Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
gerade auf dem Heimweg vom Skifahren aus dem Engadin.»
UNO-Generalsekretär Kofi Annan ist am Telefon und kommt gleich zur Sache:
«Dolfi … »
Kofi Annan hat ihn immer Dolfi genannt.
«… I would like to appoint you as my Special Adviser on Sport for Development and Peace. – Ich würde dich gerne zu meinem Sonderberater für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden ernennen.»
Die Verbindung droht abzubrechen. Dolfi kann nur noch rasch in die Gegensprechanlage rufen: «Please, call me back in two hours!» Die Verbindung bricht ab. Adolf Ogi weiss nicht, ob Kofi Annan ihn noch verstanden hat.
Katrin ist ob des Lärms erwacht und schaltet sich ein, gar nicht zufrieden mit dem Ablauf des Gesprächs. Sie hat nicht mehr mitbekommen, wer am Telefon war: «Wem hast du jetzt das Telefon einfach so aufgehängt? Das gehört sich doch nicht!» Der aufgeregte Ehemann rechtfertigt sich: «Es war Kofi Annan, aber wir wurden unterbrochen. Hoffentlich hat er mich noch verstanden.»
Beiläufig erfährt er, dass sein hohes Amt mit einem symbolischen Gehalt von einem Dollar pro Jahr entlohnt wird. Er erhält ihn nur im ersten Jahr.
Kaum sind Ogis zu Hause in Fraubrunnen angekommen, ruft Kofi Annan gegen 19.00 Uhr aus New York wieder an. Bald ist Essenszeit am East River. Dölf erinnert sich: «Kofi ging in New York in der Regel immer erst nach 13.00 Uhr essen.»
Der UNO-Generalsekretär wiederholt seine Bitte und lässt Adolf Ogi gar keine Zeit zu überlegen: Ob er im März für ihn nach Alaska reisen könne zu den 7. Special Olympics in Anchorage? Die Sportlerinnen und Sportler mit geistiger und Mehrfach-Behinderung müssten unbedingt von einem offiziellen UNO-Sonderbotschafter besucht werden.
Nachher könne er noch rasch in New York vorbeikommen, um den Auftrag und das Pflichtenheft entgegenzunehmen.
Adolf Ogi überlegt nicht lange. Er fragt auch nicht, ob und wie dieser Auftrag vergütet wird, sondern sagt einfach zu.
Er kann auch noch gar nicht abschätzen, worauf er sich da einlässt. Er macht es einfach.
Vorbei ist es mit zusammenhängenden Ferien. Ogi packt an, wie gewohnt, und macht natürlich das Beste aus seinem neuen Job. Beiläufig erfährt er, dass sein hohes Amt mit einem symbolischen Gehalt von einem Dollar pro Jahr entlohnt wird. Er erhält ihn nur im ersten Jahr. Danach geht der Lohn von Adolf Ogi in der UNO-Bürokratie unter.
2006, nach dem Rücktritt von Kofi Annan als Generalsekretär, bittet ihn der «Neue», Ban Ki Moon, in Genf, unbedingt weiterzumachen. Ban Ki Moon erkundigt sich in diesem Zusammenhang, wie er als «Special Adviser on Sport for Development and Peace» entschädigt werde. Ogi antwortet: «Mit dem üblichen Dollar.» Aber er habe ihn nur im ersten Jahr erhalten. Da greift der neue UNO-Generalsekretär zum Portemonnaie und überreicht ihm einen 20-Dollarschein. Ogi wehrt ab: «Nein, nein Herr Generalsekretär! Ich bleibe nicht 20 Jahre…» Ban Ki Moon lacht laut heraus. Mitarbeiter stürmen aufgeregt ins Zimmer, weil sie ihren «Banki» noch nie so lachen gehört haben.
Im Jahre 1999 hat Kofi Annan beim World Economic Forum (WEF) in Davos seinen «United Nations Global Compact» bekannt gegeben und die Wurzeln für Adolf Ogis Wirken in der UNO gelegt. Der UNO-Generalsekretär tritt in Davos für eine nachhaltige, soziale Politik ein. Wir bräuchten dringend eine bessere Welt, so Kofi Annan. Die Politik, die Wirtschaft, die Wissenschaft, sie alle müssten das mittragen. Die neue Welt brauche aber nicht nur Politiker, Wirtschaftsführer, Wissenschaftler und Religionsführer. Die Welt brauche auch die Jugend. Die Leader von morgen. Und dafür bräuchten wir den Sport als verbindendes Element.
Infrage käme dafür auch noch die Musik. Aber Adolf Ogi widerspricht: «In Afrika gibt es zu wenig Klaviere und Violinen.» Sport sei da einfacher.
In seinem Genfer Büro erzählt Kofi Annan Jahre später – nach der Zeit als UNO-Generalsekretär – mit seiner leisen, getragenen Stimme über seine Freundschaft und Beziehung zu Adolf Ogi. Kofi Annan ist nach der UNO-Zeit für seine «Kofi Annan Foundation» tätig, eine kleine, feine Stiftung, die vor allem auf die Nahrungsmittelversorgung in Afrika fokussiert ist. Kofi Annans Stiftung vermittelt nicht nur in Syrien, sondern auch auf dem afrikanischen Kontinent, so wie er das als früherer UNOGeneralsekretär auch schon getan hat.
Die neue Welt braucht die Jugend. Die Leader von morgen. Und dafür brauchen wir den Sport als
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