X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
Jesmins Jäger vor Augen, konnte den Schaden an der Seite und die aus der aufgerissenen Rumpfwand hängenden Kabel sehen. Ihr Jäger war durch sein Manöver fast neunzig Grad nach steuerbord gedreht worden. Im Augenblick entfernte er sich damit wieder von den Hügeln, aber die Rollbewegung hielt an. Kell stieg ganz vorsichtig – Zentimeter um Zentimeter, wie ihm schien – nach oben, auf die Unterseite ihres Jägers zu.
Die Hügelflanke fegte unter ihm vorbei und verschwand. Jesmins Rollbewegung ließ ihre Backbordtragfläche auf die von Kell treffen. Der Knüppel in seiner Hand zitterte. Hinter ihm kreischte Dreizehn, und Kell spürte den Stoß, mit dem die R2-Einheit gegen die Unterseite von Jesmins Jäger krachte.
Als Jesmins Rotation seine Backbordtragflächen nach unten drückte, ruckte Kells Knüppel, und sein Jäger versuchte, nach backbord abzurollen. Er kämpfte dagegen an, versuchte mit schierer Körperkraft, die Maschine auf Kurs zu halten. Wenn er es nur schaffte, Jesmins Nase nach oben zu drücken, würde es ihm vielleicht gelingen, sie aus der Atmosphäre hinauszuschieben, und dann konnte die Narra längsseits gehen –
Er hörte ein Knistern, spürte, wie ihn ein prickelndes Gefühl durchlief. Dreizehn gab wieder einen Laut des Unbehagens von sich. Sein Textdisplay zeigte ihm Diagnoseberichte an:
ÄTHERRUDER AUSGEFALLEN.
BACKBORDFUSIONSAGGREGATE AUSGEFALLEN.
ANGRIFFSFLÄCHENHYDRAULIK AUSGEFALLEN.
BEGINNE REPARATUREN.
Die Backbordmotoren Kells winselten und schalteten ab. Jesmins X-Flügler, der jetzt in einem weiten Bogen auf den Boden gerichtet war, entfernte sich mit einem Satz von ihm.
»Nein! Fünf an Zwei, bitte kommen.«
Nichts.
»Dreizehn, kannst du ihre Sesselelektronik befragen?«
SIE MELDEN NIVEAUS, DIE BEI EINER MON CALAMARI DER BEWUSSTLOSIGKEIT ENTSPRECHEN.
»Night Caller, könnt ihr sie mit eurem Traktor schnappen?«
»Sie ist außer Sichtweite, Fünf. Tut mir leid.«
Jesmin hatte nur noch zehn oder fünfzehn Sekunden zu leben, wenn er nicht irgend etwas zustandebrachte. »Zehn, wo bist du?«
»Fünf, hier Führer. Zehn ist bei Neun. Sie kann dir nicht helfen.«
»Aber ich muß – ich muß – «
»Tut mir leid, Fünf.«
Jesmins Jäger traf die Mondoberfläche. Er detonierte nicht, sondern wurde in Tonnen von Splittern zerfetzt, die über das Felsgestein herabregneten und der zerfurchten Oberfläche des Mondes einige kleinere Pockennarben mehr hinzufügten, bis schließlich das Hauptteil des Wracks am Ende einer fünfhundert Meter langen Furche, die mit Wrackteilen übersät war, zum Stillstand kam.
Kell wischte sich die Tränen von den Wangen. Und dann erfaßte ihn der wahre Schmerz seines Versagens.
»Neun, gib mir Antwort.« Tyria war bemüht, ruhig und gleichmäßig zu sprechen. Sie flog ein Stück hinter Donos und über ihm und konnte erkennen, daß die Schäden an seinem X-Flügler minimal waren – wenn man von dem angekohlten Krater absah, der einmal die Andockstation seines R2 gewesen war. Wenn es noch Fragmente von Donos’ Astromech Shiner gab, würde man sie aus einer dicken Schlackeschicht graben müssen.
Der Dialog zwischen Kell, Jesmin und Wedge wurde immer verzweifelter. Sie versuchte ihn zu ignorieren, zu verdrängen. »Myn! Gib mir Antwort!«
Ein paar Störgeräusche waren zu hören, die vielleicht ihre Reise durch den Äther als ein Wort angetreten hatten.
Tyria preßte sich den Helm dichter an den Kopf in der Hoffnung, dann besser hören zu können. »Was hast du gesagt? ›Erledigt‹?«
Jetzt wieder ein Geräusch, Donos’ Stimme, immer noch schwach und von Störgeräuschen überlagert, aber verständlich: »Erledigt.«
Sie sah auf ihre Sensoren. Jesmin war noch nicht dahin, aber es sah nicht so aus, als ob für sie noch viel Hoffnung bestünde. Tyria wollte Donos schon korrigieren – als ihr plötzlich bewußt wurde, was er wirklich gemeint hatte.
Sie regelte ihr Kommsystem auf minimale Sendeleistung und hoffte, daß ihr Signal schwach genug war, um nicht auch die anderen Gespenster zu erreichen. »Myn, meinst zu Shiner?«
»Er ist erledigt.«
»Myn, verdammt. Er ist doch bloß ein Droid! Jesmin Ackbar wird möglicherweise sterben, und du sorgst dich um einen Klumpen Metall.«
Keine Antwort.
Sie beschleunigte und ließ ihre Maschine vor Donos’ Jäger sinken. »Gespenst Neun, hier Gespenst Zehn. Du bist mein Flügelmann. Mach genau das, was ich tue.«
Wieder keine Antwort. Sie glitt ein wenig nach steuerbord, aber Donos folgte
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