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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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recht, denn sie ist wirklich hübsch. Dann lehne ich mich ein Stückchen zu Tobias vor und senke die Stimme. »Nur leider sind wir hier keine Modelagentur, sondern eine Plattenfirma. Schick das Mädchen zu
Germany’s Next Topmodel,
da hat es bestimmt gute Chancen.«
    »Aber, aber, aber …« Tobias unterbricht sich und betrachtet angestrengt seine Fingernägel.
    »Aber was?«
    »Ich habe …« Er läuft ein bisschen rot an und beginnt nun tatsächlich, an seinen Nägeln zu kauen. »Ich, äh, hab ihrem Management schon gesagt, dass wir ihr einen Künstlervertrag geben werden.«
    »Tja«, ich zucke mit den Schultern, »dann wirst du wohl das Management anrufen und denen sagen müssen, dass daraus doch nichts wird.« Gleichzeitig frage ich mich: Wie kommt diese quäkende Tröte an ein Management? Sind die da taub? Na ja, ich kenne so etwas schon: In solchen Fällen ist der
Manager
dann meist der überambitionierte Vater, der unbedingt will, dass sein Töchterchen ganz groß rauskommt. Könnte wetten, die Trine taucht in der nächsten Staffel von DSDS auf. Dann kann Dieter Bohlen ihr sagen, dass sie kein Talent hat, dafür findet er ja immer genau die richtigen zartfühlenden Worte.
    »Können wir nicht trotzdem«, unterbricht Tobias meine Gedanken, »ein paar Probeaufnahmen mit ihr machen?«
    Mannomann, der ist echt hartnäckig!
    »Nein«, erwidere ich knapp. »Können wir nicht.«
    »Es kann aber doch sein, dass sie im Studio …«
    »Nein!«, unterbreche ich ihn und merke, dass ich langsam richtig genervt werde. »Das Mädchen kann nicht singen, die Komposition ist Mist, und die Texte sind ganz großer Dreck! Da stimmt nichts, aber auch rein gar nichts!«
    Tobias zögert einen Moment, dann schnappt er sich den Umschlag, stopft das Foto wieder rein, steht auf und trollt sich mit hängenden Schultern aus meinem Büro. Er ist schon fast aus der Tür, als ich ein grummeliges »Zicke« vernehme.
    »Danke schön!«, flöte ich ihm hinterher und muss dabei fast lachen. Irgendwie ist es ja niedlich, wie Tobias hier eben gekämpft hat. Aber wenn wir jedes hoffnungsvolle Sternchen unter Vertrag nehmen, dem der liebe Gott ein bisschen zu viel Selbstbewusstsein und ein bisschen zu wenig Stimmvolumen mitgegeben hat, können wir auch gleich anfangen, Alben mit peruanischen Panflötengruppen aus der Fußgängerzone aufzunehmen. Also nein, wirklich nicht! »Ach, Tobias?«, rufe ich dann, weil mir noch etwas einfällt.
    »Ja?« Er steckt den Kopf noch einmal durch meine Bürotür.
    »Was ist eigentlich mit dem Artwork für die Rhythmusjunkies?« In zwei Monaten bringt die Gruppe ein neues Album heraus, und das Booklet mit Texten und Fotos dafür muss langsam fertig werden.
    »Ist schon im Druck.«
    »Wie bitte?«, frage ich irritiert nach. »Wieso das denn? Du hast es mir doch gar nicht noch mal vorgelegt!«
    Tobias mustert mich unsicher. »Ich …«, beginnt er stotternd, »… ich dachte, das sei so okay. Du hast es ja schon dreimal gesehen und hattest nur noch einen kleinen Änderungswunsch. Den habe ich umsetzen lassen und dann …«
    »Wie, und dann?« Ich merke, wie unverhohlener Ärger in mir aufsteigt.
    »Ja, also … Das Produktmanagement fand auch alles okay, und langsam drängt die Zeit … und außerdem war es ja wirklich keine große Änderung mehr … und …« Er unterbricht sich, ich mustere ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Und?«, frage ich gedehnt und gleichzeitig herausfordernd. Auf einmal geht ein merklicher Ruck durch Tobias, er strafft die Schultern und wirft mir einen nahezu kämpferischen Blick zu.
    »Und außerdem«, bellt er, »sind die Rhythmusjunkies
mein
Act, die betreue
ich!
«
    Huch, jetzt hat er’s mir aber mal gezeigt, so was aber auch!
    »Verstehe«, gebe ich zurück und schüttele nachsichtig lächelnd den Kopf. »Tobias«, rede ich dann weiter wie mit einem renitenten Kleinkind, dem man alles erklären muss. »Wie genau nennt sich deine Position, die du bei Elb Records hast?«
    »A&R-Manager«, antwortet er leise.
    »Wie bitte?«
    »Junior A&R-Manager«, verbessert er sich.
    »Richtig«, stimme ich ihm zu. »Und ich bin
Senior
A&R-Manager. Was sagt dir das?« Er blickt verlegen zu Boden und tritt von einem Fuß auf den anderen.
    Es tut mir schon leid, dass ich ihn gerade so in die Zange nehmen muss – aber immerhin trage ich hier die Verantwortung, da muss ich zusehen, dass meine Leute keinen Scheiß bauen. Okay, genauer gesagt sind »meine Leute« eher »mein Leut«, denn Tobias

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