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Wyler, Leana

Wyler, Leana

Titel: Wyler, Leana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: letzte Tür links (German Edition) Nottingham Castle
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Zeit, der bitteren Wahrheit ins Auge zu schauen. Es war nicht mehr lange hin, dann würde sie dort oben baumeln. Unten würde man Eintopf essen, die Musikanten würden spielen und Lilibeth würde sicherlich ein gutes Geschäft machen an diesem Tag.
    Der ihr letzter sein würde.
    Sie zitterte haltlos. Ihre Hände drohten von den Steinblöcken zu rutschen und die Beine wurden weich. Die Bilder vor ihren Augen verschwammen. Nur durch einen Nebel sah sie, wie einer der Musiker mitten Stück aufstand, seine langes, funkelndes Instrument an die Lippen hob und einen schrillen Ton hineinblies.
    Im ersten Moment wunderte sich Susannah, denn der Laut passte nicht zu der munteren Melodie. Dann aber wurde ihr schlagartig klar, was sie da eben vernommen hatte.
    Das Zeichen zum Angriff.
    Die Musiker warfen die Strohballen vom Wagen und ergriffen die Schwerter, die darunter versteckt gewesen waren.
    Lilibeth zog die Plane von ihren Gütern, doch es kamen keine Stoffe und Gewänder zum Vorschein, sondern Langbögen und Köcher mit Pfeilen.
    Die großen, breitschultrigen Frauen rissen sich die Kapuzen vom Kopf.
    Susannah hielt unwillkürlich die Luft an. Es waren Robins Gefährten, die sich als alte Weiber verkleidet hatten!
    Sie krallte ihre Finger fest in die Mauer und sah atemlos zu, wie immer mehr Männer aus ihren Verstecken in Wägen oder unter Frauenkleidern hervorkamen. Einige sprangen auf die Wägen und warfen den anderen Waffen zu, die sofort zum Einsatz kamen, denn die Soldaten des Sheriffs stürmten aus allen Ecken des Burghofs heran.
    Schwerter klirrten aufeinander, Pfeile schossen durch die Luft, lautes Kampfgeschrei schallte über den Hof.
    „Was zum Teufel ist da los”, rief die schrille Stimme von unten, erfüllt von Panik und Ungeduld.
    Susannah antwortete nicht. Vollkommen gebannt verfolgte sie die Geschehnisse.
    „Sag schon, was geht da vor sich!” Nun brüllte die Lady lauthals.
    „Männer aus den Dörfern sind da”, erklärte Susannah völlig atemlos. „Sie kämpfen. Und gerade kommen noch mehr angelaufen!”
    Voll Freude sah sie, dass eine ganze Schar Männer auf das Burgtor zustürmte. Robins Truppe hatte offenbar die Dörfer der halben Grafschaft mobilisiert! Und damit waren sie den Soldaten gegenüber sicher in der Überzahl.
    „Die Zugbrücke!”, kreischte die Alte. „Die sollen endlich die Zugbrücke hochziehen, worauf warten die noch!”
    Die Wachen waren auf den gleichen Gedanken gekommen. Zwei davon rannten zur Winde und versuchten mit aller Kraft, die Kette schnell aufzurollen und das Tor damit hochzuziehen. Doch die Dörfler waren ebenfalls an der Winde, vier Stück zählte Susannah, und sie sorgten dafür, dass der Zugang zum Castle geöffnet blieb.
    Robins Männer stürmten auf den Eingang zur Burg zu. Sie erkannte den Barden Allen-a-Dale sowie John und Friar Tuck. Sicherlich waren sie auf dem Weg, um Robin zu retten!
    Das eiserne Korsett um Susannas Brustkorb platzte auf und ließ sie endlich wieder freier atmen. Rettung war in Sicht! Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würden sie in den Kerker vordringen und alle Gefangenen herausholen. Die Angst fiel von ihr ab wie ein zentnerschwerer Umhang.
    „Erst müsst ihr an mir vorbei!” Das war Eadrics tiefe Stimme.
    Susannah ergriff die Gitterstäbe des Fensters und versuchte, sich hochzuziehen, aber der Winkel war zu ungünstig, als dass sie etwas hätte erkennen können. Sie hörte Klingen aufeinanderprallen, Stiefel, die auf den Boden knallten, Schmerzensschreie. Verdammt, sie musste sehen, was da vor sich ging!
    Da kamen die Kämpfenden endlich in ihr Blickfeld. Eadric wehrte sich gegen zwei von Robins Männern. Ganz in Schwarz war er gekleidet, sein Edelsteingürtel hatte im aufgewirbelten Sand des Burghofs an Glanz verloren, und er brüllte Kommandos. Mit geschmeidigen Bewegungen wich er den kraftvollen Hieben der beiden aus, sprang zur Seite und griff den einen von hinten an. Robins Männer waren jedoch ebenfalls geübte Kämpfer und nahmen ihn von beiden Seiten in die Zange.
    Susannah vergaß zu atmen. Da! Der eine hob sein Schwert und holte aus! Eadric schien es zu ahnen, er riss seine eigene Waffe hoch und wehrte den Hieb ab. Aber lange würde er sicher nicht gegen die Übermacht ankommen. Susannah sah ihn stolpern, sah einen der beiden Männer sein Schwert heben, schrie auf – doch im letzten Moment kam der Hauptmann der Soldaten angestürmt und rammte dem Angreifer seine Waffe in die Schulter. Eadric sprang auf, da eine neue

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