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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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England«, erklärte Julie. »Historische Anwesen werden von Generation zu Generation weitergegeben, bis der Erbe eines Tages aufwacht und feststellt, dass er sich die Steuer und Instandhaltung nicht leisten kann. Zuerst wird das umliegende Land verkauft, dann werden drastischere Maßnahmen ergriffen. Einige Häuser werden in Hotels oder Pensionen umgewandelt, andere werden für Konferenzen oder Tagungen an große Firmen vermietet oder als Veranstaltungsort für Konzerte oder Theaterfestivals genutzt.«
    »Oder sogar zu Golfkursen umgebaut«, sagte Summer.
    »Genau. Broome Park hatte von allen wahrscheinlich das traurigste Schicksal. Der größte Teil des Herrenhauses wurde auf Time-Sharing-Basis verkauft oder vermietet, während man auf den Ländereien einen Golfplatz anlegte. Ich bin sicher, dass sich Horatio Herbert bei diesem Anblick im Grabe umdreht.«
    »Ist das Anwesen denn noch im Besitz der Erben Kitcheners?«
    »Kitchener war Zeit seines Lebens Junggeselle, aber er hat den Landsitz seinem Neffen Toby vermacht. Tobys Sohn Aldrich leitet den Betrieb zurzeit, doch er kommt auch langsam in die Jahre.«
    Julie lenkte den Wagen auf einen großen Parkplatz, dann gingen sie zum Eingang und kamen auf dem Weg dorthin an einem nur nachlässig gepflegten Rosengarten vorbei. Richtig beeindruckt war Summer erst, als sie die Haupthalle betraten, die von einem großen Kristalllüster und einem imposanten Ölgemälde des alten Herrn beherrscht wurde, dessen ernste graue Augen sogar noch von der Leinwand herab der Welt ihren Willen aufzwingen wollten.
    Ein drahtiger weißhaariger Mann saß an einem Schreibtisch und las in einem Buch, doch dann blickte er auf und lächelte, als er Julie hereinkommen sah.
    »Hallo, Miss Goodyear«, sagte er und sprang aus seinem Sessel auf. »Ich habe Ihre Nachricht erhalten, dass Sie heute Vormittag herkommen wollten.«
    »Sie sehen gut aus, Aldrich. Ist das Haus voll?«
    »Die Geschäfte gehen ganz gut, danke. Heute sind noch ein paar Gäste angekommen, die nur kurze Zeit bleiben.«
    »Das ist meine Freundin Summer Pitt, die mir bei meinen Recherchen behilflich ist.«
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Miss Pitt«, sagte er und streckte ihr eine Hand entgegen. »Sie wollen sicherlich gleich mit Ihrer Arbeit beginnen, also warum gehen wir nicht schon einmal nach hinten?«
    Er führte sie durch eine Seitentür in einen privaten Flügel, in dem sich auch seine eigene Wohnung befand.
    Sie durchquerten einen Wohnraum, der mit Gegenständen aus Nordafrika und dem Nahen Osten gefüllt war.
    Kitchener hatte sie erworben, während er in seiner Militärzeit in dieser Region stationiert war. Dann öffnete Aldrich eine weitere Tür und geleitete sie in ein holzgetäfeltes Arbeitszimmer. Summer bemerkte, dass eine ganze Wand von hohen Mahagoniaktenschränken verdeckt wurde.
    »Ich hätte angenommen, dass Sie sämtliche Aufzeichnungen Onkel Herberts längst auswendig kennen«, sagte Aldrich lächelnd zu Julie.
    »Ich habe sicherlich genug Zeit damit verbracht«, gab ihm Julie recht. »Wir müssen nur seine persönliche Korrespondenz aus den Monaten vor seinem Tod durchgehen.«
    »Die befindet sich im letzten Schrank auf der rechten Seite.« Er drehte sich um und ging zur Tür. »Ich bin wieder am Empfang, falls Sie irgendwelche Hilfe brauchen sollten.«
    »Vielen Dank, Aldrich.«
    Die beiden Frauen tauchten sofort in den Aktenschrank ein. Summer sah zu ihrer Erleichterung, dass diese Korrespondenz um einiges persönlicher und interessanter erschien als das Material im Imperial War Museum. Sie las einige Dutzend Briefe von Kitcheners Verwandten sowie eine endlose Folge von Briefen an Bauunternehmer, die von Kitchener umschmeichelt und gedrängt wurden, ihre Renovierungsarbeiten auf Broome Park abzuschließen.
    »Sehen Sie mal, wie reizend das ist«, sagte sie und hielt die postkartengroße Zeichnung eines Schmetterlings hoch, die Kitcheners dreijährige Nichte ihm geschickt hatte.
    »Der bärbeißige alte General stand seinen Schwestern und Brüdern und deren Kindern sehr nahe«, sagte Julie.
    »Die persönliche Korrespondenz eines Menschen zu lesen ist eine wunderbare Methode, jemanden kennenzulernen, nicht wahr?«, sagte Summer.
    »Das stimmt wirklich. Es ist eine Schande, dass der handgeschriebene Brief im Zeitalter der E-Mail zu einer vergessenen Kunstform geworden ist.«
    Sie suchten fast zwei Stunden lang, ehe sich Julie auf ihrem Stuhl aufrichtete.
    »Wie ich schon immer gesagt habe, es ist gar

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