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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Vorgeschichte von
Beißattacken. Jetzt sitz´ ich hier mit einem aggressiven, nachtaktiven Hamster,
der aussieht wie ein Ratte und total verhaltensgestört ist, da er tagsüber nie
zum Schlafen kommt. Schließlich lebt er während des Schuljahres in der Schule
und irgendein Kind klopft oder zerrt immer an seinem Käfig rum.

 
    Selbstverständlich hat mir die
Lehrerin auch erst auf dem Weg nach draußen nachgerufen, dass Mr. Chumpy ja nun schon zweieinhalb Jahre alt sei und damit
eher am Ende seines Hamsterdaseins stehe. Ich werde als die Mutter, die den Klassenhamster umgebracht hat, in die Schulgeschichte
eingehen.

 
    Das alles würde ja noch gehen, wenn
da nicht auch noch der dicke, schwarze Kater wäre. Den hatte ich im Überschwang
des letzten Schultages ganz vergessen. Sieben Kilo schwarzer, gewaltbereiter
Kater sitzen nun vor dem Schrank, auf dem Mr. Chumpy sein Übergangsdasein fristet, und miauen. In voller Lautstärke. Die
Nachbarskatzen, die draußen darauf warten, verprügelt zu werden, sind
vergessen. Es zählt nur noch die überdimensionale Maus, die da oben auf dem
Schrank sitzt.

 
    Das werden lange vier Wochen.

28. ) Der
Sommer-Junggeselle

 
    Jedes Jahr Anfang Juli ist Dubai
auf einmal wie leer gefegt. Die Schulferien haben angefangen und alle Mütter,
die nicht auf den Schulhamster aufpassen müssen, nutzen die Gelegenheit, mit
ihren Kindern Dubai, der Hitze und dem anstehenden Ramadan für zwei Monate den
Rücken zu kehren. Zurück bleiben die Väter, die ihren Familien für gewöhnlich
nur für zwei bis drei Wochen folgen und den Rest der Zeit in Dubai arbeiten
müssen.

 
    Das Wort „Sommer-Junggeselle“ ist
in Dubai entsprechend ein feststehender Begriff und im Juli und August trifft
man sie überall: Familienväter, die plötzlich auf sich selbst gestellt sind.
Man kann zwei – sehr unterschiedliche Arten – dieser Spezies
unterscheiden:

 
    Da wäre zum einen der vereinsamte
Sommer-Junggeselle. Ihn trifft man zu Beginn der Ferien fast ausschließlich in
den Food-Courts der Malls, wo er mit glücklichem Gesicht Unmengen Pommes
Frites, Hamburger und andere, möglichst fettige Dinge in sich hineinstopft und
das alles endlich mal ohne auf seine schlechten Cholesterin-Werte oder seinen
Rettungsring am Bauch hingewiesen zu werden.

 
    Nach ein bis zwei Wochen im
Junk-Food-Himmel trifft man ihn immer öfter im Supermarkt. „Etwas
Selbstgekochtes wäre doch mal wieder schön“, sagt sein Gesichtsausdruck. Seine
fahle, speckige Gesichtshaut spricht ebenfalls Bände.
    Unschlüssig und unglücklich steht
er vor den Regalen des Supermarkts und überlegt, ob wirklich Tomaten in eine
Bolognese-Sauce kommen? Warum in drei Gottes Namen sehen die Nudeln in den
Paketen so komisch und hart aus? Muss man die etwa vor dem Essen kochen? Und
wenn ja, wie geht das?

 
    Nach vier Wochen ruft er die
wenigen Freunde an, deren Telefonnummern er hat – für das Sozialleben ist
die Ehefrau zuständig – und versucht, eine Essenseinladung zu bekommen.
Was meist nicht funktioniert, da die Dame des anderen Hauses ebenfalls
ausgeflogen ist.
    Mittlerweile verflucht diese Form
des Sommer-Junggesellen die blöden Sommerferien verbittert und wünscht sich
seine Frau zurück. Nicht, weil er sie so schrecklich vermisst, sondern weil er
keine Ahnung hat, wie die Waschmaschine funktioniert und die Spülmaschine hat
die Nutzung von Weichspüler anstatt Spülmaschinen-Tabs auch nicht überlebt.

 
    Der vereinsamte Sommer-Junggeselle
ist die harmlose Variante, die die ausgeflogene
Dubai-Ehefrau sich wünscht – schließlich lebt sie nach ihrer Rückkehr
mindestens 4 Wochen lang   im
Ehehimmel und ihr Mann vergöttert sie und ihre Kochkünste. Dann hat er den
Sommer vergessen.

 
    Dann gibt es noch den glücklichen
Sommer-Junggesellen. Den wünscht sich garantiert keine Ehefrau: Er genießt die
Zeit allein und nutzt sie, um mit anderen glücklichen Sommer-Junggesellen durch
die Bars zu ziehen und mal so richtig auf den Putz zu hauen. Nicht selten hat
er eine oder mehrere Affären und schreckt dabei sogar vor der Maid des Hauses
nicht zurück.

 
    Wenn die Ehefrau nach zwei Monaten
zurückkommt, ist der Spuk vorbei und der glückliche Sommer-Junggeselle für die
nächsten zehn Monaten wieder treusorgender Ehemann. Bis zum nächsten Sommer. Es
sei denn, er hat es tatsächlich übertrieben. So, wie der Ehemann einer Dame,
deren Leid nach Ende der Sommerferien für Gesprächsstoff auf dem

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