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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Nichtbeachtung solcher Gruppierungen«, kommentierte das Qax düster. »In Anlehnung an die Gepflogenheiten solcher terranischer Kolonialmächte wie des Römischen Reiches, das die Religionen unterworfener Völker toleriert hat… Warum Energien für etwas verschwenden, das harmlos ist? Möglicherweise muß dieser Ansatz aber revidiert werden.«
    Parz erschauerte angesichts der mit diesem letzten, leichthin gesprochen Satz implizierten Drohung. »Davon würde ich abraten«, meinte er schnell. »Schließlich haben Sie ja selbst gesagt, daß der Schaden bereits angerichtet worden ist.«
    »Was ist über das Schiff bekannt?«
    Jasoft berichtete, daß der Raumer unterirdisch auf einer kleinen Insel montiert wurde, die auch heute noch England hieß.
    In den Jahrzehnten der Besatzung war ein Vorhaben durchgeführt worden, das Weltraumprogramm der Menschheit auf Eis zu legen. Systematisch wurden alle Schiffe zurückgeführt, die im Sonnensystem und den angrenzenden Sternenballungen standen – der kleinen Zone in der Galaxis, welche die Menschen vor der Okkupation erschlossen hatten –, beschlagnahmt und in Werften, die zu Schrottplätzen umfunktioniert worden waren, abgewrackt. Auch jetzt wußte niemand, wie viele einzelne Schiffe sich noch immer zwischen den Sternen dem Gesetz der Qax entzogen, doch mit dem Sonnensystem und den großen außersolaren Kolonien in Feindeshand konnten sie kaum etwas ausrichten…
    Bis jetzt zumindest. Offenbar war das Rebellenschiff auf der Basis eines irgendwie beschafften, ursprünglich beschlagnahmten Frachters erbaut worden.
    »Und warum der Name?« fragte das Qax. »Wer war dieser Wigner?«
    Parz bearbeitete seinen Rechner. »Eugene Wigner. Ein Quantenphysiker des zwanzigsten Jahrhunderts: lebte fast zur selben Zeit wie die großen Pioniere dieser Wissenschaft – Schrödinger, Heisenberg. Wigners Fachgebiet war der Quanten-Solipsismus.«
    Das Qax legte eine Pause ein. Dann: »Das sagt mir wenig. Wir müssen diesen Freunden auf die Schliche kommen, Jasoft; wir müssen einen Weg finden, die Dinge mit ihren menschlichen Augen zu sehen. Ich bin kein Mensch. Du mußt mir helfen.«
    Parz spreizte die Hände auf dem Tisch und ordnete seine Gedanken.
    »Wigner und seine Mitarbeiter hatten angesichts der Tatsache, daß die Quantenphysik zwar allgemein anerkannt war, aber dennoch voller verwirrender Paradoxien steckte, versucht, eine Philosophie zu entwickeln, die besagte, daß die äußere Welt so lange keine determinierten Strukturen aufwies, wie sie nicht durch Beobachtungen nachgewiesen wurden.
    Wir Menschen sind eine finite, pragmatische Spezies«, dozierte Jasoft. »Ich lebe in meinem Kopf, irgendwo hinter den Augen. Ich habe die vollständige Kontrolle über meinen Körper – meine Hände, meine Füße – und bis zu einem gewissen Grad auch Kontrolle über Dinge, die ich in die Hand nehmen und manipulieren kann.« Er ergriff den Datenträger. »Ich kann diese Diskette mit mir herumtragen; wenn ich sie gegen die Wand werfe, prallt sie davon ab. Die Diskette ist eine eigene Entität und existiert unabhängig von mir.«
    Doch mit dieser rustikalen Betrachtung des Universums kam man bei der Erörterung der kleinsten Maßstäbe der Schöpfung nicht mehr weiter.
    »Unschärfe ist das Stichwort. Ich kann die Position meiner Diskette messen, indem ich zum Beispiel ein Photon von ihr reflektieren lasse und den Vorgang meßtechnisch erfasse. Aber wie ermittele ich die Position eines Elektrons? Wenn ich es mit einem Photon beschieße, wird das Elektron von dem Ort verdrängt, an dem ich es ursprünglich angemessen hatte… Angenommen, ich würde den Ort des Elektrons bis auf ein milliardstel Millimeter genau bestimmen. Dann wäre meine Ungewißheit hinsichtlich des Elektronenspins so groß, daß ich das verdammte Teil eine Sekunde später in einem Umkreis von hundert Kilometern nicht finden würde.
    So kann ich also nie gleichzeitig Position und Vektor eines Elektrons bestimmen… Anstatt mir also das Elektron oder irgendein anderes Elementarteilchen als diskrete, greifbare kleine Entität vorzustellen, muß ich im Dualismus Welle-Korpuskel denken.«
    Schrödinger hatte Gleichungen entwickelt, mit denen man diesen Dualismus unter der Einwirkung anderer Teilchen und Kräfte beschreiben konnte. Parz schloß die Augen. »Ich stelle mir den Raum angefüllt mit Wahrscheinlichkeiten vor, wie Wellenschlag auf einem blauen See. Wenn mein Vorstellungsvermögen ausgeprägt genug wäre, könnte ich

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