Wuppertod
und Heike
wechselten einen raschen Blick. »Warum?«, fragte Stefan
schließlich und orderte bei der Kellnerin noch eine Cola
light. Wenn er schon auf die Pizza verzichten musste, hielt er sich
wenigstens mit der braunen Brause bei Laune.
Frau Heiger-Burbach
machte ein geheimnisvolles Gesicht. Ihre Augen schimmerten im
Kerzenschein. Mit gedämpfter Stimme fuhr sie fort. »Nun
… er war … anderes gewöhnt. Wuppertal war ihm zu
provinziell, wenn Sie verstehen? Er hasste alles, was kleiner war
als Berlin, München oder Hamburg. Nachdem er einmal in Amerika
gedreht hatte, war er auf einem Höhenflug. Ich habe seine
Veränderung stets sehr kritisch betrachtet, müssen Sie
wissen.« Jetzt lächelte sie nachdenklich.
»Haben Sie einen
Verdacht, wer hinter dem Mord an Ihrem Bruder stehen
könnte?«, fragte Stefan leise. Die Kellnerin kam,
brachte seine Cola light und verschwand so unauffällig, wie
sie gekommen
war.
»Ich will
ehrlich zu Ihnen sein«, sagte Frau Heiger-Burbach, nachdem
sie sich vergewissert hatte, dass niemand am Nebentisch ihrem
Gespräch lauschte. »Mein Bruder war … nun, er war
etwas kompliziert. Man kam nicht leicht mit ihm aus. Ich als
Schwester kannte ihn lange genug und verstand es, mit ihm
umzugehen, aber Fremde …« Sie winkte ab.
»Hatte er
Feinde?«, brachte es Heike auf den Punkt.
Frau Heiger-Burbach
zog die Mundwinkel nach unten. »Sicherlich«, nickte
sie. »Jeder, der in irgendeiner Form im Rampenlicht steht, hat Neider und
Feinde. Und er als bekannter Schauspieler …« Sie
nickte. »Ja, sicherlich hatte er Feinde.«
»Aber sein
Feindeskreis war zu groß, um einen konkreten Verdacht zu
haben?« Stefan stellte diese Frage bewusst provokant. Dennoch
zwinkerte er Frau Heiger-Burbach zu.
»So könnte
man es nennen, ja.« Sie lächelte ihn entwaffnend an.
Danach wurde sie wieder ernst. »Da ist noch so eine seltsame
Sache.«
Stefan blickte sie
fragend an und drehte das Colaglas in den Händen. »Was
für eine seltsame Sache?«
»Jemand
beobachtet seit einigen Tagen unser Haus.«
»Haben Sie das
der Polizei erzählt?«
»Nein.«
Frau Heiger-Burbach schüttelte entschieden den Kopf. »Da
besteht sicherlich kein Zusammenhang. Mit meinem Bruder hatte ich -
geschäftlich - nichts zu tun. Und mein Mann ist zu Hause und
hat die Polizei alarmiert. Vermutlich hat man die Burschen
längst zur Rede gestellt.« Sie lächelte Stefan an.
Dann blickte sie auf die Armbanduhr. »Es ist spät
geworden. Ich muss los.« Sie suchte in ihrer beige-schwarzen
Lederhandtasche herum, dann zückte sie ein Kärtchen.
»Das ist die Karte meines Mannes. Dort erreichen Sie mich
auch. Ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam die
Aufklärung des Mordes beschleunigen
könnten.«
»Wir sind nur
Journalisten. Die Aufklärung eines Mordes ist Sache der Kripo.
Aber natürlich können wir versuchen, die Jungs bei der
Arbeit zu unterstützen.« Stefan steckte die Karte ein,
nachdem er einen flüchtigen Blick darauf geworfen hatte. Im
Gegenzug reichte er ihr seine Karte. Dann zahlte er die Rechnung
und gemeinsam gingen sie zum Ausgang.
Als sie draußen
am Rand der B7 standen, kaute Frau Heiger-Burbach auf ihrer
Unterlippe. »Noch etwas«, sagte sie nach
anfänglichem Zögern. »Da gibt es einen
fanatischen Fan, der meinen Bruder schon lange
verfolgt hat. Vielleicht sollten wir dem mal auf den Zahn
fühlen.«
»Wie heißt
er?«, fragte Heike und zog den Reißverschluss ihrer
Jacke hoch. Es war eine kalte Nacht und sie fror und freute sich
auf das warme Bett und auf einige Schmuseeinheiten mit
Stefan.
Schulterzucken.
»Es gibt ein Foto von dem Mann. Ich habe den Namen vergessen,
ihn mir aber zu Hause notiert.« Wieder lächelte sie
Stefan an. »Wir telefonieren morgen, dann kann ich Ihnen alle
Fragen beantworten.«
»Einverstanden«,
nickte Stefan, dann verabschiedeten sie sich voneinander. Er
blickte der Frau lange nach, wie sie sich raschen Schrittes
entfernte, in einen dunklen Volvo Kombi stieg und davonfuhr. Den
Seitenblick von Heike bemerkte er gar nicht.
»Gefällt
sie dir?«
Sein Kopf ruckte
herum. Stefan fühlte sich ertappt, er grinste verlegen,
kratzte sich am Hinterkopf und pustete die Luft durch die Backen.
»Ähm …«, machte er. »Nun, sie ist
hübsch. Sehr hübsch sogar. Aber ein paar Nummern zu
groß für mich.« Dann hakte er sich bei Heike unter
und küsste sie auf die Nase. »Außerdem habe ich ja
dich.«
»Das will ich
dir auch geraten haben, mein Freund.«
Lachend
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