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kann ich nicht schlafen, bevor nicht der Gestank rausgewaschen ist.“
Sie wandte sich um und sah mich kummervoll an, während sich der Kopf mit den wunderschönen grünen, nun schmerzerfüllten Augen zur Seite drehte. „Warum muss immer mir so etwas passieren?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht.“ Ich stand kurz davor, ihr zu sagen, es sei nicht ihre Schuld, Männer seien eben manchmal Schweine und Jack sei ein Arschloch, sie habe sowieso Besseres verdient … doch nichts von alledem hätte die Frage beantwortet. Nichts von alledem konnte erklären, wieso ausgerechnet sie schon wieder so leiden musste.
„War ich ihm nicht intelligent genug? Oder zu wenig gebildet? Ich hatte doch fast meinen Bachelor-Abschluss, mir fehlten nur ein paar Scheine, aber vielleicht reicht das ja nicht im Vergleich zu einem, der kurz vorm Master-Examen steht.“ Sie schaute mich Zustimmung heischend an.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Also, deswegen ist man doch noch lange kein Versager, nur weil man sein Studium nicht abgeschlossen hat, oder?“
„Du bist hundert Mal gescheiter als der. Du zumindest tust anderen Menschen nicht weh“, sagte ich.
„Bin ich ihm zu alt? Vielleicht ist mein Po ja schon zu flach. Sie ist jünger als er – vielleicht hat sie strammere Brüste.“
„Ich glaube nicht, dass es mit dir zu tun hat“, sagte ich. „Eher mit ihm. Er ist ein verkorkster Typ. Muss er doch sein, wenn er so mit dir und dieser Cynthia umspringt. An dir liegt es nicht.“
„Warum war ich ihm dann nicht gut genug?“ fragte sie gequält. Und dann flossen die Tränen.
Ich überwand den Abstand zwischen uns und nahm sie in die Arme.
Cassie kam die Kellertreppe hinauf und trat in die Küche, wobei man hinter ihr das entfernte Wummern des Wäschetrockners vernahm. Es war drei Uhr früh; wir hatten das Speiseeis aus dem Gefrierfach vertilgt und uns dann über die Flasche Rotwein hergemacht, die mir eine Kundin zu Weihnachten geschenkt hatte.
Cassie setzte sich wieder zu mir ans Nischentischchen in der Küchenecke. Beide trugen wir mittlerweile unsere Bademäntel, verspürten jedoch noch keine Lust, für die Nacht Feierabend zu machen. Solange sie Jack nicht persönlich zur Rede stellen konnte, gab es für sie und diese Geschichte keine Lösung, nur ein verwundetes Herz.
„Bekomme ich ein Püppchen? Einen Voodoo-Jack?“ fragte sie und hievte dabei die Füße auf den Stuhl, so dass ihr die angewinkelten Knie fast bis unters Kinn stießen. Ihr Haar war noch nass, ihr blasses Gesicht nur dort von Farbe betupft, wo der Wein die Lippen benetzt hatte.
„Klar. Was meinst du, geben wir ihm zwei Gesichter?“
„Und zwei Schwänze, die ihm ständig aus der Hose wollen“, sagte sie. „Alle halten ihn für so einen netten Kerl.“
„Mag sein, dass ich nicht ganz einverstanden war mit dem Altersunterschied zwischen euch beiden, aber ich dachte, er wäre ein anständiger Typ. Dass der so was bringt, darauf wäre ich nie gekommen.“
„Keiner wäre das. Ich bin ja nicht nachtragend, aber ich finde, es sollten alle erfahren, was er sich geleistet hat. Ich meine fast, alle Welt
muss
es wissen, in Jacks eigenem Interesse“, fand sie.
„Das ist mal ein interessanter Blickpunkt. Öffentliche Demütigung in
seinem
eigenen Interesse.“
„Nee, echt jetzt“, sagte Cassie und richtete sich auf. „Irgendwo da drin, da weiß er: Was er angestellt hat, war Unrecht. Er muss sich doch zutiefst schämen. Ähnlich wie ‘n Mörder, der gestehen und bestraft werden will. Der kann unmöglich mit sich selbst ins Reine kommen, bevor er nicht bereut.“
„Und du bist diejenige, die ihn dazu zwingt? Klingt mir mehr nach Rache als nach Aufrechterhaltung der natürlichen Ordnung, oh Muttergöttin.“
„Der musste das doch regelrecht kommen sehen“, sagte sie. „Musste doch wissen, dass es nicht ewig so weitergehen konnte.“
„Ich glaube, da tust du ihm zu viel Ehre an“, wandte ich ein. „Allzu einsichtig oder empfindsam ist der mir nie vorgekommen.“
„Richtig, und genau deshalb muss alle Welt ihn schneiden. Er bringt von selber womöglich nicht den Mut auf, sich seiner Schuld zu stellen, also müssen andere ihn dazu bewegen. Nur auf diese Weise wird ein besserer Mensch aus ihm. Innerlich wird er daran wachsen.“
„Interessante Theorie“, äußerte ich ein wenig gereizt. Außer Cassie kannte ich niemanden, der allen Ernstes Rache in einen Reifungsprozess umzudeuten versuchte. Entweder wollte sie sich
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