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ganz gut auskennen.
„Heirate einen, mit dem du gern zusammen bist.“
„Und ob er ‘nen guten Job hat spielt keine Rolle?“
Dad zuckte die Achseln. „Nee. Ist schon alles, einen, in dessen Gegenwart du dich wohl fühlst. Mehr wüsste ich nicht.“
In gewisser Hinsicht entbehrte das nicht jeder Logik. Immerhin: Wenn man mit jemandem nicht gern seine Zeit verbrachte – wozu sollte man ihn dann heiraten? Andererseits: Ist man verliebt, und sei’s auch in einen Nichtsnutz, der einem nur Unglück bringt, dann glaubt man wahrscheinlich, man findet seine Gesellschaft ganz okay. Der gute Job wäre da durchaus ein Trost, möchte ich meinen.
„Was meinst du – wieso hat sich Mom in dich verliebt?“
Er sah mich an und blinzelte verwirrt, und dann verlor sich sein Blick, als er weit hinten in vergangenen Erinnerungen kramte, und seine Brauen verdichteten sich, während er nach einer Antwort suchte.
„Weiß ich eigentlich selber nicht“, sagte er schließlich. „Einfach Schwein gehabt, denk ich mal.“
„Und du? Wieso hast du dich in sie verknallt?“
„Sie war so ziemlich das hübscheste, süßeste, gescheiteste Mädel, das mir je über den Weg gelaufen war“, sagte er, wobei sein Gesicht ganz zart wurde.
Er starrte noch einige Zeit ins Leere, bis sich wieder der finstere Ausdruck auf sein Gesicht legte.
„Ja, wirklich: Wieso hat sie mich eigentlich ausgesucht?“
13. KAPITEL
P OLYESTER -B ROKAT MIT S TRAPSEN
E s war ein langer Tag gewesen, und nun steckte ich zwischen Hillsboro und Beaverton im Stau, zwei jener Vororte, die man wegen ihrer totalen Verkehrsinfarkte als Blechlawinenhölle kannte. Autos quälten sich im Leerlauf dahin, und man musste durchschnittlich drei Ampelintervalle abwarten, bis man über eine Kreuzung gelangte.
Seit halb neun am Morgen war ich kreuz und quer durch die Stadt gegurkt und hatte literweise Bleifrei verpulvert. Es war einer jener Tage, an denen nicht einer meiner Kunden in der Nähe der anderen wohnte oder arbeitete, und es gab auch keinen anderen Tag, an dem sie mich in ihre Terminkalender quetschen konnten.
Am quer über dem Rücksitz angebrachten Gestell hatte ich Kleidung im Wert von mindestens dreitausend Dollar hängen, mit Stecknadeln dort, wo Jackenärmel gekürzt, Mieder abgenäht, Säume umgelegt werden mussten; Wollhosen und Lederjacken baumelten da, die neue Futter brauchten; eine Dame hatte mir ein Designer-Kostüm aufgehalst und mich beauftragt, Jacke und Rock aufzutrennen, um ihr ein Paar Hosen daraus zu fertigen. Der Stoff gefiel ihr so. Wieder eine andere Kundin hatte mir ein zartes, aus den zwanziger Jahren stammendes schwarzes Operncape aus Samt zum Kopieren mitgegeben.
All diese Aufträge zusammen konnte ich in knapp einer Woche erledigen, inklusive der Fahrten zur Stoffhandlung, und daher durfte ich mir ein wenig Bummelei leisten, eine Aktivität, die allmählich suchtähnliche Ausmaße annahm. Im gleichen Maße, wie das Geschäft florierte und ich finanziell auf etwas festeren Füßen stand, machte sich ein Hang zum Zeitvertrödeln breit – ein Laster, auf das ich ein Auge haben musste.
Im Augenblick allerdings, da es weder vor noch zurück ging, gab es für mich nichts zu tun – Gelegenheit zu unbeschwerten Tagträumereien. Jedoch schwenkte mein Denken und Fühlen ohne rechte Beschäftigung schnurstracks zu einem meiner Zähne, der Anzeichen von Kälteempfindlichkeit aufwies und mich beim Verzehr von Schokolade zusammenzucken ließ. Das, so fürchtete ich, deutete womöglich auf ein Loch im Zahn hin.
Ich versuchte, an etwas anderes zu denken, schaltete das Radio auf den Oldie-Sender um und johlte lauthals Cyndi Laupers
Girls Just Want To Have Fun
mit, obwohl mir gar nicht so sehr danach war.
Fun. Allzu viel Spaß bekam ich nicht ab, oder? Seit dem Fiasko mit Wade hatte ich mich mit niemandem mehr verabredet. Das Internet hatte ich einige Tage mit Vorsicht genossen und auch meine Mailbox nicht kontrolliert, und als ich es schließlich doch tat, stieß ich auf eine Reihe böser Briefe von Typen, die stinkig waren, weil ich nicht zurückgeschrieben hatte. Das hatte mir das gesamte System verleidet, und seit diesem Zeitpunkt hatte ich meine E-Mails nicht mehr gecheckt.
Der Verkehr schlich vor sich hin. Die Spätnachmittagssonne neigte sich bereits Richtung Küstenkette, und Schatten von den hohen Douglastannen lehnten sich schräg über die Fahrbahn. Scheinwerfer flammten in der einsetzenden Dämmerung auf.
Ich war spitz, scharf auf
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