Wuppertod
Stefan ein. »Allerdings sind wir in die beiden
Fälle mehr oder weniger zufällig hineingeschlittert. Was
Sie hier von uns wollen, klingt verdächtig nach einem echten
Auftrag. So, als wären wir Detektive.«
»Das sind Sie
durchaus«, lächelte die blonde Frau.
»Falsch, tut uns
Leid, Frau Heiger-Burbach«, mischte sich Heike ein.
»Wir sind Reporter, keine Detektive. Natürlich sind wir
immer für Sie da. Und vielleicht bekommen wir ja
tatsächlich den einen oder anderen Hinweis in dieser
Sache.«
Frau Heiger-Burbach
blickte sie unverwandt an, dann lächelte sie matt. »Ich
bin gespannt.«
5. Kapitel
Stefan und Heike
erschienen am nächsten Tag erst gegen fünfzehn Uhr in der
Redaktion der Wupperwelle. Sie waren erst zu Hause angekommen, als
der Morgen bereits gegraut hatte. Heike hatte auf der Heimfahrt
immer wieder vor sich hin gemurmelt, dass Frau Heiger-Burbach ja
wohl nicht mehr ganz richtig im Kopf sein könne, sie nachts in
ihr Haus zu bestellen und ihnen dann noch die Aufklärung eines
Mordfalles anzutragen. Stefan war zu müde gewesen, nachhaltig
zu widersprechen, und hatte seine Zweifel an Heikes
Einschätzung der Lage für sich behalten.
Im Eingangsbereich des
Senders gab es einen kleinen Empfang. Vor dem Tresen stand eine
Couch, auf der man unangemeldete Besucher
»zwischenparkte«, bis ein Mitarbeiter Zeit hatte, sich
um den Gast zu kümmern.
Diesmal kauerte ein
Mann, Anfang vierzig, auf der Couch, Er trug einen Wollpullover,
eine modische Cordhose und teure Lederschuhe. Dreitagebart, spitzes
Kinn und die schmalen Augen verliehen ihm ein etwas verwegenes
Äußeres. Der Gast nickte Heike und Stefan zu.
Stefan wollte den
Gruß eben erwidern, als er den Besucher erkannte. »Herr
Tickmann«, sagte er und reichte dem Regisseur die Hand.
»Die Sache mit Tim Heiger tut mir wahnsinnig
Leid.«
Tickmann erhob sich,
seufzte und nickte. »Mir auch«, gestand er und streckte
sich. Er wirkte übernächtigt.
»Wollen Sie eine
Medienoffensive starten, in der Sie den Mörder suchen?«,
fragte Heike nun.
Sein Blick ruhte lange
auf ihr. Der Regisseur blickte der Reporterin tief in die Augen -
für Stefans Geschmack ein wenig zu tief. »Nicht ganz
falsch, Frau …«
»Göbel,
Heike Göbel.« Sie reichten sich die
Hände.
Stefan passte das
nicht, aber er ließ sich nichts anmerken und
schwieg.
»Ich
benötige schnellstmöglich Ersatz für Tim
Heiger«, bemerkte Tickmann nun und rang sich ein Lächeln
ab.
Stefan lachte.
»Oh«, entfuhr es ihm. »Ich fürchte, hier in
der Redaktion werden Sie nicht fündig. Alle, die beim Radio
arbeiten, tun das aus gutem Grund: Wir alle haben nur das Gesicht
fürs Radio.«
Tickmann lachte.
»Nein, nein«, sagte er dann. »Ich habe heute
Morgen mit Herrn Eckhardt telefoniert und ihm meine Idee
unterbreitet. Er bat mich her, um …«
»Ah, da sind Sie
ja schon«, rief eine tiefe Stimme.
Heike und Stefan
wirbelten herum und blickten in das Gesicht ihres Chefs.
»Herr
Eckhardt«, grüßte Mark Tickmann und reichte dem
Chefredakteur der Wupperwelle die Hand.
Michael Eckhardt
zupfte sich eilig die modische Krawatte zurecht und verschloss den
obersten Knopf seines Hemdes, das mal wieder offen stand. Wie immer
waren seine Haare zerzaust. Die Kollegen in der Redaktion munkelten
üblicherweise, dass er sich immer die Haare zu raufen pflege,
wenn er die neuesten Einschaltquoten des Senders auf den
Schreibtisch bekam.
Jetzt nickte Eckhardt
Heike und Stefan zu. »Schön, dass Sie sich schon mit
Herrn Tickmann bekannt gemacht haben«, befand er und zog die
beiden samt Regisseur in sein Büro. Hastig schloss er die
Tür und rückte die Stühle vor dem runden
Besuchertisch zurecht. Er selbst lehnte sich an seinen
Schreibtisch, auf dem sich die Aktenberge stapelten.
Stefan und Heike
musterten sich unauffällig. Sie wussten nicht, was der
Überfall des Chefs zu bedeuten hatte. Eckhardt machte es mal
wieder spannend.
Eckhardt bot seinem
Gast und den Kollegen einen Kaffee an, orderte das
Heißgetränk per Gegensprechanlage bei Beate, der
Volontärin, und widmete sich wieder Heike, Stefan und
Tickmann. »Herr Tickmann hat mich angerufen, weil er die
Hilfe der Wupperwelle benötigt.«
»Und damit
würde Ihnen als Sender eine neue Aufgabe zukommen«,
stimmte Tickmann zu und rieb sich das markante Kinn. Seine
Bartstoppeln rauschten. »Der Name des Senders würde in
einem neuen Glanz erstrahlen und ich bin sicher, dass Sie davon
profitieren würden.« Er zwinkerte Heike
verschwörerisch
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