Wunder
später mit nach Hause.
»Wo geht sie denn zur Schule?«, fragte Mr. Pomann und erhob sich.
»Sie fängt im Herbst an der Faulkner High School an.«
»Wow, auf diese Schule kommt man nicht so einfach. Wie schön für sie!«
»Danke«, sagte Mom und nickte. »Es wird allerdings eine ziemliche Fahrerei. Mit dem A Train runter zur Eighty-Sixth, dann mit dem Stadtbus bis zur East Side. So dauert es eine Stunde, dabei wären es auf direktem Weg nur fünfzehn Minuten.«
»Aber es lohnt sich. Ich kenne ein paar Kids, die auf die Faulkner gehen und total begeistert sind«, sagte Mr. Pomann.
»Wir müssen jetzt echt los, Mom«, sagte ich und zupfte an ihrer Handtasche.
Danach verabschiedeten wir uns ziemlich schnell. Ich glaube, Mr. Pomann war ein wenig überrascht, dass wir so plötzlich aufbrachen, und dann fragte ich mich, ob er Jack und Charlotte die Schuld geben würde, obwohl es eigentlich nur Julian war, durch den ich mich so unwohl gefühlt hatte.
»Alle waren sehr nett«, sagte ich deshalb noch zu Mr. Pomann, bevor wir gingen.
»Ich freue mich darauf, dich als Schüler zu haben«, sagte Mr. Pomann und klopfte mir freundlich auf den Rücken.
»Ciao«, sagte ich zu Jack, Charlotte und Julian, aber ich schaute sie nicht an – schaute überhaupt nicht auf, bis ich aus dem Gebäude heraus war.
Zu Hause
Sobald wir einen halben Block von der Schule entfernt waren, fragte Mom: »Also … wie ist es gelaufen? Hat es dir gefallen?«
»Jetzt nicht, Mom. Wenn wir zu Hause sind«, sagte ich.
Zu Hause rannte ich sofort in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Ich merkte, dass Mom nicht wusste, was los war, und ich glaube, ich wusste es selbst eigentlich auch nicht. Ich fühlte mich sehr traurig und gleichzeitig ein klein wenig glücklich, so ähnlich wie vorhin, als mir nach lachen und weinen gleichzeitig zumute war.
Meine Hündin Daisy kam hinter mir her in mein Zimmer, sprang aufs Bett und fing an, mein ganzes Gesicht abzulecken.
»Wer ist ein braves Mädchen?«, sagte ich mit der Stimme meines Vaters. »Wer ist ein braves Mädchen?«
»Ist alles okay, mein Schatz?«, fragte Mom. Sie wollte sich neben mich setzen, aber Daisy nahm das ganze Bett in Beschlag. »Entschuldige, Daisy.« Sie setzte sich und schob Daisy beiseite. »Waren diese Kinder nicht nett zu dir, Auggie?«
»Doch«, sagte ich, und das war ja nur zur Hälfte gelogen. »Sie waren okay.«
»Aber waren sie nett? Mr. Pomann konnte gar nicht genug betonen, wie reizend diese Kinder wären.«
»Eh-eh.« Ich nickte, schaute aber weiter Daisy an, küsste ihre Schnauze und rieb ihr Ohr, bis sie mit dem Hinterbein ihre typische Flohkratzbewegung machte.
»Dieser Julian machte einen besonders netten Eindruck«, sagte Mom.
»Oh nein, der war am wenigsten nett. Dafür mochte ich Jack. Der war nett. Ich dachte, er würde Jack Will mit Vornamen heißen, aber er heißt bloß Jack.«
»Warte, vielleicht bringe ich sie durcheinander. Welcher war der mit den dunklen Haaren, die er so in die Stirn gekämmt hatte?«
»Julian.«
»Und der war nicht nett?«
»Nein, nett war er nicht.«
»Oh.« Sie dachte einen Moment lang darüber nach. »Okay, dann ist das eins dieser Kinder, die sich vor Erwachsenen ganz anders verhalten als vor Kindern?«
»Kann sein.«
»Ah, die kann ich nicht ausstehen«, erwiderte sie und nickte.
»Er hat gefragt: Was ist das mit deinem Gesicht?«, sagte ich und schaute die ganze Zeit Daisy an. »Ist das bei einem Brand passiert oder so was?«
Mom sagte gar nichts. Als ich zu ihr aufschaute, konnte ich erkennen, dass sie vollkommen schockiert war.
»Er hat’s nicht auf ne gemeine Art gesagt«, fügte ich schnell hinzu. »Er hat bloß gefragt.«
Mom nickte.
»Aber Jack mochte ich wirklich«, sagte ich. »Der hat gesagt: Halt die Klappe, Julian! Und Charlotte hat gesagt: Du bist so unhöflich, Julian!«
Mom nickte wieder. Sie drückte ihre Finger gegen ihre Stirn, als wenn sie Kopfschmerzen hätte.
»Es tut mir so leid, Auggie«, sagte sie leise. Ihre Wangen waren knallrot.
»Nein, es ist okay, Mom, echt.«
»Du musst nicht zur Schule gehen, wenn du nicht willst, Schatz.«
»Ich will aber«, sagte ich.
»Auggie …«
»Echt, Mom. Ich will.« Und es war nicht gelogen.
Einschulungs-Schmetterlinge
Ja okay, ich geb zu, dass ich am ersten Schultag so aufgeregt war, dass sich die Schmetterlinge in meinem Bauch anfühlten, als würden ausgewachsene Tauben in mir rumflattern. Mom und Dad waren wahrscheinlich auch ein
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