Wuppertod
Verkehrslage ihre Bahn. Jetzt wandte sich der
Chef der Wupperwelle zu Stefan um. »Interessanter finde ich
allerdings das, was an Fotografien gefunden wurde, die nichts mit
Heiger zu tun haben.«
»Was sind das
für Fotos?« Stefan richtete sich im Besucherstuhl
auf.
»Sie zeigen
Kathrin Jungmann. An der Haltestelle, im wegfahrenden Bus. Sie
zeigen das Mädchen beim Shoppen, im Freibad, spärlich
bekleidet und es gibt sogar Fotos, wie sie in der Umkleidekabine
eines Kaufhauses etwas anprobiert. Und …« Eckhardt
machte eine kleine Pause. »Und es gibt auch Fotos von ihrem
Zimmer und vom Bad. Sie zeigen das Mädchen
nackt.«
»Was hat das zu
bedeuten?« Stefan ahnte es schon.
»Unser Freund
Bemberg ist ein Spanner von der übelsten
Sorte.«
»Ich finde es
beängstigend, dass solche Zeitgenossen unerkannt
herumlaufen.« Eckhardt kehrte zum Schreibtisch zurück,
zupfte an seiner Krawatte herum und öffnete den obersten
Hemdknopf. »Bemberg ist jetzt ein Fall für den
Polizeipsychologen. Er ist da, wo er hingehört: Hinter Schloss
und Riegel.«
»Steht denn
fest, dass er Tim Heiger ermordet hat?«, wagte Stefan einen
Einspruch und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Er wurde nach
seiner Festnahme gestern noch verhört.« Eckhardt blickte
auf die Armbanduhr. »Zur Zeit findet eine Pressekonferenz im
Polizeipräsidium statt. Ich habe Jordan hingeschickt. Er soll
einen Beitrag für die Mittagssendung
vorbereiten.«
Stefan erhob sich,
leerte die Kaffeetasse im Stehen. »Wo ist eigentlich Frau
Göbel?« Er blickte durch das große Fenster, das
das Chefbüro von der Redaktion abtrennte. Von Heike keine
Spur.
»Tut mir
Leid«, sagte Eckhardt und grinste schief. »Keine
Ahnung. Sie ist Ihre Freundin.«
»Ja«,
nickte Stefan und legte die Hand auf die Türklinke. »Und
Ihre Mitarbeiterin. Wir haben uns seit gestern nicht mehr
gesehen.«
»Haben Sie
…« Eckhardt suchte nach der richtigen Formulierung.
»Haben Sie Streit?«
»Nein«,
schüttelte Stefan den Kopf. »Heike ist nach dem Casting
nach Hause gefahren. Wir haben nur kurz
telefoniert.«
Dass der Haussegen
zwischen ihm und Heike momentan etwas schief hing, wollte er dem
Chef nicht auf die Nase binden. Das Private hatte im Dienst nichts
verloren. Bevor Eckhardt weitere peinliche Fragen stellen konnte,
war Stefan draußen.
Die Hektik im
angrenzenden Großraumbüro erschlug ihn förmlich.
Auf dem Weg zu seinem Schreibtisch sprachen ihn drei Kollegen an,
die irgendetwas Belangloses von ihm wissen wollten. Entnervt
erreichte Stefan schließlich seinen Schreibtisch. Er fuhr
seinen Rechner hoch und sichtete einige Faxe, die auf seinem
Schreibtisch lagen, als das Telefon anschlug.
»Seiler,
Wupperwelle, guten Tag«, sagte er möglichst freundlich,
nachdem sich am anderen Ende der Leitung eine weibliche Stimme
gemeldet hatte.
»Mein Name ist
Peggy Bach. Es geht um … ach, das sage ich Ihnen besser
persönlich. Könnten wir uns vielleicht heute Nachmittag
kurz treffen?«
Es war eine warme,
weiche Stimme mit sehr akzentuierten Nuancen, die etwas in Stefan
ansprachen. »Worum geht es?«
»Nicht am
Telefon.« Ihre Stimme klang ängstlich. »Ich will
nicht am Telefon darüber reden. Es geht um Ihren Kollegen, um
Peer Finke.«
»Er ist ein
freier Mitarbeiter«, erwiderte Stefan und überlegte, was
Peer wohl angestellt haben könnte. Seine Neugier war
längst erwacht. »Wann können wir uns denn
treffen?«, fragte er.
»Ich bin ab
zwölf in Barmen unterwegs, habe dort einen
Termin.«
»Das
passt«, lachte Stefan. »Ich habe gleich Sendung. Danach
könnten wir uns sehen.« Er vereinbarte einen Termin mit
der geheimnisvollen Anruferin. Dann wurde es auch schon
höchste Zeit. Die Mittagssendung wollte vorbereitet
werden.
* * *
»Hat Eckhardt
dich geschickt?« Manfred Jordan blickte Heike verwundert an,
als er mit anderen Kollegen aus dem Polizeipräsidium kam.
Unschlüssig stand er auf der obersten der breiten Stufen und
blinzelte in das Sonnenlicht.
»Nein, ich bin
in anderer Mission hier«, erwiderte Heike und lächelte
ihm aufmunternd zu. »Keine Angst, ich nehm dir schon nicht
die Butter vom Brot.«
»Irgendwie
glaubt jeder, dass ich nur über Damenhandball berichten kann
und sonst nichts, was?« Jordan grinste und zupfte sich im
Kinnbart. Er zwinkerte Heike über den Rand seiner Brille
hinweg zu.
Jordan war Mitte
zwanzig, schmächtig und etwas größer als Heike. Mit
seinem Kapuzenshirt, den Turnschuhen und der verwaschenen Jeans sah
er ein wenig
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