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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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nur Fetter Mann. Der Ursprung des Spitznamens war auf den ersten Blick offensichtlich. Mit über dreihundert Pfund Gewicht und eins fünfzig Körpergröße schien er fast genauso breit wie hoch zu sein. Mit seinem kahl rasierten Schädel und den ungewöhnlich großen Ohren hätte er die Attraktion einer Freak-Show sein können. Aber trotz seiner grotesken äußeren Erscheinung war Gutzman einer der reichsten Männer in Israel.
    Als Gassenjunge in den Straßen von Jerusalem aufgewachsen, hatte er zusammen mit arabischen Waisenkindern Münzen aus den Gräbern an den Berghängen gegraben oder sich seine Mahlzeiten in den christlichen Suppenküchen erbettelt. Seine Vertrautheit mit Jerusalems verschiedenen Religionen, in Verbindung mit der Überlebensfähigkeit eines streunenden Straßenköters, waren ihm später als Geschäftsmann von großem Nutzen. Indem er eine winzige Baufirma zum größten Hotelkonzern des Nahen Ostens ausbaute, wurde er ein Seifmade-Millionär, der mit den Machthabern der gesamten Region einen freundschaftlichen Umgang pflegte. Sein Streben nach Reichtum und Erfolg wurde nur noch von seiner Leidenschaft für Antiquitäten übertroffen.
    Es war der sehr frühe Tod seiner jüngeren Schwester bei einem Verkehrsunfall vor einer Synagoge, der sein Leben verändert hatte. Wie andere, die von einem persönlichen Schicksalsschlag getroffen werden, begann er Gott zu suchen. Nur erstreckte sich seine Suche weniger auf das Spirituelle, sondern mehr auf das Greifbare, da er danach strebte, die Wahrheit der Bibel durch physische Beweise zu untermauern. Eine kleine Sammlung von Antiquitäten aus der Zeit der Bibel war mit seinem Reichtum exponentiell gewachsen und hatte das Hobby eines jungen Mannes in eine lebenslange Passion verwandelt. Seine Artefakte, mittlerweile hunderttausende, waren in den Lagerhäusern dreier Länder untergebracht. Nun – mit über sechzig Jahren – widmete Gutzman seine gesamte Zeit und sowohl die finanziellen als auch alle sonstigen Mittel seiner persönlichen Mission.
    Ridley Bannister betrat ein vornehmes Boutique-Hotel, das auf einem besonders eleganten Abschnitt der Uferpromenade von Tel Aviv stand. Die Lobby war minimalistisch modern dekoriert, mit einer Reihe ungemütlich aussehender schwarzer Ledersessel auf einem schneeweiß gefliesten Fußboden. Bannister betrachtete das Arrangement als perfekt und ausgewogen, wenngleich er diesen Stil normalerweise verabscheute. Eine matronenhafte Hotelangestellte begrüßte ihn liebenswürdig, als er ans Empfangspult trat.
    »Ich bin mit Mr. Gutzman verabredet. Mein Name ist Bannister«, sagte er.
    Nach einem kurzen Telefongespräch, um die Richtigkeit von Bannisters Angaben zu bestätigen, wurde er von einem stämmigen Wachmann zu einem privaten Lift geleitet und in die oberste Etage gebracht. Als er aus dem Fahrstuhl trat, wurde sofort die Tür zum Penthouse aufgerissen, und der Fette Mann kam heraus, eine dicke Zigarre im Mund.
    »Ridley, kommen Sie rein, mein Junge, kommen Sie«, begrüßte ihn Gutzman mit pfeifender Stimme.
    »Sie sehen gut aus, Oscar«, entgegnete Bannister und schüttelte seinem Gastgeber die Hand, bevor er seine Wohnung betrat.
    Bannister staunte immer wieder über Gutzmans Apartment, das eher an ein Museum erinnerte als an eine Wohnung. Regale und Vitrinen standen überall herum, beladen mit Tongefäßen und -figuren, Schnitzereien, Schrifttafeln und anderen antiken Fundstücken.
    Jedes Teil war sicherlich einige tausend Jahre alt.
    Gutzman führte ihn durch einen Korridor, dessen Wände mit alten römischen Mosaiken bedeckt waren, die aus einem öffentlichen Badehaus in Karthago stammten. Sie gingen unter einem Steinbogen aus den Ruinen von Jericho hindurch und gelangten in einen luxuriösen Wohnraum mit Blick auf den schimmernden Sand des Gordon Beach und das funkelnde Mittelmeer dahinter.
    Als er sich in einen Polstersessel sinken ließ, stellte Bannister zu seiner Überraschung fest, dass die Wohnung bis auf eine Hausangestellte leer war. Bei seinen früheren Besuchen hatte er stets eine ganze Schar Antiquitätenhändler angetroffen, die sich gegenseitig die Tür in die Hand gegeben hatten, immer in der Hoffnung, dem reichen Sammler ihre jüngsten teuren Fundstücke verkaufen zu können.
    »Diese Hitze… ich finde sie immer bedrückender«, sagte Gutzman und schnappte nach dem kurzen Weg von der Wohnungstür in den Wohnraum bereits gierig nach Luft. Dann sank er ebenfalls in einen Sessel.
    »Marta, bitte

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