www.traummann-gesucht.komm!
groß wie er. Er meint, es sei schön, zur Abwechslung mal einer Frau ins Auge sehen zu können.“
Ich reichte ihm bloß bis zum Kinn. Nicht, dass das eine Rolle spielte. „Mag er sie?“
„Es sei noch zu früh für eine derartige Aussage, sagt er. Du musst ihn schon selber anrufen und dir die gesamte Story erzählen lassen. Wir wurden unterbrochen, als sein Pieper losging.“
„Hm.“ Aus irgendeinem Grunde schlug mir diese Neuigkeit aufs Gemüt. „Ja, ich werde ihn wohl anrufen müssen.“
Ich kriege einen verunsicherten Schwulen ab, und Scott angelt sich eine schöne Anwältin. Eigentlich hätte ich mich für ihn freuen müssen. Stattdessen war ich eifersüchtig, und ich glaubte auch zu wissen warum. Die Sache mit dem Internet-Dating war meine Idee: Im Grunde gebührte mir der Erfolg zuerst.
Ich hoffte, die Geschichte mit der Anwältin ging in die Binsen. Wahrscheinlich war sie ohnehin zu herrisch. Zu aggressiv. Ich brauchte mir keine Sorgen zu machen.
12. KAPITEL
T ISCHWÄSCHE MIT S TICKEREI
„W ie kriege ich das kleine Bild weg?“
„Das ist die PIP-Funktion, Dad. Bedeutet ‚Picture in picture‘ – Bild im Bild“, sagte ich, während Dad an der Fernbedienung herumhantierte und versuchte, das Viereck in der oberen rechten Ecke des Fernsehschirms zu entfernen.
Der Ton verstummte, erscholl dann aber wieder in markerschütternder Lautstärke.
„Gib her, ich mach das schon!“ sagte ich, schnappte mir das Gerät und setzte alle Einstellungen wieder auf normal.
„Kapier ich nicht, wieso die alles so kompliziert machen müssen. Wozu sind die ganzen Knöpfe eigentlich da? ‚Lernknopf‘ – was soll denn so ‘n Lernknopf?“
„Man hält sich die Fernbedienung an die Birne, drückt auf den Lernknopf, und plötzlich weiß man Bescheid.“
„Haha, selten so gelacht.“
Ich stand auf und begab mich in die Küche, um Mom zuhelfen. Ein mit Rosmarin gewürzter Schweinebraten befand sich im Backofen, und beim Duft lief mir das Wasser im Munde zusammen. Äpfel warteten darauf, für Apfelsoße geschält und in Würfel geschnitten zu werden; also nahm ich ein Messer und machte mich ans Werk, während Mom sich anschickte, fürs Backen von Biskuitplätzchen Backfett in Mehl hineinzuschneiden.
Daheim – das war ein zweistöckiges, 1930 erbautes Farmgebäude inmitten einer aus Häusern viel jüngeren Datums bestehenden Nachbarschaft. Von der ursprünglichen Farm war nichts mehr übrig, denn schon lange bevor meine Eltern das Objekt erwarben, hatte man das Gelände als Bauland erschlossen. Mom hatte der alte Baustil gefallen, und Dad hatte seit dem Kauf Jahr für Jahr mit Reparaturen an der Bausubstanz zugebracht und dabei geflucht, dass wir „nächstes Mal ein neues Haus kaufen“. Die Drohung und der damit verbundene Gedanke an einen Umzug machten mir stets Angst, aber nach und nach gewöhnte ich mich daran und begriff, dass er sich nicht mit ernsten Absichten hinsichtlich eines Ortswechsels trug.
Beide Hofflächen, sowohl vorn als auch hinten, waren voll von Vogelfutterplätzen und Vogelbädern sowie Moms sorgsam gepflegten Rosenbeeten. Unten im Garten stand eine von Dad gezimmerte Werkstatt, angeblich für seine „Projekte“, doch zumeist schien es ein Örtchen zu sein, an dem er seinen Krempel deponieren konnte, damit der aus Moms Blickfeld verschwand.
Wenn Mom mal nicht im Garten werkelte oder Dad bekochte, dann arbeitete sie ehrenamtlich zwei Mal die Woche in der Bibliothek. Sie las gern populäre Romane, und während Dad vor seinen Fernsehübertragungen saß, und zwar bei einer Lautstärke, dass einem die Knie schlotterten, lebte sie in ihrer eigenen Fantasiewelt. Ich vermute, durch das jahrelange Unterrichten von Drittklässlern war sie förmlich darauf gedrillt, sich bei Bedarf aus der Umgebung auszuklinken.
Alles in allem konnte ich von mir sagen, dass ich mit meinen Eltern ziemliches Glück gehabt hatte. Sie waren nicht gebildet, sie waren nicht wohlhabend, doch sie waren herzlich und liebevoll, und sie waren immer noch zusammen, aller gelegentlichen gegenseitigen Krittelei zum Trotz, die ich mir nunmehr ob meiner Abwesenheit Gott sei Dank nicht länger anhören musste.
„Hast du in letzter Zeit einen netten jungen Mann kennen gelernt?“ fragte Mom.
„Im Moment gibts keinen.“ Ich hatte ihr vom jähen Ende meiner Beziehung zu Wade berichtet.
„Ich muss einfach ständig an diesen Biologen denken. Der arme verwirrte Junge!“
Ich sah sie stirnrunzelnd an. „Armer verwirrter
Weitere Kostenlose Bücher