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X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel

X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel

Titel: X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Allston
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Er konnte sich vor Schmerz kaum aufrecht halten, nahm aber doch Haltung an. »Darf ich offen sprechen, Sir?«
    »Raus mit der Sprache.«
    »Jedesmal, wenn ich eine dieser Motivierungsansprachen höre, hätte ich gute Lust, Ihnen den Schädel einzuschlagen.«
    »Und was meinst du wohl, was ich mit dir anstellen möchte, wenn du einfach aussteigst, sobald du irgendeine Verantwortung bekommst?« Wedge drehte sich um und ging hinaus.
    Im Korridor wurde ihm bewußt, was seine nächste Aufgabe sein würde. Lieber hätte er auf der Stelle kehrtgemacht und sich weiter mit Kell auseinandergesetzt, als seine nächste Pflicht zu erfüllen. Fast wäre es ihm lieber gewesen, sich von Kell den Schädel einschlagen zu lassen.
    Eine Weile konnte er es noch aufschieben. Er mußte den Bericht über den Angriff auf diesen Piratenstützpunkt diktieren. Er mußte die Empfehlung aussprechen, daß die Neue Republik diesen Standort annektierte, für den Fall, daß man ihn jemals in dem Krieg gegen die Warlords und gegen das Imperium nutzen konnte. Und dann mußte er sogar noch eine Belobigung für Kell Tainer beantragen – selbst wenn der Mann jedesmal ausstieg, wenn es heiß wurde, war das, was er heute getan hatte, eine Heldentat gewesen, weit jenseits aller Pflichten.
    Aber schließlich und endlich würde er Admiral Ackbar schreiben müssen und ihm mitteilen, daß seine Nichte tot war.
     
    Wedge saß unter dem einzigen Beleuchtungskörper in der Kapitänskajüte, die früher einmal luxuriös gewesen war, jetzt aber nur noch spartanische Schlichtheit ausstrahlte.
    Er begann mit der Hand auf das Touchpad seines Datapads zu schreiben. Eine Tastatur wäre schneller gewesen, aber was ihn heute beim Schreiben hemmte, würde nicht das Interface sein. Er würde viel länger dazu brauchen, die richtigen Worte zu finden.
    Er schrieb: Sir, dieser Brief ist ein Überbringer schlechter Nachrichten.
    Er sah auf das, was er geschrieben hatte. Ein Überbringer schlechter Nachrichten. Eine abgedroschene Phrase, und im übrigen stimmte sie gar nicht. Der Brief war gar nicht der Überbringer, das würde derjenige sein, der Ackbar den Brief brachte. Vielleicht würde es auch nur ein Wandterminal sein.
    Er drückte den Clearknopf, und das Geschriebene verlosch.
    Sir, ich wünschte, ich könnte das, was ich Ihnen zu sagen habe, in schonende Worte kleiden –
    Nein. Bei einer solchen Vorrede würde Ackbar, wenn seine Emotionen denen eines Menschen auch nur annähernd ähnlich waren, nur wachsende Angst empfinden … und dann würde ihm bewußt werden, daß die Angst gerechtfertigt war.
    Er drückte erneut auf den Clearknopf.
    Sir, ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, daß Ihre Nichte Jesmin Ackbar tot ist.
    Ackbar wußte, daß Jesmin seine Nichte war.
    Clear.
    Sir, ich bedauere …
    Selbst das war förmlich, unpersönlich. Er und Ackbar waren keine Freunde; sie waren Offizierskollegen. Aber er empfand großen Respekt für den Mon Calamari-Marineoffizier und wußte, daß Ackbar ihm ähnlichen Respekt entgegenbrachte. Er empfand Mitgefühl für Ackbar und seinen Verlust. Er selbst hatte schon solchen Verlust erfahren – das war an dem Tag gewesen, an dem Piraten bei der Flucht die Auftankstation zerstört hatten, wo seine Familie gearbeitet und gelebt hatte. Er hatte sein Zuhause, seine Familie und seine Vergangenheit verloren. Übriggeblieben waren ihm nur seine Zukunft, und die hatte damals eher bedrohlich als einladend auf ihn gewirkt.
    Aber das war genau das Gegenteil von dem, was Ackbar empfinden würde, nicht wahr? Jesmin war nicht seine Vergangenheit. Sie war ein Teil seiner Zukunft. War das nicht sogar noch schlimmer? Den Schmerz um den Verlust eines geliebten Menschen zu empfinden … und der Zukunft, die dieser Mensch für ihn darstellte?
    Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Was er jetzt tat, war eine Aufgabe, die er schon viel zu oft hatte erfüllen müssen. Eigentlich sollte er sich inzwischen darauf verstehen. Aber er empfand einen Anflug von Stolz darüber, daß das nicht der Fall war, daß es ihm nie leichtfiel. Daß er es nie locker und ungezwungen schaffte.
    Er drückte wieder auf den Clear knopf.
    Und dann schrieb er: Sir, ich habe die traurige Pflicht, Ihnen den Tod von Jesmin Ackbar zu melden.
     
    Kell war halb aus seinen Overalls geschlüpft, als sich die Tür zu seinem Quartier aufschob. Tyria trat ein und drückte den Schließknopf.
    Er sah sie an. Sie sagte nichts; ihr

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