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Wyler, Leana

Wyler, Leana

Titel: Wyler, Leana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: letzte Tür links (German Edition) Nottingham Castle
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ging es in Richtung des Castles. Susannah hatte Mühe, im Sattel zu bleiben, nicht nur wegen der Fesseln, sondern weil in ihrem Inneren alles tobte. Was maßte sich dieser Sheriff eigentlich an! Nur weil er der mächtigste Mann in der Grafschaft war, meinte er, alle Untertanen nach seinem Gutdünken behandeln zu können.
    Nicht einmal vor den Frauen auf seiner Burg machte er halt. Wie oft schon waren die einfachen Mädchen aus seinem Castle weinend zu ihr gekommen, sie lebten in ständiger Angst, ihm zu Diensten sein zu müssen. Er verging sich regelmäßig an ihnen und schickte sie dann zur Hebamme, um sich einen „Trank“ geben zu lassen. Nicht dass ihm noch ein „Balg“ unterkäme.
    Dieser Bastard!
    Ein Jammer, dass ihre Arzttasche keinen Essig enthielt, den sie ihm in seine Wunde schütten konnte. Verdient hätte er es allemal.

Nottingham Castle

    „Eine Hebamme? Ihr bringt mir eine Hebamme? Seid ihr vollkommen verrückt geworden?“
    Die tiefe Stimme des Burgherren dröhnte durch den Raum, sodass Susannah unwillkürlich zusammenzuckte. Dieser liebreizende Empfang versprach mit Sicherheit nichts Gutes!
    Nun stand sie ihm gegenüber. Bisher hatte sie ihn nur aus der Ferne bei der heiligen Messe gesehen und selbst da war er ihr hochnäsig, selbstgefällig und unzufrieden vorgekommen. Wie ein Unheil verkündender Rabe pflegte er in seinen teuren Gewändern herumzuflattern. Es verschaffte ihm offenbar eine besondere Genugtuung, bei den Menschen in seiner Umgebung Angst und Schrecken zu verbreiten.
    Als sie ihn nun aus der Nähe betrachtete, steigerte sich Susannahs Abneigung nochmals enorm. Dunkle Haare umrahmten ein Gesicht mit kantigen Zügen, aus dem die hellen Augen herausstachen. Über seiner Nase grub sich eine grimmige Stirnfalte in die Haut, als er die Soldaten wütend anfuhr. Die tiefe, blutende Schnittwunde an seinem Kinn trug auch nicht dazu bei, ihm ein sanfteres Aussehen zu verleihen.
    Susannah presste ihre lederne Arzttasche fester an ihren Bauch. Der Mann jagte ihr ein wenig Angst ein, was ansonsten nie geschah. Andererseits – es war nur eine einfache Schnittwunde, keine gefährliche Steißgeburt. Nun war sie schon hier und würde seine Verletzung nach allen Regeln der Heilkunst behandeln. Schon allein, um ihm zu beweisen, dass sie sich als ach so dummes Weib darin besser verstand als seine stümperhaften Gefolgsleute. Sie zog die Schultern gerade und holte tief Luft.
    „Milord“, sagte sie, „ich versichere Euch, dass ich mich hervorragend auf die Versorgung von Wunden verstehe. Mein Vater hat mich gut unterrichtet.“
    Jäh fuhr sein Kopf herum. Er machte ein paar Schritte von den Wachen weg und auf sie zu. Seine Augen tasteten ihren Körper mit unverfrorener Langsamkeit ab. Dann nahm er auf dem Stuhl vor ihr Platz.
    „Wenn die Narbe nicht zu meiner Zufriedenheit ausfällt, kann dein Vater künftig auch die Entbindungen übernehmen“, stellte er klar.
    Susannah biss sich hart auf die Unterlippe. Der Sheriff war nicht dafür bekannt, leere Drohungen auszusprechen. Es war ihm absolut zuzutrauen, sie für einen Fehler vehement zu bestrafen. Ihr Brustkorb wurde eng und ihre Handflächen feucht. Aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und nahm die nötigen Utensilien aus der abgenutzten Ledertasche, die sie mitgebracht hatte.
    „Ich werde die Wunde erst einmal säubern, dann vernähe ich sie. Wenn ich die Stiche unter die Haut setze, bleibt die Narbe relativ klein. Aber zaubern kann ich natürlich nicht.“
    Nottingham wies sie mit einer unwirschen Handbewegung an zu beginnen. Sie beträufelte ein dünnes Tuch mit einer Flüssigkeit, um seine Wunde sauber zu machen. Er ließ es regungslos über sich ergehen. Als sie damit fertig war, griff er nach vorne auf den Tisch, um sich vom dunklen Rotwein nachzuschenken. Susannah hielt seine Hand fest. „Nein, Sire, mit dem Wein öffnen sich die Gefäße und sie bluten mehr, ich habe etwas Besseres.“
    Sie nahm eine winzige Flasche heraus und gab ein paar Tropfen auf einen kleinen Holzlöffel, den sie ihm entgegenhielt. Der Sheriff beobachtet ihr Tun mit misstrauischem Blick.
    „Was soll das sein?”, fragte er.
    „Kräutertropfen, die eine blutstillende Wirkung haben”, erklärte sie.
    „Nimm du sie erst. Bei euch Weibern weiß man nie, ob eine Giftmischerin am Werk ist.”
    Gehorsam schluckte sie selbst die Tinktur und bot ihm den wieder aufgefüllten Löffel an. Diesmal nahm er die Tropfen und verzog angeekelt das

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