X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
Glaskrabblers, ahmt dessen Bewegungen nach und lockt damit Räuber an; wenn sie angreifen, zeigt es seine natürliche Wildheit, weicht allen Angriffen aus und beißt die Angreifer. Das dabei ausgeschiedene starke Lähmungsgift paralysiert seine Feinde, während der Kristalltäuscher sie praktisch bei lebendigem Leibe auffrißt.
Eine besondere Gefahr stellen Kristalltäuscher für Säugetiere dar, weil sie über ein besonders stark ausgeprägtes, auf Geruchswahrnehmungen basierendes Gedächtnis verfügen. Ein Kristalltäuscher, der die Witterung eines Säugetiers erkennt, wird sich diese den Rest seines Lebens merken und dieser Witterung nachgehen, wann immer er darauf stößt. Dieser Wesenszug hat in vielen Fällen dazu geführt, daß Kristalltäuscher Naturforschern aus der Wildnis in ihre Wohnbereiche gefolgt sind und sie dort angegriffen haben.
Das Gift dieser Lebewesen ist für gesunde Individuen nicht gefährlich. Ein von einem Kristalltäuscher gebissenes Opfer kann durch ärztliche Behandlung gerettet werden, falls der Kristalltäuscher nicht schon irreparable Bestandteile der Körpermasse des Opfers verschlungen hat.
Nein. Grinder schüttelte den Kopf. Auf der Schachtel hatte gestanden: Glaskrabbler. Die Firma, die das Insekt für den Wiederverkauf eingefangen hatte, würde sicherlich keinen Fehler gemacht und statt dessen einen Kristalltäuscher in die Schachtel getan haben.
Etwas verstört schaltete er das Terminal und anschließend die Deckenbeleuchtung ab und legte sich wieder ins Bett.
Kratz, kratz, kratz.
Er schaltete das Licht wieder ein. Diesmal war das Geräusch aus der Wand neben seinem Bett gekommen.
Er musterte sie gründlich. Gab es irgendwelche Spalten in der Wand, Öffnungen, durch die ein Insekt mittlerer Größe eindringen konnte?
Ja. Stecker für die Energieversorgung. Kleine Spalten, wo die Durastahlpaneele aneinanderstießen. An der Decke schlecht eingefügte Beleuchtungskörper. Die Night Caller war kein neues Schiff; es würde ganz sicherlich viele Wege geben, durch die das Ding sich Zugang verschaffen konnte.
Ton Phanan meldete sich auf Grinders drittes Klopfen, schob die Tür zu seiner Kabine auf und funkelte ihn mit seinem einen Auge an. »Was ist denn?«
»Hast du dieses Spray von Storinal noch?« fragte Grinder.
»Wie ich sehe, hast du dir diesmal wenigstens ein Handtuch umgelegt.«
»Das ist jetzt unwichtig. Hast du das Spray noch?«
»Ja.«
»Kann ich es haben?«
»Du hast mitten in der Nacht ein Problem, für das du ein Dichtungsspray brauchst?«
»Genau.«
Phanan seufzte. »Na schön. Warte mal.« Er ließ Grinder stehen und kam eine Minute darauf mit dem Spraybehälter zurück.
»Danke, Ton. Du hast etwas gut bei mir.«
»Ja, etwa eine Stunde Schlaf.«
»Ich übernehme irgendwann einmal deine Wache.«
Grinder kehrte in seine Kabine zurück und verbrachte die nächste Stunde damit, methodisch jeden noch so winzigen Spalt abzudichten, gleichgültig ob er an der Decke, den Wänden oder am Fußboden war – lediglich die Luftzuführung ließ er aus. Dafür verlegte er ein Stromkabel an die Öffnung der Luftzuführung, um damit sicherzustellen, daß jedes Lebewesen, das den Öffnungsschacht berührte, sofort elektrokutiert wurde. Die ganze Zeit war kein Kratzen zu hören. Vielleicht hatte das Lebewesen sich entfernt.
Er schaltete das Licht aus.
Diesmal waren keine Geräusche zu hören.
Er brauchte eine Stunde, bis er schließlich wieder eingeschlafen war.
Kratz, kratz, kratz.
Einen Augenblick lang war er zu benommen, um beunruhigt zu sein – genauer gesagt so groggy, daß er sich nicht einmal an seinen eigenen Namen hätte erinnern können. Dann war er plötzlich hellwach.
Kratz, kratz, kratz.
Diesmal war das Geräusch lauter. Nicht gedämpft. Als ob –
Als ob das Lebewesen in seinem Zimmer wäre.
Eiskalte Angst packte ihn. Während er sich von Ton Phanan das Dichtungsmittel besorgt hatte, hatte sich der Kristalltäuscher in sein Zimmer geschlichen.
Und jetzt war er mit ihm hier eingesperrt und hätte nicht einmal, wenn er das gewollt hätte, entkommen können.
Und das würde er nicht wollen. Er würde auf ihn kriechen und ihn beißen und dann seinen paralysierten Körper verspeisen –
Er stöhnte laut und tastete nach seiner Nachttischlampe, um sie einzuschalten.
Ein Klicken war zu hören, aber es wurde nicht hell.
Er sah sich in der Kabine um, aber nicht einmal das schwache, grüne Leuchten der Standby-Anzeige seines Terminals war zu
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