Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
immerhin schlüssig begründen. Man kann jede einzelne Ursache der
Geschichte und ihre Wirkung nachvollziehen. Zwei nach den Gesetzen der Logik verständliche Handlungsstränge treffen aufeinander
und verbinden sich an einem Punkt zu dem bekannten Ergebnis. Würde man allerdings auch nur eine Einzelheit verändern, käme
es eben nicht mehr dazu. Angenommen, die Firma wäre nicht pleitegegangen, dann hätte die junge Frau vermutlich in Wien studiert
und den Chemiker nie getroffen. Wenn der nicht das Auto von seinem Bruder gekauft hätte, wäre keine Fahrgemeinschaft zustande
gekommen. Hätte sie nicht verschlafen, wäre sie mit den Freunden auf den Hausberg gestiegen und ihrem späteren Mann nicht
nähergekommen. Es sieht also ganz so aus, als wäre ein minuziöser Plan in Erfüllung gegangen, mit dem erklärten Endziel, dass
sich Herr Klein und die zukünftige Frau Klein kennen lernen.
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Die Magie des Zufalls
Solche komplizierten Ereignisketten und Verknüpfungen finden wir bei vielen bedeutenden Ereignissen in unserem Leben. Von
daher sind wir besonders geneigt, nicht von einem Zufall zu sprechen. Je nach unserer Glaubensvorstellung nennen wir es lieber
Schicksal oder Fügung. Tatsächlich sieht es oft so aus, als habe da eine himmlische Kraft die Finger im Spiel – besonders,
wenn noch einige offenbar magische Elemente hinzukommen, so wie ich es erlebt habe.
Der Besitzer des Hauses, in dem ich meine Praxis hatte, kam auf die Idee, das Dachgeschoss auszubauen. Ein halbes Jahr könnte
das schon dauern, meinte er. Die Handwerker rückten an. Anfangs versuchten meine Klienten und ich noch, den Lärm zu ignorieren,
aber es ging nicht. Unter den Bedingungen ließ sich nicht arbeiten. Ich musste mir also eine neue Arbeitsstätte suchen. Hamburg
ist groß. Man sollte annehmen, ich hätte schnell etwas gefunden. Aber das war keineswegs der Fall. Die Büros, die mir gefielen,
waren entweder viel zu teuer oder lagen zu weit weg. Was dagegen in der Nähe angeboten wurde und bezahlbar war, entpuppte
sich bei der Besichtigung als echte Zumutung, wie etwa die kleine Butze über einer Autowerkstatt.
Während dieser Zeit war ich in Berlin zu einer Lesung eingeladen und bummelte vorher noch ein bisschen durch die Stadt. Dabei
geriet ich in einer Seitenstraße vom Kurfürstendamm in eine Galerie. Die Bilder gefielen mir nicht sonderlich, wohl aber die
Galerie mit Parkettboden, schönem Stuck an der Decke und großen Fenstern mit Rundbogen. Unterwegs habe ich meist einen kleinen
Fotoapparat dabei, und so knipste ich ein Foto von dem Raum. »Genau solche Arbeitsräume hätte ich gerne, nur ein bisschen
kleiner«, ging es mir durch den Kopf. Zurück in Hamburg legte ich das Foto in die Schublade und vergaß es. Die Suche nach
Praxisräumen ging weiter. An einem Samstag holte ich mir mal wieder das
Hamburger Abendblatt
, um Annoncen durchzusehen. Weil so schönes Wetter war, setzte ich mich in einen Biergarten und legte die Zeitung auf den
Tisch. Plötzlich kam ein Windstoß und blätterte sie so auf, dass mein Blick direkt auf eine kleine Anzeige fiel, die ich sonst
vielleicht übersehen hätte. Das Angebot |140| klang interessant. Ich rief gleich an und vereinbarte eine Besichtigung. Als ich die Räume sah, traf mich fast der Schlag:
Sie sahen exakt wie die in der Berliner Galerie aus, nur ein bisschen kleiner, mit Parkett, Stuck und Rundbogenfenster, die
es übrigens in Hamburg nur selten gibt. Ich habe meine Praxis dort bis heute – es sieht genauso aus wie auf dem Foto.
Mit meinem Erlebnis stehe ich garantiert nicht alleine da. Wenn Sie sich umhören, werden Sie feststellen, dass fast jeder
so eine Wunsch-Geschichte erzählen kann. Fragen Sie doch mal in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis: »Wie hast du denn deinen
Mann kennen gelernt?« oder: »Wie kommt es, dass du bei der Firma XY arbeitest?« Ich bin sicher, Sie werden interessante Geschichten
hören.
Der Zufall weckt den Wunsch
Vielleicht werden Sie auch erleben, dass Ihnen Menschen berichten, wie der Zufall – wahlweise das Schicksal oder die himmlische
Fügung – sie sogar ohne direkten Wunsch an die richtige Stelle gebracht hat. Meine Geschichte dazu erzähle ich Ihnen jedenfalls
gern.
Mir macht es die größte Freude, Ratgeberbücher zu schreiben. Dabei erlebe ich, was der ungarisch-amerikanische Psychologe
Mihaly Csikszentmihalyi »Flow« nennt. Ich verliere das Gefühl für Zeit und höre erst
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