X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
freut mich.«
»Aber du hast ein anderes Bewußtsein, – das uns beunruhigt.«
»Uns – heißt das alles, was Knirps ausmacht?«
Knirps schüttelte den Kopf, so daß sein Pferdeschwanz wippte. »Mit uns meine ich die ganze Staffel. Alle die, die zugeben, daß sie sich Sorgen machen, meine ich.«
Kell hob sein Handtuch vom Boden auf, warf es sich über die Schultern und setzte sich neben Knirps auf den Barren. »Das verstehe ich nicht.«
»Du hast ein böses Bewußtsein in dir. Du glaubst wohl, wir sehen das nicht? Es spricht zu dir, wenn dir etwas mißlingt, und peitscht dich dann mit deinem Versagen.«
Kell wandte sich von ihm ab und sah wieder zu dem Dummy hinüber. Seine Gesichtszüge hatten inzwischen wieder ihren normalen Ausdruck angenommen und machten den Eindruck, als würden sie ihn angrinsen. Amüsiert gleichgültig angrinsen. Vielleicht sogar verächtlich. »Daran ist nichts auszusetzen. Zu analysieren, wenn man irgend etwas falsch gemacht hat, und dabei den richtigen Schluß zu ziehen, ist nur Teil der Analyse.«
»Und dann läßt es dich nicht los. Tagelang. Wochenlang. Frißt an dir. Wie ein Tier, das in dich hineingekrochen ist und jetzt um sich beißt, um wieder herauszukommen.«
»Du solltest das einfach als mein Motivationsbewußtsein sehen.«
»Nein. Das ist es nicht. Es läßt dich Dinge denken, die nicht zutreffen. Es ist dein Feind. Ich bin dein Freund. Ich wünschte, ich könnte darauf schießen.«
Die Stimme von Knirps klang so verbittert, daß Kell sich überrascht zu ihm herumdrehte. »Jetzt sei nicht albern.«
»Falynn und Grinder haben ihren heutigen Einsatz auch verpatzt. Weißt du, wo sie sind? In der Cafeteria. Sie essen und lachen und freuen sich auf den morgigen Einsatz. Sie und andere haben sich Myn Donos vorgenommen und versuchen, ihn zum Lächeln zu bringen. Und wo steckst du? Hier in der Turnhalle und prügelst auf dich und einen Dummy ein.«
»Ist Tyria dort?«
Knirps riß die Augen auf, weil ihn der plötzliche Themenwechsel verblüffte. »Ja.«
»Waren sie schon lange dort?«
»Nein.«
»Also, ich habe noch nicht gegessen. Ich denke, ich werde mich jetzt schnell duschen und mich dann zu ihnen setzen. Kommst du mit?«
»Ich glaube, du hast mir nicht zugehört.«
»Natürlich habe ich das. Wir sehen uns in ein paar Minuten.«
Während Kell zu den Duschräumen ging, hörte er, wie Knirps einen langgezogenen Seufzer von sich gab.
Es war genau so, wie Knirps berichtet hatte. Der größte Teil der Staffel Grau hatte sich um den längsten Tisch in der Offizierscafeteria versammelt. Falynn und Jesmin hatten Donos in die Mitte genommen. Als Kell auf sie zukam, lachten sie; Knirps winkte ihn zu sich heran, aber Kell setzte sich neben Piggy gegenüber von Tyria und Phanan. Face hatte gerade das Wort. »Und da war ich jetzt, splitternackt, aus meinem Zimmer ausgesperrt und auf dem Korridor unterwegs auf der Suche nach einem Handtuch, einem Lumpen, irgend etwas, und in dem Augenblick kommt der Eins O um die Ecke. Der Typ hat etwa genausoviel Humor wie ein Wookiee mit Nesselausschlag. Also lege ich meine beste Ehrenbezeigung hin und sage: ›Major, bedaure melden zu müssen, daß mein persönliches Tarngerät nur bedingt funktionierte‹.«
Die anderen lachten brüllend. Selbst Donos, der bedächtig in seiner Tasse Kaf rührte, brachte die Andeutung eines Lächelns zustande. Falynn fragte: »Und was hat er dann gemacht?«
»Wie sich herausstellte, war er doch ganz in Ordnung. Er ließ mich eine Weile in Habachthaltung stehen, musterte mich von Kopf bis Fuß, erwiderte dann meine Ehrenbezeigung und sagte: ›Ja, es ist offensichtlich, daß das Projekt gescheitert ist. Ich schlage vor, Sie gehen jetzt und bedecken sich.‹ Und das habe ich dann getan.«
Falynn kicherte und fragte dann: »Und was war mit dem Lieutenant?«
Face zuckte die Achseln. »Die verstand wenigstens Spaß. Wahrscheinlich war das auch der Grund, daß wir uns sympathisch fanden, und vermutlich auch der Grund, daß wir so schnell wieder auseinandergingen. Am nächsten Tag haben sie meine Kleidung vor der Tür zur Nahrungswiederaufbereitungsstation gefunden. Ein Zettel hing daran, auf dem stand: ›Ich kann nicht mehr mit dem leben, was ich getan habe. Denk an mich, wenn du einen Bissen zu dir nimmst.‹ Sie hat natürlich meinen Namen daruntergesetzt. Ich bin ungeschoren davongekommen von wegen Nackt-im-Flur-Herumlaufen und habe bloß einen schriftlichen Verweis wegen ›Groben Unfugs‹
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