www.traummann-gesucht.komm!
nicht eingestehen, dass sie am liebsten ein Gartenwiesel auf Jacks Genitalien gehetzt hätte, oder sie hatte tatsächlich ein Entwicklungsstadium erreicht, von dem ich nur träumen konnte.
„Ich werde jedermann in der Kneipe erzählen, was er verbrochen hat: Kollegen, Vorgesetzten, Gästen. Sag du diesem Verkäufer in dem Sportgeschäft, er soll es an den gesamten Lehrgang weitergeben. Alle müssen es erfahren.“
„Ist das denn nicht auch für dich eine Blamage?“
Sie blinzelte verdutzt. „Wieso? Ich hab doch nichts Böses getan!“
Ich zuckte die Schultern. Wir nippten unseren Wein und lauschten dem Gerumpel des Wäschetrockners im Keller. Ich gähnte und stellte mich schon aufs Bett ein, aber dann sprach Cassie weiter.
„Ich dachte, so allmählich hätte ich den Bogen raus gehabt.“ Sie klang wieder niedergeschlagen, jetzt, da das Feuer der Vergeltung erstickt schien. „Ich dachte, ich hätte mittlerweile reichlich Erfahrung und könnte solche Armleuchter auf Anhieb erkennen. Hab ich denn nichts dazugelernt?“
„Hat überhaupt eine von uns dazugelernt? Guck dir Louise an, mit diesem Derek. Schau mich an, immer noch Single, trotz meiner Schnitzeljagd nach dem Mann unter Millionen.“
Cassie prustete verächtlich.
„Ist was?“
„Du und noch Single! Doch nur, weil du es unbedingt willst! Dabei weißt du, dass dir dein Mr. Volltreffer direkt vor der Nase sitzt!“
„Wer denn?“
„Ach, jetzt mach aber ‘nen Punkt, Hannah! Scott! Wer denn sonst?“
Ich spürte, wie mir die Wangen siedend heiß anliefen und mir der Schweiß unter den Achseln ausbrach. „Wir sind einfach nur gute Freunde. Wie wir alle eben.“
„Nix wie wir alle eben! Er ist mächtig in dich verknallt, und du würdest es auch sehen, wenn du nur gucken wolltest.“
„Ist er nicht! Der hat sich doch gerade erst vor ‘n paar Wochen diese Juristin an Land gezogen. In dieser Hinsicht hat er’s keineswegs auf mich abgesehen.“ Ich protestierte zu heftig, und vermutlich merkte sie das.
„Ich hab nicht vor, dich zu überzeugen. Genau das hab ich vor ein paar Wochen gemeint, als ich dir sagte, es werde dann passieren, wenn du so weit bist. Er interessiert sich für dich seit deinem Umzug hierher, aber er wird nichts riskieren, solange er nicht sicher ist, ob du auch offen bist für etwaige Versuche.“
„Er gehört aber doch zu Louise“, sagte ich.
„Das war vor zehn Jahren. Schnee von gestern. Der hängt nur deshalb so oft und so viel mit uns herum, weil er in deiner Nähe sein will.“
„War mir nicht aufgefallen … Scott und ich?“
„Ist dir das nie durch den Kopf gegangen? Ehrlich nicht?“
Ich wollte nicht zugeben, dass es mir sehr wohl durch den Kopf gegangen war. Was immer mein Interesse mir an Kerzen im Herzen entzündet haben mochte – sie flackerten flüchtig, die Flämmchen, und hätten im Luftzug unseres Gesprächs verlöschen können. Wenn in Zukunft Cassie und Scott mit mir im gleichen Zimmer weilten, würde ich mich schon unwohl genug in meiner Haut fühlen; da brauchte sie nicht auch noch zu wissen, dass dieses Interesse womöglich über strikt freundschaftliche Beziehungen hinausging.
„Entschuldige“, sagte Cassie, bevor mir eine passende Antwort einfiel. „Liegt am Wein, und es war ‘ne schlimme Nacht. Eigentlich wollte ich das alles gar nicht sagen.“
„Brauchst dich nicht zu entschuldigen“, sagte ich.
Sie ließ den Finger über den Rand ihres Weinglases kreisen, schob es dann von sich und zuckte die Schultern. „Was auch immer zwischen euch beiden angelaufen wäre, ich habs vermasselt, weil ich drüber gequatscht habe. Du wirst jetzt Scott gegenüber Hemmungen haben, das Ungezwungene ist weg. Ich hab dein Chakra blockiert“, sagte sie und lächelte dabei.
„Weiß gar nicht, wieso du so scharf darauf bist, uns zu verkuppeln.“
„Ich möchte jemanden in einer guten Beziehung sehen.“
„Ginge dir das nicht zu sehr an die Nieren, nach diesem Fiasko mit Jack?“ fragte ich. „Seit wann sehen es denn ausgerechnet die Erniedrigten und Beleidigten gern, dass andere sich lieben?“
Die letzten Spuren einer bitterbösen, am Boden zerstörten Cassie, meiner Bettlaken zerfetzenden, Ränke schmiedenden Furie, sie verblassten, und ihre Züge glätteten sich zu der gewohnt friedvollen, allwissenden Miene.
„Kapierst du denn nicht, Hannah?“ fragte sie. „Das Glück meiner Freundinnen ist auch mein Glück.“
Jack hatte ja keine Ahnung, was er verloren hatte.
26. KAPITEL
E NGE L
Weitere Kostenlose Bücher