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…“
„Hör auf, um Gottes willen!“
„Du solltest aber wirklich mal zur Vorsorgeuntersuchung gehen und auch Zahnstein entfernen lassen.“
„Sobald ich’s mir leisten kann“, sagte ich und riss ein Stückchen von der Zimtrolle ab, wobei ich den kleinen Finger abspreizte, als könnte das die anderen Finger vor einer Sirup-Schicht bewahren.
Wir saßen auf Hockern um eins der winzigen Tischchen in einer Bäckerei am „Pioneer Place“, dem Einkaufszentrum in der City. Scott hatte ein paar Stunden frei und mich gebeten, mit ihm Klamotten auszusuchen. Angeblich hatte er keine blasse Ahnung in Sachen Herrenbekleidung und war daher auf meinen Sachverstand angewiesen.
Nicht, dass er meinem Rat auch immer folgte. In einer der Einkaufstüten zu unseren Füßen befand sich ein Pullover in einem scheußlichen Mix aus erdfarbenen Tönen, zusammengepfuscht wie der Belag aus Garnen und Fäden bei mir auf dem Nähstubenboden.
„Du hast bei mir Rabatt“, sagte er.
„Ich will nicht, dass du mir in den Mund guckst.“
„Dann Neena. Sie kanns ja machen.“
„Überleg ich mir“, sagte ich. Ich hatte Scotts Teilhaberin aus der Gemeinschaftspraxis, eine zierliche Inderin, bislang ein Mal getroffen und fand sie sympathisch. Sie hatte eine sanfte Stimme und eine ruhige Art, laut Scott allerdings auch einen Hang zu absolut überflüssigen Behandlungen. Es war indes ihr Perfektionismus, der sie antrieb, nicht die Gier nach dem Honorar.
Ich für meinen Teil hatte grundsätzlich etwas dagegen, dass man mir im Mund herumfuhrwerkte, geschweige denn auch noch überflüssigerweise. Der kälteempfindliche Zahn meldete sich zwar immer noch, aber es gelang mir ganz gut, mir einzureden, dass ich nichts zu unternehmen brauchte. Ich sah keinen Grund, jemand mit scharfen Metallinstrumenten an mich heranzulassen.
„Was geht denn so ab bei dir und dieser Tante aus der Staatsanwaltschaft?“ fragte ich, um das Thema zu wechseln. „Louise meinte, ihr wäret schon drei oder vier Mal miteinander aus gewesen.“
„Zwei Mal.“
„Und?“
„Was und? Sie ist klug und offenbar eine interessante Frau, aber ich kenne sie noch nicht richtig“, sagte er.
„Aber du triffst sie wieder?“
„Klar, wieso nicht?“
„Allzu begeistert hörst du dich nicht an“, bohrte ich.
„Ich weiß nicht recht. Vielleicht funktioniert es ja. Bin halt noch nicht sicher.“
„Aber irgendwie wissen tun wir’s doch alle, oder? Gleich von Anfang an“, sagte ich.
„Ich nicht.“
„Sicher tust du das. Es ist immer die Sache, die einem von Anfang an aufgestoßen ist, die einen später zweifeln lassen. Das schaukelt sich hoch, bis es schließlich die Beziehung zerreißt, und am Schluss steht man da und wundert sich, warum man nicht gleich auf sein Gefühl gehört hat.“
„Glaube ich nicht, dass man das so fix rauskriegt. Ich meine, es gibt so etwas wie spontane Anziehung, aber bis man weiß, ob jemand gut zu einem passt, das kann dauern.“
„Mag sein, dass Männer und Frauen das unterschiedlich sehen.“
„Hast du dich schon mal in jemanden verknallt, von dem du dich nicht spontan angezogen gefühlt hast?“
Ich zerbröselte Zimtrollenstückchen zwischen den Fingern und ließ meine armselige Vergangenheit in Sachen Partnerwahl Revue passieren. „In wie viele habe ich mich denn überhaupt verliebt?“ überlegte ich, wobei sich unsere Blicke trafen. „In zwei vielleicht? Richtig verknallt, meine ich, nicht ein Weilchen mit ihm gegangen. Zwei Typen in annähernd fünfzehn Jahren Partnersuche. Ein kläglicher Rekord.“
Allmählich machte sich Niedergeschlagenheit in mir breit. Seit dem Ende meiner letzten Liebschaft war weniger als ein Jahr vergangen: Mussten nun weitere sechs Jahre ins Land gehen, ehe meine nächste Liebesrate zuteilungsreif war?
„Klingt mir doch ziemlich durchschnittlich.“
„Wie oft warst du denn bisher verliebt?“ fragte ich.
„Drei oder vier Mal. Nicht, dass es immer auf Gegenseitigkeit beruht hätte.“
„Ach herrje! Wie könnte denn jemand deine Liebe nicht erwidern?“
„Keine Ahnung. Wo ihr doch lebenslang kostenlose Zahnbehandlung gewiss wäre. Wie kann man sich so was entgehen lassen?“
„Und der Sportflitzer ist auch noch da.“
„Muss mich vielleicht bei meinem Päckchen ein bisschen mehr anstrengen.“
„Bei was?“
„Bei meinem Päckchen. Meinem ganzen Drum und Dran. Was ich so zu bieten habe.“
„Du liebe Zeit, Scott, an deinem ‚Päckchen‘ gibts nichts auszusetzen. Du bist
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