Sicherheitskontrolle ausgewiesen hatte, durfte sie bis zur Great Hall weitergehen, einem in gotischem Stil gehaltenen Bau aus rotem Klinker mit weißen Zierleisten. In diesem Gebäude befand sich eine der ältesten Bibliotheken Englands sowie der hauptsächliche Aufbewahrungsort der Archive der Kirche von England, die bis ins neunte Jahrhundert zurückreichten.
    Sie trat zum Eingang und klingelte. Danach wurde sie von einem Jungen im Teenageralter in einen kleinen, aber modernen Lesesaal geführt. Am Aufsichtspult füllte sie Anforderungsscheine für zwei Dokumente aus und reichte sie einer jungen Frau mit kurzen roten Haaren.
    »Die Papiere von Erzbischof Randall Davidson aus der Zeit von Januar bis Juli 1916«, las die junge Frau voller Interesse, »und alles, was mit First Earl Horatio Herbert Kitchener zu tun hat.«
    »Mir ist klar, dass die letzte Bitte ein wenig seltsam, ist, aber ich möchte wenigstens mit einer Anfrage mein Glück versuchen«, sagte Julia.
    »Wir können mit Hilfe des Computers die Datenbank des Archivs durchsuchen«, erwiderte die junge Frau wenig begeistert. »Und weshalb diese Anfrage?«
    »Ich recherchiere für eine Biografie Lord Kitcheners«, erwiderte Julie.
    »Darf ich bitte Ihren Leserausweis sehen?«
    Julia suchte in ihrer Handtasche und reichte einen Bibliotheksausweis über den Tisch, da sie das Lambeth Palace Archiv schon mehrmals aufgesucht hatte. Die junge Frau notierte ihren Namen und ihre Adresse, dann warf sie einen Blick auf die Uhr an der Wand.
    »Ich fürchte, wir können diese Dokumente vor Ende der Öffnungszeit nicht mehr heraussuchen. Die Daten sollten ihnen jedoch zur Verfügung stehen, sobald die Bibliothek am Montag früh wieder geöffnet ist.«
    Julie sah die junge Frau enttäuscht an, da sie wusste, dass die Bibliothek erst in einer Stunde schließen würde.
    »Na schön. Dann komme ich am Montag zurück. Vielen Dank.«
    Die rothaarige junge Frau hielt die Anforderungskarten für die Dokumente in der Hand, bis Julie das Gebäude verlassen hatte. Dann rief sie den jungen Mann zu sich.
    »Douglas, würdest du mich mal für einen Moment hier vertreten?«, fragte sie in drängendem Ton. »Ich muss ein ganz wichtiges Telefongespräch führen.«
22
    Sein richtiger Name lautete Oscar Gutzman, aber jeder nannte ihn

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