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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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Jack.
    »Riechst du das? Riecht wie Knallfrösche«, sagte er und kam zu mir herüber.
    »Ja, genau, das ist es«, sagte ich und machte meinen Reißverschluss zu. »Krass.«
    »Geh’n wir.«

Alien
     
    Wir schlugen den Weg ein, auf dem wir gekommen waren, direkt auf die riesige Leinwand zu. In dem Moment liefen wir einer Gruppe von Schülern in die Arme, die wir nicht kannten. Sie waren gerade aus dem Wald gekommen, wo sie bestimmt irgendwas gemacht hatten, von dem ihre Lehrer nichts wissen sollten. Ich konnte jetzt den Qualm riechen, der sie umgab, den Geruch sowohl von Krachern als auch von Zigaretten. Sie deuteten mit einer Taschenlampe auf uns. Es waren sechs: vier Jungs und zwei Mädchen. Sie sahen aus, als würden sie in die siebte Klasse gehen.
    »Von welcher Schule seid ihr?«, rief einer der Jungs.
    »Beecher Prep!«, antwortete Jack, als eines der Mädchen ganz plötzlich zu schreien begann.
    »Oh mein Gott!«, kreischte sie und hielt sich die Hände vor die Augen, als würde sie weinen. Ich dachte, dass ihr vielleicht ein großer Käfer ins Gesicht geflogen war oder so was.
    »Gibt’s ja nicht!«, rief einer der Jungs und fing an, seine Hand in der Luft zu schütteln, als hätte er gerade was Heißes angefasst. Und dann bedeckte er seinen Mund. »Ach du Kacke, Mann! Kann doch nicht wahr sein!«
    Sie fingen jetzt alle an zu lachen und sich kurz die Augen zuzuhalten, sie stießen sich gegenseitig an und fluchten laut.
    »Was ist das?«, fragte der Junge, der die Taschenlampe auf uns gerichtet hielt, und erst in diesem Moment wurde mir klar, dass mir das Licht direkt ins Gesicht leuchtete – und dass das, worüber sie redeten – was sie zum Schreien brachte –, ich war.
    »Lass uns hier abhauen«, sagte Jack leise zu mir, und dann zog er mich am Ärmel meines Pullis und fing an, sich davonzumachen.
    »Wartet, wartet, wartet!«, brüllte der Junge mit der Taschenlampe und schnitt uns den Weg ab. Er leuchtete mir wieder direkt ins Gesicht, und diesmal war er höchstens anderthalb Meter entfernt. »Oh Mann! Oh Mann!!!«, sagte er und schüttelte mit weit offenem Mund den Kopf. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    »Hör auf, Eddie«, sagte eines der Mädchen.
    »Ich wusste gar nicht, dass wir heute Herr der Ringe gucken!«, sagte er. »Schaut mal, Leute, das ist Gollum!«
    Seine Freunde rasteten aus vor Lachen.
    Wieder versuchten wir, von ihnen wegzukommen, und wieder schnitt uns der Junge namens Eddie den Weg ab. Er war mindestens einen Kopf größer als Jack, der etwa einen Kopf größer ist als ich. Für mich sah der Typ also riesig aus.
    »Nein, Mann, das ist Alien !«, sagte einer der anderen.
    »Nein, nein, nein, Mann. Es ist ein Ork!«, lachte Eddie und hielt mir wieder die Taschenlampe ins Gesicht. Diesmal stand er direkt vor uns.
    »Lass ihn in Ruhe, okay?«, sagte Jack und schob die Hand weg, die die Taschenlampe hielt.
    »Zwing mich doch«, antwortete Eddie und hielt das Licht jetzt Jack ins Gesicht.
    »Was ist denn dein Problem, Alter?«, fragte Jack.
    »Dein kleiner Loverboy ist mein Problem!«
    »Jack, lass uns gehen«, sagte ich und zog ihn am Arm.
    »Oh Mann, es kann sprechen!«, schrie Eddie und leuchtete wieder mir ins Gesicht. Dann warf einer der anderen Jungs einen Kracher direkt vor unsere Füße.
    Jack versuchte, sich an Eddie vorbeizudrängen, aber Eddie packte Jack an den Schultern und schubste ihn, sodass Jack nach hinten stürzte.
    »Eddie!«, schrie eins der Mädchen.
    »Hört mal«, sagte ich, trat vor Jack und hielt meine Hände wie ein Verkehrspolizist in die Luft. »Wir sind viel kleiner als ihr, Leute …«
    »Sprichst du mit mir, Freddie Krueger? Ich glaub, mit mir willst du dich lieber nicht anlegen, du hässliche Missgeburt«, sagte Eddie. Und das war der Punkt, an dem ich wusste, dass ich so schnell wegrennen sollte, wie ich nur konnte. Aber Jack lag noch immer auf dem Boden, und ich hatte nicht vor, ihn zurückzulassen.
    »Hey, Alter«, sagte eine Stimme hinter uns. »Was is’n los, Mann?«
    Eddie wirbelte herum und richtete seine Taschenlampe auf die Stimme. Eine Sekunde lang konnte ich nicht glauben, wer da stand.
    »Lass sie in Ruhe, Mann«, sagte Amos, und Miles und Henry standen direkt hinter ihm.
    »Sagt wer?«, fragte einer der Jungs, die zu Eddie gehörten.
    »Lass sie einfach in Ruhe, Mann«, wiederholte Amos ruhig.
    »Bist du auch ne Missgeburt?«, fragte Eddie.
    »Das sind alles Missgeburten!«, sagte einer seiner Freunde.
    Amos antwortete ihm nicht,

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