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Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Titel: Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG
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zu warm, doch Olivia fröstelte. Sie redete sich ein, dass sie wegen ihrer neuen Stelle nervös sei, doch es war noch etwas anderes. Standen ihr schwierige Zeiten in Mannheim bevor? War ihr Frösteln eine dunkle Vorahnung? Sie glaubte nicht an so etwas. Vielleicht war es auch nur eine Reaktion auf den ausbleibenden Sommer und die schweren Regenfälle der letzten Tage. Sie sehnte sich nach Sonne.
    Die grotesken Schatten vor ihren Augen hatten sich mittlerweile zu beleuchteten Wolkenkratzern verändert. Licht erhellte die Nacht und holte Olivia aus den Gedanken an die noch ferne Zukunft wieder zurück in die Gegenwart. Der Zug hatte Frankfurt am Main erreicht.
    Hier hielt der ICE ungefähr 10 Minuten. Das reichte den meisten Rauchern, um aus dem Zug zu eilen und ihre Sucht zu befriedigen. Olivia beobachtete sie und war froh, das Rauchen vor Jahren aufgegeben zu haben.
    Ihr Sitznachbar bemerkte, dass Olivia nicht weiter aus dem Fenster starrte und sprach sie an. Sie nahm seine Worte nicht wirklich wahr, doch falls das ein Flirtversuch sein sollte, wollte sie den sofort unterbinden. Sie lächelte ihm flüchtig und bewusst aufgesetzt zu, drehte den Kopf weg und richtete ihren Blick wieder nach draußen.
    Die flache Landschaft rund um Berlin hatte sie noch bei Tageslicht gesehen, inzwischen war die Sonne untergegangen. Nachdem sie die Großstadtlichter Frankfurts hinter sich gelassen hatten, war es düster, teilweise sogar stockdunkel. Nur das schwache Licht des Neumondes beleuchtete hin und wieder ein zufälliges Detail der Umgebung.
    Seit Stunden blickte Olivia aus dem Fenster. Normalerweise nutzte sie die Zeit im Zug für etwas, das sie als sinnvoll ansah. Sie las Berichte, surfte auf ihrem iPad oder unterhielt sich mit anderen Reisegästen. Heute war alles anders. Der Zug war beinahe leer. Zu Beginn ihrer Fahrt hatte sie Ihre E-Mails gecheckt und sich bei Facebook eingeloggt. Normalerweise war sie ständig online, aber seit sie im Zug saß, hatte sie kein Interesse an der digitalen Welt mehr. Sie hatte sich wieder ausgeloggt und war auch nicht daran interessiert, ein E-Book zu lesen oder sich die neuesten Angebote auf Zalando anzuschauen. Viel lieber blickte sie in die Ferne der Landschaft und träumte vor sich hin.
    Ein kurzer Blick in die Runde hatte ihr gezeigt, dass sie scheinbar die Einzige war, die die Landschaft zu genießen schien. Die restlichen Fahrgäste waren mit Excel-Tabellen, E-Mails und anderer Arbeit beschäftigt. Keiner schaute aus dem Fenster und beobachtete, wie Dörfer, Wiesen und Wälder vorbeirauschten. Olivia erinnerte sich an die Zeit als Kind, als sie mit ihren Großeltern in die Alpen in den Urlaub gefahren war. Sie waren zusammen in einem Zugabteil mit sechs Sitzen gesessen und hatten sich mit den anderen Fahrgästen unterhalten, hatten das Essen und Geschichten geteilt. Es war ein buntes, lebhaftes Miteinanderreisen gewesen. Heute war der Zug ein mobiles Büro. Jeder saß eingekerkert in seiner Ecke und beschäftigte sich mit sich und seiner digitalen Welt.
    Wie schnell sich alles verändert hatte
.
    Während ihr Blick aus dem Zugfenster und über die Landschaft schweifte, sinnierte sie über sich selbst. Ihre Berliner Vergangenheit holte sie ein. Sie hatte das Gefühl, dass sie eigentlich gerade erst nach Berlin gezogen war und nun verließ sie die Stadt schon wieder. War es richtig gewesen, die Hauptstadt hinter sich zu lassen, nachdem sie dort fünf erfolgreiche Jahre bei der Mordkommission verbracht hatte? Einige ihrer Freunde hatten den Kopf geschüttelt, als sie ihnen von ihrer Versetzung erzählt hatte.
    Â»Mein Gott, wer zieht denn freiwillig nach Mannheim!«, hatte die allgemeine Meinung gelautet. Na ja, ganz freiwillig zog Olivia ja nicht nach Mannheim, aber das behielt sie für sich. Das hatte sie niemandem erzählt, und das würde sie auch in Zukunft niemandem erzählen. Es wird schon richtig sein, sagte sie sich. Nach alldem, was geschehen war.
    In Gedanken rief sie sich noch einmal ihr Berlin herbei. Sie erinnerte sich an ihr letztes Wochenende in der Hauptstadt, an ihre Berliner Wohnung in der Jablonski-Straße am Prenzlauer Berg, an ihre Freunde, an Westberliner Kneipen und Ostberliner Clubs. Was vor ihr lag, blendete sie für den Moment aus.
    Während sie in Erinnerungen schwelgte, bemerkte sie nicht, dass der Zug zum Stehen gekommen war. Erst die Durchsage des Schaffners brachte sie

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