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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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Geländegrenzen, die durch die orangefarbenen Kegel an den Enden der Wiese markiert sind. Betretet nicht das Maisfeld oder den Wald. Bitte beschränkt das Herumlaufen auf ein Minimum. Selbst wenn euch nicht danach sein sollte, euch den Film anzuschauen, geht es euren Mitschülern sicher anders, seid also bitte höflich: Unterhaltet euch nicht, spielt keine Musik, rennt nicht herum. Die Toiletten befinden sich auf der anderen Seite der Imbissstände. Wenn der Film zu Ende ist, wird es ziemlich dunkel sein, deshalb bitten wir euch, bei euren Schulgruppen zu bleiben, wenn ihr euch auf den Weg zu den Bussen macht. Liebe Lehrer, mindestens eine Person wird nach der Großen Filmnacht bei uns in Broarwood immer vermisst: Lassen Sie es nicht in Ihrer Gruppe passieren! Der Film, den wir heute zeigen, ist … Meine Lieder, meine Träume !«
    Ich fing sofort an zu applaudieren, auch wenn ich ihn schon ein paar Mal gesehen hatte, weil es Vias absoluter Lieblingsfilm ist. Aber ich war überrascht, dass ein ganzer Haufen von Kindern (nicht von der Beecher) buhte und zischte und lachte. Irgendjemand von der rechten Seite des Feldes warf sogar eine Limodose gegen die Leinwand, was Mr. Pomann zu überraschen schien. Ich sah, wie er aufstand und in die Richtung blickte, aus der der Wurf gekommen war, aber ich wusste ja, dass er im Dunkeln nichts erkennen konnte.
    Der Film fing sofort an. Die Stadionlichter wurden abgedunkelt. Maria, die Nonne, die in dem Musical auf die Salzburger Kinder aufpasst, stand auf der Bergspitze und drehte sich immer im Kreis. Es war ganz plötzlich frisch geworden, also zog ich mir meinen gelben Montauk-Kapuzenpulli über, stellte die Lautstärke an meinen Hörgeräten ein, lehnte mich gegen meinen Rucksack und schaute mir den Film an.
    Maria sang: The hills are alive …

Es ist was im Busch
     
    So ungefähr bei der langweiligen Stelle, wo dieser Typ namens Rolf und die älteste Tochter You are sixteen, going on seventeen singen, stupste Jack mich an.
    »Mann, ich muss pinkeln«, sagte er.
    Wir standen beide auf und hüpften wie bei Himmel und Hölle über die Schüler, die auf den Schlafsacken hockten oder lagen. Summer winkte uns zu, als wir an ihr vorbeikamen, und ich winkte zurück.
    Bei den Imbisswagen liefen jede Menge Schüler aus den anderen Schulen herum, spielten an den Buden oder hingen einfach ab.
    Natürlich gab es eine riesige Schlange vor den Toiletten.
    »Vergiss es. Ich such mir einfach einen Baum«, sagte Jack.
    »Ist doch eklig, Jack. Lass uns warten«, erwiderte ich.
    Aber er steuerte schon die Baumreihe am Rand des Feldes an, obwohl das hinter der Markierung mit den orangefarbenen Kegeln lag, die wir ja nicht überschreiten sollten. Natürlich folgte ich ihm. Und natürlich hatten wir unsere Taschenlampen vergessen. Es war jetzt so dunkel, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes keine zehn Schritt weit sehen konnten, während wir in den Wald hineingingen. Zum Glück spendete der Film uns ein bisschen Licht, und als wir plötzlich Taschenlampenlichter aus dem Wald auf uns zukommen sahen, erkannten wir gleich, dass es Henry, Miles und Amos waren. Ich nehme an, sie hatten auch keine Lust gehabt, sich vor den Klos in die Schlange zu stellen.
    Miles und Henry sprachen noch immer nicht mit Jack, aber Amos hatte den Krieg schon vor einer ganzen Weile abgeschrieben. Er nickte uns zur Begrüßung zu, als sie an uns vorbeikamen.
    »Seht euch vor den Bären vor!«, rief Henry, und er und Miles lachten, während sie weitergingen.
    Amos schüttelte den Kopf, als wolle er uns sagen: Achtet gar nicht auf die.
    Jack und ich gingen noch ein weiteres Stückchen, bis wir richtig im Wald waren. Dann suchte Jack nach dem perfekten Baum und erledigte endlich sein Geschäft, auch wenn es mir vorkam, als bräuchte er ewig dafür.
    Im Wald waren überall laute und merkwürdige Geräusche zu hören, Zirpen und Krächzen, als würde sich eine ganze Wand voller Laute aus den Bäumen herausschieben. Dann hörten wir es nicht weit von uns heftig knallen, als würden Spielzeugpistolen abgefeuert. Von Insekten stammten diese Geräusche jedenfalls nicht. Und weit weg, wie in einer anderen Welt, konnten wir hören, wie Maria Raindrops on roses and whiskers on kittens sang.
    »Ah, geht mir schon viel besser«, sagte Jack und machte seinen Hosenstall zu.
    »Jetzt muss ich pinkeln«, sagte ich, was ich dann auch am nächstbesten Baum erledigte. Auf keinen Fall wäre ich so tief in den Wald hineingelaufen wie

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