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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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dachte, Sie wollen sie sich vielleicht einmal ansehen. Außerdem«, fuhr sie fort und ließ die Stimme zu einem Flüstern herabsinken, »ist hier das Essen nicht so gut.«
    Summer lachte, dann stand sie auf und reckte die Arme. »Ich werde Aldrich nichts verraten«, versprach sie.
    »Ich überlege nur, ob wir unterwegs nicht einen kurzen Zwischenstopp einlegen können.«
    »Und wo sollte das sein?«, fragte Julie neugierig.
    Summer nahm den Brief Wingates vom Tisch und las die Absenderadresse laut vor. »Dorchester Lane vierzehn, Dover«, sagte sie mit einem gequälten Lächeln.
    Der Motorradfahrer setzte einen schwarzen Helm mit dunkel getöntem Visier auf und lugte hinter dem Heck eines Lieferwagens hervor. Er wartete geduldig, bis Julie und Summer durch den Eingang von Broome Park ins Freie traten. Sorgfältig darauf achtend, sich nicht blicken zu lassen, beobachtete er, wie sie in ihren Wagen stiegen und über den Parkplatz zur Ausfahrt rollten. Er startete seine schwarze Kawasaki und lenkte sie in weitem Abstand langsam hinter dem Wagen her. Als er sah, dass Julie die Richtung nach Dover einschlug, ließ er erst ein paar andere Wagen vorbei, dann fädelte er sich in den Verkehr ein und folgte dem kleinen grünen Ford.
26
    Das Dover von heute ist eine betriebsame Hafenstadt, die am besten als Heimathafen der Fähre nach Calais und für ihre weltberühmten Kreidefelsen an der Küste im Osten bekannt ist. Julie fuhr bis in das historische Stadtzentrum, ehe sie anhielt und sich bei einem Passanten nach dem weiteren Weg erkundigte. Sie fanden die Dorchester Lane ein paar Blocks vom Hafen entfernt. Es war eine ruhige Wohnstraße mit alten Backsteinreihenhäusern aus den 1880ern. Die Frauen parkten den Wagen unter einer stattlichen Birke, stiegen die Eingangstreppe des Hauses Nummer vierzehn hinauf und klingelten. Nach einer längeren Pause wurde die Tür von einer zerzaust aussehenden Frau Mitte zwanzig geöffnet. Sie hatte einen schlafenden Säugling in den Armen.
    »Oh, das tut mir schrecklich leid, dass wir stören«, flüsterte Julie. »Hoffentlich haben wir das Baby nicht geweckt.«
    Die Frau schüttelte lächelnd den Kopf. »Dieses Kind würde sogar während eines U2-Konzerts schlafen.«
    Julie stellte sich und Summer vor. »Wir suchen Informationen über einen Mann, der vor längerer Zeit unter dieser Adresse hier gewohnt hat. Sein Name war Norman Wingate.«
    »Das war mein Großvater«, erwiderte die Frau und sah ihre Besucherinnen gespannt an. »Ich bin Ericka Norris.
    Wingate war der Mädchenname meiner Mutter.«
    Julie sah Summer an und lächelte ungläubig.
    »Bitte, wollen Sie nicht hereinkommen?«, fragte Ericka Norris einladend.
    Die junge Frau führte sie in ein zwar bescheiden, aber gemütlich möbliertes Wohnzimmer und setzte sich mit dem schlafenden Kleinkind in einen Schaukelstuhl.
    »Sie haben ein reizendes Zuhause«, stellte Julie fest.
    »Meine Mum ist hier aufgewachsen. Ich glaube, sie erzählte mal, Großvater habe es vor dem Ersten Weltkrieg erworben. Sie hat fast ihr ganzes Leben hier verbracht, da sie und mein Dad es meinem Großvater abgekauft haben.«
    »Lebt sie noch?«
    »Ja, sie ist rüstige vierundneunzig Jahre alt. Wir mussten sie vor ein paar Monaten in ein Seniorenheim bringen, wo sie die angemessene Pflege erhält. Sie bestand darauf, dass wir hier einziehen, als der Kleine unterwegs war. Dann hätten wir zumindest mehr Platz.«
    »Ihre Mum könnte uns vielleicht weiterhelfen«, sagte Julie. »Wir suchen nach alten Aufzeichnungen aus dem Krieg, die Ihr Großvater vielleicht mal besessen hat.«
    Norris überlegte einen Moment. »Mum hat alles bekommen, was meine Großeltern hinterlassen haben«, sagte sie. »Ich weiß allerdings, dass sie das meiste im Laufe der Jahre weggeworfen hat. Aber es sind noch immer ein paar alte Bücher und Fotografien im Kinderzimmer, die Sie sich gerne ansehen dürfen.«
    Leise führte sie sie eine Treppe hinauf und in ein kleines hellblau dekoriertes Zimmer mit einer hölzernen Wiege an einer Wand. Das Kind legte sie behutsam in die Wiege. Dabei gab es einen leisen Jammerlaut von sich, schlief aber gleich wieder ein.
    »Hier drüben sind die Sachen meines Großvaters«, flüsterte sie und trat an ein hohes Holzregal. Alte, in Leinen gebundene Bücher füllten die Fächer. Davor standen Schwarzweißfotos von Männern in Uniform.
    Julie nahm eine Fotografie hoch, die einen jungen Soldaten zeigte, der neben Kitchener stand. »Ist das Ihr

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