www.traummann-gesucht.komm!
Ehrgefühl, der Kerl. Scheiß Charakterschwein!“
„Weißt du, dass du der Erste bist, der als Mann so denkt? Ich hab mehrere darauf angesprochen, und alle haben gesagt: ‚Kommt eben vor‘, als wäre das Ganze ‘ne Lappalie.“
„Haben alle kein Rückgrat. Würde ich nie tun, so was. Mann! So ein Penner! Ohne den ist sie besser dran, weißt du?“
„Weiß ich durchaus, aber wie bringe ich ihr das bei?“ fragte ich.
„Menschenskinder! Ich fasse es nicht, dass jemand Cass so was antut!“
Ich ließ ihn noch ein Weilchen toben, und auf seltsame Weise empfand ich seine Reaktion als tröstend. Trotz der Kraftausdrücke fiel sie geradezu ritterlich aus im Vergleich zu dem, was Robert und dieser Ziegenbock von Exrichter von sich gegeben hatten. Bei
denen
war von Ehrgefühl keine Rede gewesen.
Die
hatten mitnichten erkannt, dass es auch im 21. Jahrhundert noch einen Ehrenkodex gab, an den die Herren sich gefälligst zu halten hatten.
Ehre. Das hörte ich gern. Zum ersten Mal hatte ich miterlebt, wie dieser Begriff einem Mann im richtigen Leben über die Lippen gekommen war.
Es klang erstaunlich rührend.
„Also, weißt du, du kommst nicht drum herum, es ihr zu sagen“, sagte er. „Ich glaube kaum, dass der von selber mit ihr Schluss macht.“
Ich seufzte. „Ich weiß.“
25. KAPITEL
B ETTLAKEN AUS P ERKAL
M itternacht war schon vorüber, und ich nähte noch immer und wartete darauf, dass Cassie heimkam. Ich hatte einige Tassen Instant-Cappuccino intus, mit dem Resultat, dass ich mir umso mehr das Hirn zermarterte und meine Gedanken einen Veitstanz aufführten, der fast so unangenehm wirkte wie der säuerliche Zustand meines Magens.
Mein halbfertiges Brautkleid hing mit den übrigen auf Änderung harrenden Sachen am Ständer: der übliche Rückstau an Herrenhosen in Braun-, Grün- und Grautönen, die eher an modrige Waldböden erinnerten; Bethanys Abendkleid, bei dem man nach manch peinlichem Schmollen seitens der Teeny-Miss letztlich zur Entscheidung gelangt war, es müssten stärkere Brustpölsterchen her sowie ein schmaleres eingenähtes Korsett; zwei zu kürzende Brautmutterkleider; drei Damen-Business-Jacketts aus Schurwolle, die enger gemacht werden mussten, sowie ein Mischmasch aus Röcken und Kleidern, bei denen Abnäher eingenäht oder aufgetrennt, Saumkanten versäubert, Ausschnitte geändert oder Mieder gekürzt werden mussten. Und so fort.
Kein Wunder, dass ich stattdessen an einem neuen Catcher-Outfit arbeitete.
Diesmal hatte Elroy im Voraus bezahlt – bloß keine weiteren pseudo-telepathischen Sitzungen als Zahlungsmittel, vielen Dank! Und obendrein mein Glück, da ich mir kaum vorstellen konnte, dass seine Schmalspurkarriere sich noch lange fortsetzen würde, wenn er erst einmal in diesem Aufzug in den Ring gestiegen war.
Das Bulldoggenkostüm hatte beim Catcherpublikum nur mäßigen Anklang gefunden, und die Fellhosen erwiesen sich als wenig dehnfähig sowie obendrein zu warm. Vor beiden Nachteilen hatte ich ihn zu Beginn meiner Bastelei gewarnt, aber seinerzeit hatte er meinen Rat ebenso verworfen wie meinen gestrigen Hinweis bezüglich seines neuen Trikots: Du wirst dich lächerlich machen.
Er wollte als King Kong auftreten. Der Bursche war zwar stämmig, aber zu kurz geraten. King Kong unter einssiebzig – hat man denn so was schon gehört?
Und was noch schlimmer war als die Körpergröße: Ich sollte ihm eine behaarte, kuppelförmige Kappe fertigen, die ihm das Aussehen eines nach oben spitz zulaufenden Gorillaschädels verlieh.
Vielleicht konnte er sich als Partyonkel für Kindergeburtstage verdingen.
Die Hosen allerdings, die waren diesmal okay, ein dehnfähiges Lycra-Gewebe, an dem ich per Klebepistole lange, schwarze Wollzotteln befestigte. Hätte Elroy von mir verlangt, die Dinger müssten per Hand angenäht werden, dann hätte er schon Vorstandsvorsitzender einer Hotline für telepathische Beratung sein müssen, um sich das Honorar leisten zu können.
Kurze behaarte Beine, entblößte Brust, ellipsenförmige Schädeldecke. Entweder war er dreist oder einfach dumm.
Ich hörte Radio, klebte Haarfransen an und lauschte angestrengt auf das Geräusch von Cassies Wagen. Die Uhr zeigte bereits nach eins, als ich es endlich vernahm und die Klebepistole absetzte.
„Na, du Workaholic?“ sagte sie Minuten später, indem sie um den Türpfosten meines Nähstübchens spähte.
„Hallo, Frau Kellnerin.“
„Bin fix und fertig. Ich springe noch unter die Dusche, und dann ab
Weitere Kostenlose Bücher