Wüstenfeuer
würde.«
»Dann verraten Sie mir doch mal, Sal, wer sich für diese Rollen interessieren würde und über die Mittel verfügt, so weit zu gehen wie in unserem Fall, um in ihren Besitz zu kommen.«
Brandy blickte nachdenklich zur Decke.
»Was soll ich sagen? Ich kenne reiche Sammler in Europa und den USA, die wer weiß was tun würden, um besondere Artefakte zu erwerben. Aber es gibt in dieser Liga sicherlich Dutzende von Sammlern, von denen ich noch nie gehört habe.«
»Die Nachricht von den Rollen in Caesarea war höchstens einen Tag alt«, sagte Sophie. »Mir kommt es nicht sehr wahrscheinlich vor, dass ein westlicher Sammler so schnell reagieren konnte. Nein, Salomon, ich glaube, das Ganze wurde von einem Einheimischen initiiert. Gibt es irgendwelche Namen, die diesem Profil entsprechen?«
Brandy zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf.
Sophie hatte nichts anderes erwartet. Sie wusste, dass die betuchten Sammler für Händler wie Brandy eine sichere Bank waren. Wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, wer hinter dem Überfall in Caesarea steckte, aber er würde auch ganz gewiss nicht den Verdacht auf einen seiner wichtigen Kunden lenken.
»Wenn Sie irgendetwas in dieser Richtung hören, egal, was, lassen Sie es mich wissen«, sagte sie. Sie machte Anstalten, den Laden zu verlassen, wandte sich jedoch noch einmal um und musterte ihn mit einem drohenden Blick.
»Wenn ich diese Mörder finde – und das werde ich ganz sicher –, dann nehme ich mir auch ihre Komplizen vor und mache keinen Unterschied zwischen Mittätern und Mitwissern«, erklärte sie.
»Ich gebe Ihnen mein Wort, Miss Elkin«, erwiderte Brandy unbeeindruckt.
Der Summer erklang, als die Ladentür geöffnet wurde und ein hagerer Mann mit steifer Körperhaltung hereinkam. Er hatte ein kantiges attraktives Gesicht, sandfarbenes zurückgekämmtes Haar und lebhafte blaue Augen, die aufleuchteten, als sie Sophie erkannten. In seiner abgetragenen Baumwollhose und mit einem Panamahut auf dem Kopf bot er den Anblick eines mit allen Wassern gewaschenen Abenteurers.
»Wenn das nicht die reizende Sophie Elkin ist«, sagte er mit einem affektierten englischen Oberschichtakzent.
»Ist die Antiquities Authority hier, um ihre Sammlung biblischer Artefakte über die bisherigen Teile hinaus zu vervollständigen, die sie sich durch Beschlagnahme gesichert hat?«
»Hallo, Ridley«, erwiderte sie kühl. »Nein, nein, die Antiquities Authority ist nicht ins Sammler-Gewerbe eingestiegen. Uns ist es lieber, die Stücke bleiben hier in ihrer angestammten kulturellen Umgebung.«
Sie ging zu der Vitrine mit den Tonkrügen aus Jericho.
»Ich bin nur hergekommen, um Mr. Brandys jüngste Lieferung von Fälschungen zu bewundern. Etwas, worüber Sie sicherlich auch so manches erzählen könnten.«
Es war eine scharfe, auf Ridley Bannister gemünzte Kritik. Als klassisch ausgebildeter Archäologe aus Oxford hatte er sich durch Bücher und Fernsehauftritte einen Ruf als hochrangiger Experte für Bibelgeschichte erworben. Obwohl ihn viele eher für einen Showman als für einen seriösen Akademiker hielten, leugnete doch niemand, dass er über bemerkenswerte Kenntnisse über die Geschichte dieser Region verfügte. Hinzu kam, dass er mit einem geradezu sprichwörtlichen Glück gesegnet war. Seine Kollegen staunten immer wieder über seine ungewöhnliche Fähigkeit, selbst an den unscheinbarsten Grabungsstätten erstaunliche Entdeckungen zu Tage zu fördern und an bislang wenig beachteten Orten Königsgräber, wichtige Steintafeln und exquisite Schmuckstücke zu lokalisieren. Ähnlich begnadet, was die Werbung in eigener Sache betraf, war er mittels lukrativer Buch-und Filmverträge zu beträchtlichem Wohlstand gelangt.
Sein Glück ließ ihn jedoch im Stich, als ihm ein Helfer eines Tages eine Steinplatte mit einer aramäischen Inschrift brachte, die auf das Jahr 1000 vor Christus datiert war. Bannister identifizierte das Fundstück als möglichen Grundstein des Tempels Salomons und ahnte nicht, dass der Stein eine Fälschung war, mit der sich der Ausgrabende einen fetten Profit sichern wollte. Sehr zur Genugtuung seiner Fachkollegen blieb Bannister die Peinlichkeit eines tiefen Falls nicht erspart. Sein Ruf verblasste, und er geriet schnell aus dem Rampenlicht.
Schon bald wurde er nur noch zu unbedeutenden Ausgrabungen hinzugezogen und fungierte gelegentlich sogar als Fremdenführer bei organisierten Rundreisen durch das Heilige Land.
»Sophie, Sie wissen genauso
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