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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gebildet, eine sich verbreiternde Öffnung, die einen schwarzroten Tunnel freigab, der irgendwie obszöne Assoziationen weckte.
    »Ich benötige deinen Rat und deine Hilfe, Botschafter«, sagte der Gouverneur. »Du wirst jetzt in den Frachter verbracht.«
    Ein Gefühl gespannter Erwartung wogte durch Parz.
    Das Raumboot ruckte vorwärts. Parz stemmte sich gegen den Sicherheitsgurt und versuchte, das kleine Schiff mit Gedankenkraft in die lockende Öffnung des Spline zu bugsieren.

    Das Boot schien kilometerlange unbeleuchtete, fleischige Abschnitte zu passieren; an den Wänden pulsierten pralle Gefäße mit einer roten Flüssigkeit, die das Äquivalent zu Blut zu sein schien. Winzige, fleischige Roboter – Antikörper-Drohnen, wie der Gouverneur sie bezeichnete – wirbelten in der Flugbahn des Bootes. Parz verspürte Platzangst, als ob sich diese blutroten Wände um ihn herum zusammenziehen könnten; irgendwie hätte er erwartet, daß diese Sektion des Spline sauber gekachelt und hell erleuchtet wäre. Wenn Menschen dieses Schiff geflogen hätten, wären diese Modifikationen sicher auch erfolgt; niemand konnte lange dieses absurde Gefühl ertragen, verschluckt und durch einen großen Verdauungstrakt befördert zu werden.
    Schließlich schlüpfte das Boot durch eine faltige Verbindungsstelle in eine größere Kammer – den Bauch des Spline, wie Parz sie sofort taufte. Leuchtstrahler schwebten in der Kammer und ließen erkennen, daß ihre Breite vielleicht vierhundert Meter betrug; in der Ferne befanden sich rosafarbene, mit Adern durchzogene Wände.
    Der Durchbruch aus dem blutigen Tunnel in diese erdbeerfarbene Umgebung wirkte auf Parz wie eine zweite Geburt.
    Im Zentrum der Kammer befand sich ein hundert Meter durchmessender Behälter mit einer bräunlichen Flüssigkeit. In diesem Bottich konnte Parz die in der Flüssigkeit verschwimmenden Konturen einer Ansammlung von Maschinen ausmachen; Metallverstrebungen ragten aus den Aggregaten und fixierten durch ihre Verbindung mit der Magenwand den Behälter. Die Flüssigkeit schien auf kleiner Flamme zu kochen, so daß der Behälter in Tausende oder gar Millionen sechseckiger, jeweils eine Handbreit voneinander entfernte Konvektionszellen gegliedert war; der entrückte Parz mußte dabei an einen Topf mit siedender Suppe denken.
    »Gouverneur?« rief er dann.
    »Hier bin ich.«
    Die Stimme kam natürlich wieder aus dem Translator des Raumboots und gab keinen Hinweis auf die Position des Gouverneurs; flüchtig suchte Parz die Magenkammer ab. »Wo sind Sie? Sind Sie irgendwo in diesem Flüssigkeitsbehälter?«
    Das Qax lachte. »Ja, wo bin ich eigentlich? Doch wer könnte diese Frage schon mit letzter Sicherheit beantworten? Ja, Botschafter; aber ich bin weder in der Flüssigkeit, noch bin ich die Flüssigkeit selbst.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Die Turbulenzen, Parz. Kannst du die Konvektionszellen sehen? Dort bin ich, falls ›ich‹ überhaupt irgendwo bin. Verstehst du jetzt?«
    Jasoft starrte benommen nach oben.

    Der Heimatplanet der Qax war ein Sumpf.
    Ein Ozean, vergleichbar den Urmeeren der Erde, überzog den Planeten von Pol zu Pol. Unterseeische Vulkanschlünde glühten wie Kohlen. Das Meer kochte: Alles befand sich in Aufruhr, Konvektionszellen wie jene, die Parz in dem Behälter im Zentrum des Spline gesehen hatte.
    »Parz, Turbulenzen sind ein Beispiel der universalen Selbstorganisation von Materie und Energie«, verkündete das Qax. »In dem Ozean meiner Welt wird die durch den Temperaturunterschied zwischen Vulkanismus und Atmosphäre entstehende Energie abgeschöpft und durch die Turbulenzen in Milliarden Konvektionszellen eingespeist.
    Alles bekannte Leben basiert auf Zellen«, fuhr der Gouverneur fort. »Wir wissen es zwar nicht genau, aber wir vermuten, daß dies sogar auf die Xeelee zutreffen muß. Aber die Ausprägungen dieser Zellen scheinen keinen Gesetzmäßigkeiten unterworfen zu sein.«
    Parz kratzte sich am Kopf und mußte lachen, wobei dieses Lachen aber eher an das eines verwunderten Kindes erinnerte. »Wollen Sie damit sagen, daß diese Konvektionszellen die Basis Ihrer Existenz darstellen?«
    »Um Raumfahrt betreiben zu können, mußte ich etwas von meinem Heimatozean in diesem Spline-Raumer mitnehmen; ein kleines Schwarzes Loch im Zentrum des Spline erzeugt ein Schwerefeld, das die Stabilität des Behälters gewährleistet, und auf dem Boden des Tanks installierte Heizaggregate simulieren den Vulkanismus des

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