Wuppertod
aus wie ein Student, fand Heike. »Was gab es
denn hier? Eine Pressekonferenz?«
Jordan nickte.
»Ja, das dürfte dich auch interessieren. Es ging um den
Mann, der auf Lars Gemmering, den Nachwuchsschauspieler, geschossen
hat. Gestern wurde er ja verhaftet.«
»Ja, nachdem er
auf Stefan geschossen hatte«, murmelte Heike tonlos und
blickte zu Boden.
»Ich sehe, du
bist auf dem Laufenden. Fast jedenfalls«, fügte er dann
hinzu. »Also, es steht jetzt so gut wie fest, dass Bemberg
auch Heiger auf dem Gewissen hat. Die Kugeln stammen eindeutig aus der gleichen
Waffe. Neun Millimeter …«
»Na dann kann
sich Tickmann ja beruhigt zurücklehnen und endlich seinen Film
machen, ohne Angst zu haben, dass man auf sein Team
schießt.«
»Sieht so aus,
als wäre die Anschlagserie auf das Filmprojekt damit
aufgeklärt«, nickte der Nachrichtenredakteur.
»Und
nun?«
»Gernot Bemberg
wird dem Haftrichter vorgeführt.« Jordan schulterte
seinen kleinen Rucksack. »Ich muss in die Redaktion. Eckhardt
will den Beitrag über die Festnahme schon in einer knappen
Stunde senden.«
»Na dann - hau
rein«, lachte Heike. »Ich kann dich
mitnehmen.«
»Gern.«
Gemeinsam gingen sie
zu Heikes Twingo, der in der Druckerstraße geparkt war.
Nachdem Heike sich in den fließenden Verkehr auf der B7
eingeordnet hatte, räusperte sie sich. »Schon seltsam,
das Gefühl, eine solche Anschlagserie von Anfang bis zum Ende
zu begleiten. Na ja, jetzt ist es vorbei.«
»Ich weiß
nicht…«
Sie warf ihm einen
Seitenblick zu, als die Ampel am Loh auf Rot umsprang.
»Warum?«
»Das solltest du
besser wissen. Da hängt mehr dran, das hab ich im Urin.«
Er grinste entschuldigend, als ihm seine etwas unfeine Redensart
auffiel. »Was ist zum Beispiel mit dem Anwalt, der in seinem
Haus überfallen wurde? Zufällig der Scheidungsanwalt von
Tickmann. Tickmanns werte Gattin macht Geschäfte mit Kunst,
ist Tochter einer reichen Fabrikantenfamilie …« Er
dachte nach. »Die allerdings vor einigen Jahren pleite
ging.«
Die Ampel sprang auf
Grün um. Heike legte den Gang ein und fuhr an. »Worauf
willst du hinaus?«
»Weiß der
Geier«, brummte Jordan und legte den Rucksack mit dem kleinen
Aufnahmegerät auf den Rücksitz. »Das ist der
reinste Klüngel, wenn du mich fragst. Es geht um Kohle.
Verdammt viel Kohle, und da hängt dieser Anwalt drin.«
Er klatschte in die Hände. »Jede Wette. Burbach hat
Dreck am Stecken.«
Heike runzelte die
Stirn. »Wie kommst du darauf?«
»Vermutlich hat
er mehr mit Tickmann zu tun gehabt als nur dessen Scheidung
abzuwickeln.«
»Bei der dieser
aber nicht sonderlich gut weggekommen ist«, erwiderte
Heike.
»Woher
weißt du das denn nun?«
Sie lächelte
spitzbübisch zu ihm herüber. »Ich war heute Nacht
bei ihm.«
»Du warst -
was?« Jordan machte große Augen. »Weiß
Stefan davon?«
»Keine Sorge, er
wird es erfahren.« Heike lachte. »Und keine Angst: Es
ist nichts gelaufen, auch wenn Tickmann es gerne anders gehabt
hätte.« Sie schüttelte den Kopf. »Er ist ein
Frauentyp. Verwegen, abenteuerlich und sehr intelligent. Darauf
stehen Frauen.«
»Du musst es
wissen«, griente Jordan.
»Allerdings.« Heike
stoppte den Wagen, nachdem ein vor ihr fahrender Lastwagen den
Warnblinker eingeschaltet hatte und zum Laden in zweiter Reihe
parkte. Sie musste nach links und ärgerte sich über die
Sturheit einiger Wuppertaler Autofahrer. Sie spürte, wie
Jordans Blick auf ihr lastete.
»Und?«,
fragte er schließlich.
Sie grinste.
»Was - und?«
»Nun …
was hast du herausbekommen?«
Heike musste lachen.
Sie fuhr an. Erst auf Höhe des Engels-Hauses warf sie ihm
einen eiligen Seitenblick zu. »Was denkst
du?«
»Da läuft
'ne Intrige gegen Tickmann.« Jordan massierte sich die
Finger, bis die Gelenke vernehmlich knackten. »Ich denke,
dass ihm seine Exfrau die Hölle heiß macht. Sie will ein
größeres Stück vom Kuchen
abhaben.«
»So was
Ähnliches habe ich doch schon mal gehört«,
erwiderte Heike. Die Ampel am Opernhaus sprang auf Rot. Sie
kuppelte aus und blickte den Kollegen an. »Es ist immer eine
Frage der Sichtweise. Tickmann fühlt sich von seiner Exfrau
ausgebootet. Und seine Exfrau glaubt, dass sie zu billig abgespeist
worden ist.«
»Rechtfertig das
einen Mord?«
»Jetzt kommt
also der Mord an Heiger ins Spiel«, murmelte Heike,
drücke den ersten Gang rein und fuhr an. Bis zum Sender waren
es nur noch ein paar Meter. Sie setzte den Blinker und suchte eine
freie Parklücke auf dem kleinen
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