Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Großvater?«
    »Ja, mit Lord Kitchener. Er führte die gesamte Armee während des Krieges. Wussten Sie das?«
    Julie lächelte. »Ja. Er ist auch der eigentliche Grund, weshalb wir hergekommen sind.«
    »Großvater sprach oft davon, dass er beinahe mit Kitchener gestorben wäre – auf seinem Schiff, während der Fahrt nach Russland. Aber sein Vater war gerade schwerkrank, und Kitchener hatte ihn von der Reise freigestellt.«
    »Ericka, wir haben einen Brief von Ihrem Großvater gefunden, aus dem hervorgeht, dass ihm Kitchener sein persönliches Tagebuch zur Aufbewahrung geschickt hat«, sagte Julie. »Wir hoffen, dieses Tagebuch hier zu finden.«
    »Wenn Großvater es behalten hat, dann muss es hier sein. Bitte, schauen Sie sich ruhig um.«
    Julie hatte Kitcheners frühere Aufzeichnungen gelesen, die er stets in kleinen Büchern mit festem Einband verewigt hatte. Sie ließ den Blick über die Buchrücken im Regal schweifen und erstarrte, als sie ein ähnlich gebundenes Buch auf dem obersten Regalbrett entdeckte.
    »Summer… reichen Sie an dieses kleine blaue Buch da oben heran?«, fragte sie mit mühsam gebremster Erregung.
    Summer erhob sich auf die Zehenspitzen, griff nach oben, holte das Buch heraus und reichte es Julie. Der Herzschlag der Historikerin beschleunigte sich, als sie feststellte, dass weder auf dem Rücken noch auf dem Buchdeckel ein Titel aufgedruckt war. Langsam schlug sie das Buch auf und blätterte weiter zu einer linierten Titelseite. In gestochener Handschrift stand dort zu lesen:
    TAGEBUCH VON HHK 1. JAN. 1916
    »Das ist es«, platzte Summer heraus und starrte auf die Buchseite.
    Julie blätterte weiter und begann mit der Lektüre der ersten Eintragungen, in denen der Autor seine Bemühungen schilderte, weitere Gelder zur Bezahlung neuer Rekruten bewilligt zu bekommen. Sie blätterte bald bis zum letzten Eintrag weiter, der sich etwa in der Mitte des Buches befand und auf den 1. Juni 1916 datiert war.
    Dann klappte sie es zu und sah Ericka Norris hoffnungsvoll an.
    »Dieses verschollene Tagebuch wurde von Historikern, die sich mit Kitchener beschäftigen, immer wieder gesucht«, sagte sie andächtig.
    »Wenn es für Sie so wichtig ist, dann nehmen Sie es ruhig mit«, sagte die junge Frau und machte eine Geste in Richtung des Buches, als hätte es für sie keinerlei Bedeutung. »Hier wird es so bald niemand lesen«, fügte sie hinzu und sah lächelnd auf ihr schlafendes Kind.
    »Ich werde es der Kitchener-Sammlung auf Broome Park stiften, falls Sie es sich jemals anders überlegen sollten.«
    »Großvater würde sich gewiss freuen, wenn er wüsste, dass es noch immer Leute gibt, die sich für Kitchener und den, wie er es nannte, ›Großen Krieg‹ interessieren.«
    Julie und Summer bedankten sich bei der jungen Mutter für das Tagebuch, dann schlichen sie auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und verließen das Haus.
    »Ihr Abstecher nach Dover hat sich als unerwarteter Glücksfall erwiesen«, sagte Julie strahlend, während sie zu ihrem Wagen gingen.
    »Beharrlichkeit führt fast immer zum Erfolg«, erwiderte Summer.
    In ihrer Begeisterung über den Fund achtete Julie nicht auf das schwarze Motorrad, das ihnen von der Dorchester Lane und auf die Straße nach Canterbury folgte und dabei mit gleich bleibender Geschwindigkeit einen Abstand von mehreren Wagen zu ihnen hielt.
    Während Julie fuhr, blätterte Summer in dem Tagebuch und las besonders interessante Passagen laut vor.
    »Hören Sie sich das mal an«, sagte sie. »›Dritter März. Habe soeben einen unerwarteten Brief des Erzbischofs von Canterbury erhalten, in dem er darum bittet, das Manifest in Augenschein nehmen zu dürfen. Endlich ist die Katze aus dem Sack, obgleich ich nicht weiß, wie es dazu kommen konnte. Der selige Dr. Worthington hat mir seine lebenslange Verschwiegenheit geschworen, aber vielleicht ist er im Angesicht des Todes schwach geworden. Egal. Ich habe die Einladung des Erzbischofs abgelehnt – mit dem Risiko, mir seinen Zorn zuzuziehen, in der Hoffnung, dass die Angelegenheit aufgeschoben werden kann, bis wieder Frieden herrscht‹.«
    »Dr. Worthington, sagten Sie?«, fragte Julie. »Er war um die Jahrhundertwende ein bekannter Archäologe aus Cambridge. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, hat er mehrere bedeutende Ausgrabungen in Palästina durchgeführt.«
    »Das wäre wirklich eine seltsame Verbindung«, meinte Summer und blätterte weiter. »Kitchener hatte recht damit, dass er den Zorn des

Weitere Kostenlose Bücher