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Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Titel: Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG
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hinweg.
    Â»Sie lässt wohl alles kalt.«
    Der Mann begann zu schimpfen, doch Olivia rannte so schnell, dass sie ihn schon nicht mehr hörte. Das Berlinerische entschwand ihrem Ohr, als sie durch den Großraumwagen bis zum Ausgang hetzte und die Notbremse zog. Für eine Sekunde war sie über sich selbst erstaunt. Die Notbremse ziehen… das hatte sie sich als Kind immer gewünscht. Das Quietschen des Zuges und der plötzliche Ruck, der den ICE zum stehen brachte, holte sie wieder in die Gegenwart.
    Mach schon! Halt endlich an, du blöder Zug!
    Sobald der ICE zum Stehen gekommen war, öffnete Olivia die Tür und sah sich um. Die vielen Lichter, die den Rangierbahnhof ausleuchteten, erleichterten ihr die Orientierung. Gewohnheitsgemäß griff sie an ihren Gürtel, doch ihr Griff ging ins Leere. Ihre Berliner Dienstwaffe hatte sie schon abgegeben, und eine neue Waffe hatte sie noch nicht.
Es wird so gehen müssen
.
    Sie holte tief Luft, schmiss ihren Rucksack aus dem Zug und sprang hinterher.
    Autsch. Diese Schuhe sind dafür nicht gemacht. Wahrscheinlich hab ich sie jetzt ruiniert
.
    Sie knickte um, als ihre Füße den Boden berührten und rollte sich auf den harten Steinen ab. Im Fernsehen sah das immer so elegant aus. Schnell prüfte sie, ob ihre heißgeliebte Jacke Schaden genommen hatte.
    Gott sein Dank! Sie ist noch in Ordnung
.
    Hinter Olivia brach ein Tumult aus. Stimmen riefen durcheinander. Sie hörte aus der Ferne eine Durchsage. Doch das alles kümmerte sie nicht. Mit ihren Gedanken war sie ganz und gar bei den Männern, die in der S-Bahn gekämpft hatten.
    Während sie über das rötliche Geröll zur S-Bahn rannte, holte Olivia ihr Smartphone aus der Jacke und verständigte die Mannheimer Polizei. Die künftigen Kollegen wollten jede Einzelheit wissen, doch als Olivia in Hörweite der S-Bahn angekommen war, bekräftige sie ihre Aussage mit einem ernsten »es geht um Leben oder Tod« und legte auf. Sie schaltete auf stumm, bevor der Kollege von der Zentrale auf die Idee kommen konnte, sie zurückzurufen. Im Hintergrund hörte sie, wie der ICE wieder Fahrt aufnahm. Die Lichter des Zuges verschwanden allmählich, und Olivia fühlte sich plötzlich sehr einsam. Sie stand allein in einem scheinbar menschenleeren Bahnhof, außerhalb jeder Stadt, und wollte einen Mord verhindern.
Wo bin ich da nur wieder reingeraten? Und was, wenn ich mir alles nur einbilde? Was tu ich hier?
    Die aufkommenden Angstgefühle verdrängte sie so gut es ging. Während sie auf die S-Bahn zulief, schaute sie sich um. Die Zugfahrt war ihr heute schon grotesk vorgekommen, aber das hier übertraf dieses Empfinden bei Weitem.
    Ich würde mich nicht wundern, wenn gleich ein Geisterzug auftauchen würde – mit Dampflokomotive
.
    Sie eilte über die Gleise, bis sie schließlich die S-Bahn erreichte. Noch im Laufen band sie sich mit einem Haargummi ihre wilde Lockenmähne zusammen. Das war fast schon eine typische Handbewegung, oft geübt, um nicht durch ihre Haare verraten zu werden.
    Hier in dieser Bahn hatte sie die beiden Männer kämpfen sehen. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die S-Bahn-Seite und schob vorsichtig ihren Kopf nach oben. In der Bahn war fast nichts zu erkennen. In geduckter Haltung schlich sie weiter. Etwa bis zur Mitte der Waggonreihe.
Hier muss der Kampf der beiden Männer stattgefunden haben
.
    Vorsichtig hob sie wieder den Kopf und spähte hinein. Wieder nichts. Kurz zweifelte sie, ob es sich um die richtige Bahn handelte. Schnell warf sie einen Blick um sich. Neben all den Güterwaggons und Rangierlokomotiven war dies die einzige S-Bahn im ganzen Rangierbahnhof, sie musste es also sein.
    Olivia rief sich das Bild der beiden kämpfenden Männer vor Augen. Wieder schien sie den Blick des Opfers zu sehen. Wieder war sie zutiefst berührt, auch wenn die Szene nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert hatte. Olivia malte sich aus, dass das Opfer zwischen den Stuhlreihen des Waggons liegen und ihre Hilfe brauchen würde. Oder der Mörder hatte sie längst entdeckt. Jede Sekunde würde er über sie herfallen. Sollte sie warten, bis ihre Kollegen hier auftauchen würden? Oder sollte sie in die Bahn einsteigen, sodass sie dem Opfer helfen konnte?
    Olivia entschied sich für Letzteres. Sie musste vorsichtig sein, weil der vermeintliche Mörder noch in der Bahn sein konnte. Entschlossen

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