Wüstenfeuer
gut wie ich, dass unser Salomon der seriöseste Antiquitätenhändler in ganz Israel ist«, sagte er, um die Unterhaltung in unverfänglichere Bahnen zu lenken.
Sophie verdrehte die Augen. »Wie dem auch sei, auf jeden Fall scheint es mir für einen angesehenen Archäologen nicht besonders klug zu sein, im Laden eines Antiquitätenhändlers angetroffen zu werden«, sagte sie und ging zur Tür.
»Dito, Miss Elkin. War nett, Sie wiederzusehen. Wir sollten uns irgendwann demnächst mal auf einen Drink zusammensetzen.«
Sophie schenkte ihm ein eisiges Lächeln, dann machte sie kehrt und verließ den Laden. Bannister sah ihr durch das Schaufenster nach, während sie sich die Straße hinunter entfernte.
»Schönes Mädchen«, murmelte er. »Diese Beziehung hätte ich gern vertieft.«
»Mit der?«, fragte Brandy und schüttelte den Kopf.
»Die würde Sie eher hinter Gitter stecken.«
»Ein Versuch könnte sich vielleicht lohnen«, meinte Bannister lachend. »Was hatte sie hier zu suchen?«
»Hat ein paar Fragen wegen des bewaffneten Überfalls in Caesarea gestellt.«
»Eine hässliche Geschichte.« Eingehend musterte er Brandy. »Sie haben doch nicht etwa damit zu tun, oder?«
»Natürlich nicht«, erwiderte der Händler, offenbar zutiefst beleidigt, dass Bannister eine solche Möglichkeit überhaupt in Erwägung zog.
»Wissen Sie, was gestohlen wurde?«, wollte Bannister wissen.
»Elkin erwähnte ein paar Papyrus-Rollen. Viertes Jahrhundert, römisch.«
Die Beschreibung ließ Bannister aufmerken, doch er spielte nach außen hin weiter den Desinteressierten.
»Irgendeine Idee über ihren Inhalt?«
Brandy schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man darauf irgendwas Bedeutsames aus dieser Periode finden kann.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht. Ich frage mich nur, wer diesen Diebstahl in Auftrag gegeben haben könnte.«
»Jetzt klingen Sie ja schon wie Miss Elkin«, sagte Brandy. »Ich habe wirklich nichts darüber gehört. Vielleicht sollten Sie mal den Fetten Mann fragen.«
»Ah ja. Aber nun zum Grund meines Besuches. Haben Sie die Amulette von meinem Helfer Josh erhalten?«
»Ja, mit einer Nachricht, ich solle sie noch zurückhalten, bis wir miteinander gesprochen haben.« Brandy ging ins Hinterzimmer und kam kurz darauf mit einer kleinen Schatulle zurück. Er öffnete sie und holte zwei grüne Steinanhänger heraus, jeder in der Form eines Widders.
»Hübsches Amulett-Paar aus der kanaanäischen Periode«, sagte Brandy. »Stammen sie vom Tel Arad?«
»Ja. Ein ehemaliger Student von mir leitet dort eine Ausgrabung für eine amerikanische Universität.«
»Der Junge könnte in große Schwierigkeiten geraten, wenn er dabei erwischt wird, wie er eine Ausgrabungsstätte plündert.«
»Dessen ist er sich bewusst, aber es ist ein außergewöhnlicher Fall. Der Junge ist absolut anständig. Er ist unabsichtlich in eine Grabstätte geraten und hat dort ein paar tolle Stücke gefunden. Insgesamt haben sie vier Amulette ausgegraben. Eins ging an die Universität und eins wurde dem Israelischen Museum gespendet. Die anderen beiden hat mir Josh zum Geschenk gemacht, weil ich ihm in den vergangenen Jahren des Öfteren geholfen habe.«
Brandy fragte: »Wollen Sie, dass ich sie verkaufe?«
Bannister lächelte. »Nein, mein Freund. Ich weiß zwar, dass Sie sicherlich ein ganz schönes Sümmchen erzielen würden, aber ich brauche das Geld nicht. Nehmen Sie eins für sich und tun Sie damit, was Sie wollen.«
Brandys Augen leuchteten auf. »Das ist aber großzügig.«
»Sie waren mir im Laufe der Jahre immer ein wertvoller Freund, und ich werde vielleicht demnächst Ihre Hilfe brauchen. Nehmen Sie es, und freuen Sie sich.«
»Shalom, mein Freund«, erwiderte Brandy und schüttelte Bannister die Hand. »Darf ich fragen, was Sie mit Ihrem Exemplar vorhaben?«
Bannister nahm es vom Tisch und betrachtete es kurz, dann steckte er es in die Tasche, während er zur Tür ging. »Ich bringe es dem Fetten Mann«, sagte er.
»Eine gute Idee«, erwiderte Brandy. »Er wird Ihnen eine Menge dafür zahlen.«
Bannister winkte ihm zum Abschied zu und trat vor sich hinlächelnd auf die Straße. Er baute darauf, dass ihn der Fette Mann für das Amulett gut bezahlen würde, aber mit etwas viel Wertvollerem als Bargeld.
21
Julie Goodyear schlenderte an dem riesigen Paar der schon seit langem verstummten Fünfzehn-Zoll-Schiffskanonen vorbei, die auf die Themse gerichtet waren, und stieg dann die Stufen zum
Weitere Kostenlose Bücher