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wenn sie gleichaltrig sind. Mit 24, da sind sie ja praktisch noch Teenager.“
„Wusste ich doch, dass du so was Ähnliches von dir geben würdest.“
Ich nagte ganz ostentativ an den Lippen. „Sorry. Muss ja was Gutes an ihm dran sein, wenn du ihn magst. 24 – sie sind ja immer noch hart am Gipfel ihrer sexuellen Leistungskraft in dem Alter.“
„Ich weiß“, sagte sie und lächelte.
„Was macht er denn sonst noch so, außer der Arbeit im Pub?“
„Er ist Musiker und Liedermacher.“
Ich versuchte, eine möglichst ernste und offene Miene beizubehalten.
„Außerdem steht er kurz vorm Staatsexamen und will mal Lehrer werden.“
„Aha. Klingt gut.“
Sie warf mir einen Blick zu, und ich versuchte unschuldig zu tun. Sie meinte nämlich, ich lege bei Männern zu viel Wert auf die berufliche Zielsetzung. Sie selbst hätte sich damit abgefunden, in einer winzigen Behausung wie unserer zu bleiben und einem gelegentlich jobbenden Lover zu lauschen, der bis in die ferne Zukunft hinein seine Songs auf der Gitarre klimperte.
Wie üblich war mir nicht klar, ob sie die Verrückte war oder ich.
„Falls was draus wird, stellst du ihn mir mal vor, ja?“ fragte ich. „Wir können ja zusammen essen oder so.“
„Natürlich, Mom.“
„Wie heißt er denn?“ fragte ich, als sie sich zum Gehen wandte.
„Jack.“
Jack, der 24-jährige Student und Musiker. Na ja, solange sie glücklich war …
Ich widmete mich wieder dem Brautkleid, heftete die Schnittmusterbögen mit Stecknadeln fest und schnitt dann die Teile zu, wobei ich mich doppelt und dreifach vergewisserte, dass alle Maße stimmten. Der schwere Seiden-Satin kostete dreißig Dollar pro laufendem Meter im Angebot, und ich wollte keinen Fehler machen.
Die Story von dem Mädchen mit dem Brautkleid und der vorgebuchten Empfangslokalität wollte mir einfach nicht aus dem Kopf. Merkte man so deutlich, dass man bereit war? Lief es wirlich so instinktiv ab? Und wenn ja – wieso war mir nicht mit gleicher Selbstverständlichkeit bewusst, dass ich noch nicht so weit war, mein Herzblatt kennen zu lernen?
Ich hatte das Gefühl, als hätte ich den Moment des Bereitseins längst verpasst.
Vielleicht lag Cassie ja falsch. Vielleicht gings gar nicht darum, dass man so weit war und der Partner sich dann automatisch einstellte. Vielleicht gings vielmehr darum, dass die Dinge angestoßen werden mussten, um das Aussenden des Signals, dass man überzeugt war, alles werde wunschgemäß eintreten.
Mit Brautkleid und Empfang in Wartestellung musste das Mädel ein verdammt entschlossenes Herzchen gewesen sein.
Ich legte schließlich meine Schere nieder und krabbelte zu dem wackeligen Bücherschrank rüber, in dem ich meinen mehrere Zoll dicken Stapel von Brautmode-Magazinen hortete.
Auf all den Seiten gab es vielleicht sechs, sieben Brautkleid-Modelle, die mir gefielen, und davon war keins so, dass ich es wie abgebildet getragen hätte. Ich schlug die Hefte da auf, wo ich Lesezeichen eingelegt hatte, und begutachtete die Kleider. Beim einen gefiel mir die hohe Taille, beim anderen der Spitzenbesatz, beim dritten wiederum die Ärmelschlitze. Und dann gabs da noch ein Paar Schuhe in getöntem Weiß und mit barockem Perlenschmuck besetzt, der geradezu danach schrie, angefertigt zu werden.
Wenn du es nähst, dann wird er kommen.
Der Gedanke waberte mir durchs Hirn wie eine göttliche Eingebung.
Wenn es bei Kevin Costner und bei Baseballspielern funktionierte, wieso dann nicht bei mir, bei einem Bräutigam?
Und nebenbei war es gewiss auch der seelischen Gesundheit dienlich. Stellenweise kam mir nämlich der Verdacht, dass ich nur deshalb unbedingt unter die Haube wollte, weil ich auf die Weise an das Kleid gelangte. Dieses Verlangen würde sich hiermit erledigen und mir den Freiraum lassen, meine Heiratspläne aus wahrhaft triftigen Gründen zu verfolgen.
Außerdem ersparte es mir wahrscheinlich massenhaft Zeit für den Fall, dass ich die Feier planen musste. Das Kleid, das war dann schon unter Dach und Fach, und ich hatte freie Hand und konnte mich auf Blumenschmuck und kulinarische Fragen konzentrieren.
Ich schnappte mir Stift und Papier und fing an, mein Traumkleid zu skizzieren.
Es war eine ungeheuer vernünftige Beschäftigung.
15. KAPITEL
S CHEUSSLICHER P ULLOVER
„B ei ihr hatte sich schon mindestens einen Monat lang ein Krümel Popkorn unterm Zahnfleischsaum verkeilt“, sagte Scott. „Das Gewebe war entzündet, und Eiter und Blut sickerten raus
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