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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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»War cool, wie du dich vor die hingestellt hast, kleiner Mann«, sagte er und gab mir Fünf.
    »Yeah, Auggie«, sagte Miles und gab mir auch Fünf. »Und du nur so: Wir sind kleiner als ihr, Leute …«
    »Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte!«, lachte ich.
    »Sehr cool«, sagte Henry und gab mir auch Fünf. »Sorry, dass ich deinen Pulli zerrissen habe.«
    Ich schaute an mir herunter, und mein Pulli war tatsächlich in der Mitte komplett zerrissen. Der eine Ärmel war abgerissen, und der andere war derartig gedehnt, dass er mir bis zu den Knien hing.
    »Hey, dein Ellbogen blutet«, sagte Jack.
    »Ja.« Ich zuckte mit den Schultern. Es fing an, tierisch wehzutun.
    »Bist du okay?«, fragte Jack, als er mein Gesicht sah.
    Ich nickte. Plötzlich war mir zum Heulen zumute, und ich bemühte mich eisern, es nicht zu tun.
    »Warte, deine Hörgeräte sind weg!«, sagte Jack.
    »Was?«, rief ich aus und fasste mir an die Ohren. Der Hörgerätbügel war definitiv nicht mehr da. Deshalb kam ich mir vor, als wäre ich unter Wasser! »Oh nein«, sagte ich, und in dem Moment konnte ich es nicht mehr zurückhalten. Alles, was gerade passiert war, übermannte mich, und ich konnte nichts dagegen tun: Ich fing an zu heulen. Also so richtig: das, was Mom immer die »Großen Wasserspiele« nennt. Mir war das so peinlich, dass ich mein Gesicht hinter meinem Arm verbarg, doch die Tränen konnte ich nicht zurückhalten.
    Die Jungs waren aber echt nett zu mir. Sie klopften mir auf den Rücken.
    »Ist okay, Mann. Ist okay«, sagten sie.
    »Du bist echt ein tapferer kleiner Typ, weißt du das?«, sagte Amos und legte seinen Arm um meine Schultern. Und als ich weiterheulte, legte er beide Arme um mich, wie es mein Dad getan hätte, und ließ mich weinen.

Die kaiserliche Wache
     
    Wir bahnten uns gute zehn Minuten lang unseren Weg zurück durchs Gras und suchten nach meinen Hörgeräten, aber es war viel zu dunkel, um irgendwas zu erkennen. Wir mussten uns gegenseitig an den T-Shirts festhalten, damit wir nicht übereinander stolperten. Es war, als wäre um uns herum schwarze Tinte ausgeschüttet worden.
    »Das ist hoffnungslos«, sagte Henry. »Die könnten überall sein.«
    »Vielleicht können wir mit einer Taschenlampe wiederkommen«, sagte Amos.
    »Nein, ist schon okay«, antwortete ich. »Lasst uns einfach zurückgehen. Aber vielen Dank.«
    Wir machten kehrt und gingen quer durchs Maisfeld, bis die Rückseite der riesigen Leinwand in Sicht kam. Da sie von uns wegzeigte, schien kein Licht auf uns, bis wir um sie herumgegangen und zum Waldrand gelangt waren. Dort sahen wir dann schließlich entfernt das Licht.
    Von den Siebtklässlern war nirgendwo die geringste Spur.
    »Wo, meint ihr, sind die hingelaufen?«, fragte Jack.
    »Zu den Imbisswagen zurück«, sagte Amos. »Die glauben wahrscheinlich, dass wir sie melden.«
    »Machen wir das?«, fragte Henry.
    Sie schauten mich an. Ich schüttelte den Kopf.
    »Okay«, sagte Amos. »Aber, kleiner Mann, lauf hier nicht alleine rum, okay? Wenn du irgendwohin musst, sag uns Bescheid, dann gehen wir mit.«
    »Okay.« Ich nickte.
    Als wir näher zur Leinwand kamen, konnte ich den Song High on a hill was a lonely goatherd hören und die Zuckerwatte von einem der Stände neben den Imbisswagen riechen. Es trieben sich jede Menge Kinder in dieser Ecke herum, also zog ich mir das, was von meinem Kapuzenpulli übrig geblieben war, über den Kopf und hielt ihn gesenkt, die Hände in den Taschen, während wir uns durch die Menge bewegten. Es war lange her, seit ich das letzte Mal ohne meine Hörgeräte unterwegs gewesen war, und ich hatte das Gefühl, als wäre ich kilometertief unter der Erde. Es erinnerte mich an diesen Song, den Miranda mir früher immer vorgesungen hatte: Ground Control to Major Tom, Your circuit’s dead, there’s something wrong …
    Mir fiel allerdings auf, dass Amos direkt neben mir geblieben war. Und Jack war dicht auf meiner anderen Seite. Miles ging uns voraus, und Henry hinter uns her. Sie schirmten mich ab, während wir durch die Menge der Kinder gingen. Als hätte ich meine eigene kaiserliche Wache.

Schlaf
     
Dann traten sie aus dem engen Tal, und mit einem Mal sah sie den Grund. Dort standen Peter und Edmund und der gesamte Rest von Aslans Heer und kämpften verzweifelt gegen die Horde schrecklicher Geschöpfe, die sie in der vergangenen Nacht erblickt hatte; nur dass sie nun, bei Tageslicht, sogar noch seltsamer aussahen, böser und entstellter.
     
    An dieser

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