www.traummann-gesucht.komm!
AUFHOSEN
„D auernd lügen sie. Wieso flunkern die bloß immer? Ist doch nicht so, als würden wir’s nicht merken“, sagte Louise und fuchtelte in der Luft herum.
Wir bewanderten den Wildwood Trail-Wanderweg, vom Zoo-Parkplatz über den Waldlehrpfad des Hoyt-Arboretums bis hin zum Herrenhaus von Pittock Mansion mit seiner Aussicht über den gesamten nördlichen Stadtbezirk. Es war eine beliebte Wanderroute, besonders samstags, mit Läufern, Hunden und plaudernden Paaren, die wir alle naselang überholten oder von denen wir unsererseits überholt wurden.
„Hat der sich etwa eingebildet, mir fällt das nicht auf, dass sein vorgebliches Durchschnittsgewicht in keiner Weise zusammenpasste mit seinem 25-Kilo-Rettungsring an der Wampe?“ fragte sie. „Obwohl, auf dem Foto, da fiels einem wirklich nicht auf.“
In dem Bemühen, ihr Rendezvous-Süppchen vom bitteren Beigeschmack Dereks des Geschiedenen und Desinteressierten zu befreien, war Louise letztlich doch den Verlockungen des Internet-Dating erlegen. Der von ihr Auserkorene hatte auf dem Bild ganz ordentlich ausgesehen – einem Foto, das er, wie sich später herausstellen sollte, mit für Eigenlob geübtem Blick ausgewählt hatte.
„Ist wie Klamottenkaufen per Katalog“, sagte ich. „Schon verdächtig, wenn das Model sitzt oder die Arme über der Taille verschränkt. Wahrscheinlich sieht die Betreffende in dem Zeug sonst wie ‘n Holzklotz aus.“
„Und Baseballkappen. Jede Wette, neunzig Prozent der Typen, die auf dem Foto ‘ne Kappe tragen, haben Glatze.“
„Den Versuch kann man ihnen nicht übel nehmen“, sagte ich.
„Im Café musste er die Mütze allerdings absetzen und rieb sich immer über die Platte, wenn er verlegen wurde. Als wolle er sie polieren. Um ein Haar hätte ich ihm ‘nen Klacks Hochglanzpolitur draufgedrückt oder ihm ein Fensterleder gereicht. Und übrigens hat er nicht nur bezüglich seines Äußeren geschummelt.“
„Ach?“
„Er sagte, er habe ‘nen Doktortitel in Psychologie. Pustekuchen. Ist mit der Dissertation noch gar nicht fertig. Dann hat er behauptet, er reise gern, besonders ins Ausland. Dabei war er bloß mal in England – Gottchen, wie ausländisch! –, und ansonsten ist er lediglich in den Staaten rumgegondelt, und zwar mit dem Auto. Er gab vor, dass er gern Kanu fährt. Hat er nur ein Mal gemacht, und zwar vor drei Jahren.“
„Direkt gelogen ist das ja nicht, im Grunde genommen“, provozierte ich sie.
„Und er hatte ganz weiche Hände, mit spitzen Fingern.“
„Igitt! Mausepfötchen“, sagte ich.
„Kannst du dir das vorstellen? Dich von solchen Händen befummeln zu lassen?“
In geteiltem Abscheu ließen wir das Schreckensbild Revue passieren.
„Aber nett war er, stimmts?“ fragte ich. „Ich meine, nicht ganz das, was du suchtest, aber ‘n Schnarchhahn oder Volltrottel auch wieder nicht.“
Sie stieß einen übertriebenen Seufzer aus. „Viel zu nett. Den Käse, den die Männer da immer drauf haben, von wegen die Frauen stünden nicht auf nette Kerle – die haben ja keine Ahnung. Nett bedeutet doch nicht, dass man so passiv und in Nöten ist, dass man sich nach Strich und Faden von den Weibern rumkommandieren lässt. Seine Ex hat ihn mit dem üblichen Trick vors Standesamt gekriegt, nach der uralten Leier ‚Ich bin schwanger und lasse es abtreiben‘. Ja, ist es denn zu fassen, dass so was immer noch funktioniert?“
„Zumindest hat er das zu tun versucht, was er für recht und billig hielt.“
„Aber wie blöd muss man denn sein, um nicht zu schnallen, auf was man sich da einlässt? Als ob so eine Ehe funktionieren würde! Da käme das arme Würmchen am Besten gar nicht erst zur Welt, bei so einer Mutter und einem solchen Kasper als Vater! Natürlich hatte sein trautes Weib gleich nach der Eheschließung eine ‚Fehlgeburt‘.“
„Hat einer behauptet, dass Männer bei Beziehungen Grips beweisen?“ fragte ich. „Die sind wie Provinzdeppen, die zum ersten Mal in die große Stadt kommen. Einige sind ganz süß, andere vertrottelt, aber keiner blickt durch.“
„Und dann fallen sie vom Glauben ab, wenn die Sache in die Hose geht“, sagte sie.
Es behagte mir, wenn Louise sich in Rage redete. Es hatte Zeiten gegeben, da glaubte ich, sie würde eher auf einem Mann herumtrampeln denn ihn küssen. Irgendwann würde es auch sie erwischen, und ich hoffte, dass ich das noch erleben durfte. Munition für Sticheleien, mit denen ich sie gnadenlos aufziehen konnte.
„Die Anrufer
Weitere Kostenlose Bücher