X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
schob die erste Karte in sein Lesegerät. »Dod Nobrin von Agamar.«
Agamar, eine Koloniewelt am Äußeren Rand, war eine rauhe Umgebung, deren Bewohner in gleicher Weise rauh sein mußten, um dort zu überleben. Deshalb überraschte es nicht, daß die hinterwäldlerischen Manieren, die Sturheit und das grobschlächtige Wesen der Männer und Frauen von Agamar ihnen in der Alten Republik und im Imperium den unverdienten Ruf von Dummheit eingetragen hatten. Selbst heute noch hatte mindestens die Hälfte der meist in Basic erzählten Witze über dumme Leute die Männer und Frauen von Agamar zur Zielscheibe. Face hatte die Kleidung und die Eigenheiten des Trios nach sorgfältiger Beratung mit Captain Hrakness entwickelt, einem Eingeborenen von Agamar, und sich bemüht, den verbreitetsten Klischeevorstellungen gerecht zu werden, die über die Bewohner jener Welt im Umlauf waren.
Face nickte, eine Bewegung seines Kopfes, die eher einem Aasvogel als einem Menschen gemäß war. Wedge tat es ihm gleich. Einen Augenblick später schien Donos zu begreifen und tat dasselbe. Der Beamte ließ seine Blicke wie hypnotisiert zwischen den drei Männern hin- und herwandern.
»Ich bin Dod«, sagte Face. Er deutete mit dem Daumen auf Wedge. »Das ist mein Bruder Fod. Ebenfalls von Agamar.« Dann dieselbe Geste in Richtung Donos. »Das ist mein Bruder Lod.«
»Ebenfalls von Agamar.«
»O ja. Das stimmt. Sie sind aber für einen Stadtmenschen richtig schlau.«
Der Beamte schüttelte den Kopf, eine resignierende Geste, so als müßte er sich auf einen langen Arbeitstag einrichten. »Zweck Ihres Besuches auf Storinal?«
Face strahlte. »Frauen.«
»Also Unterhaltung.«
Face musterte ihn indigniert. »Nein.«
»Geschäftlich?«
»Nein! Das ist nicht unser Geschäft.«
Wedge sagte: »Bräute.«
Donos wiederholte mit leiser Stimme: »Bräute«. Er zog das Wort in die Länge, als ob es von geradezu kosmischer Bedeutung wäre.
Wedge fügte hinzu: »Auf ganz Agamar gibt es nur sechs schöne Frauen. Und die sind alle verheiratet.«
»Es sind nur fünf«, wandte Face ein.
Wedge schüttelte hartnäckig den Kopf. »Sechs.«
»Fünf. Ettal Howrider ist erschossen worden.«
»Meine Herren …«
»Wer hat sie erschossen?«
»Ihr Vetter, Popal Howrider.«
»Ich dachte, der ist noch krank. Wo er doch gebissen worden ist und die Wunde zu eitern angefangen hat und alles das. Und wie das gestunken hat …«
»Meine Herren!« Das Gesicht des Beamten hatte sich gerötet. »Ich werde ›Unterhaltung‹ in Ihre provisorischen Visa eintragen. Wenn Sie nicht hierhergekommen sind, um mit jemandem finanzielle Transaktionen zu tätigen, sind Sie zur Unterhaltung hier, so lautet hier die amtliche Bezeichnung. Haben Sie verstanden?«
Face nickte freundlich, und wieder schlossen Wedge und Donos sich seinen ruckartigen Kopfbewegungen an. »O ja, wir verstehen.« Und dann entdeckte Face etwas, und er tippte seinen »Bruder« Wedge an. »Schau dir das an!«
Alle, die Wachen eingeschlossen, blickten in dieselbe Richtung, aber das einzige, was es dort zu sehen gab, waren Leute, die hinter einem Fenster in dem nahegelegenen Bunker unterwegs waren.
»Was?« fragte der Beamte.
Face packte ihn an seiner Uniformbluse, zog ihn zu sich heran und deutete. »Die da, die! Die ist fast nackt!«
Eine der Passantinnen trug ein goldfarbenes, reflektierendes Kleidungsstück, das ziemlich viel Bein und Schulter zeigte.
Der Beamte versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen. »Das ist nur Sommerkleidung – «
»Wie heißt sie?«
»Das weiß ich nicht.« Der Mann versuchte, Faces Hand von seiner Uniformbluse zu lösen, schaffte es aber nicht. Er warf einem der Wachen einen flehenden Blick zu, und Wedge spürte, wie seine Muskeln sich spannten. Aber der Sturmtruppler in seinem schimmernden Panzer bewegte sich nicht von der Stelle. Wedge sah jetzt, daß er von Gelächter förmlich geschüttelt wurde.
»Sie kennen ihren Namen nicht? Wo Sie doch im selben Dorf mit ihr wohnen!«
Endlich war es dem Beamten gelungen, Faces Hand abzuschütteln. »Das ist eine Stadt und kein Dorf, und sie ist viel zu groß, als daß ich alle kennen würde.« Er zog Wedges und Donos’ Karten so schnell er konnte durch sein Lesegerät.
»Das ist aber nicht sehr nachbarlich.« Face nahm die Karten entgegen und verteilte sie an seine Brüder. »Sagen Sie, wenn Sie uns vielleicht zeigen könnten, wo die schönen Frauen sind, die Männer suchen, wäre uns das einen Credit für Sie
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