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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Antrieb durch den Kabinenboden geworfen hatte. Dann reagierte der Frequenzfilter, und als Harry sein Gesicht der Sonne zuwandte, war sein Profil in Gelb getaucht.
    Als ob eine zweite, eckige Sonne aufgehen würde, schob sich dann das Interface-Portal über den Horizont auf sie zu. Michael konnte die funkelnden Lichtreflexe der Schiffe sehen, die das Portal umkreisten und auf weitere Eindringlinge aus der Zukunft warteten. Die Flugbahn der Crab führte sie bis auf etwa hundert Kilometer an das Portal heran. Michael starrte nach draußen auf das blendende Himmelsblau des exotischen Pyramidengitter-Portals, ließ den Blick über diese kühlen Linien schweifen und an den geometrisch perfekten Senkrechten hinabwandern. Die Seitenflächen der Pyramide wirkten wie Milchglasscheiben; er konnte die wie mit Wasserfarben gemalten Ozeane des Jupiter durch diese Fenster erkennen, aber die mit einer silbrig-goldenen Patina überzogenen Wolkenabbildungen waren verzerrt und wirbelten auf eine Art durcheinander, der das menschliche Auge nicht richtig folgen konnte, wie Visionen in einem Traum. Und alle paar Sekunden hellte sich jeweils eine Seite für einen kaum greifbaren Augenblick auf und erlaubte Michael den Blick in ein anderes Universum mit fremden Sternen, wie ein in Jupiter gefrästes Loch.
    Die Crab setzte ihren Flug fort und raste an dem Artefakt vorbei, das hinter ihnen rasch auf Spielzeuggröße schrumpfte.
    »Mein Gott«, keuchte Harry. »Ich wußte gar nicht, wie schön das ist. Ich habe geglaubt, Sterne in der Pyramide sehen zu können.«
    »Du konntest, Harry«, bestätigte Poole leise. »Es ist wirklich ein Tor zu einer anderen Zeit und zu einem anderen Raum.«
    Harry beugte sich zu Michael hinüber. »Ich bin sehr stolz auf dich.«
    Poole versteifte sich und schob sich weg.
    »Hör mal, was glaubst du, werden wir hier draußen wirklich finden?«
    »An Bord des Schiffes aus der Zukunft?« Poole zuckte die Achseln. »Außer dieser einen Botschaft, die uns Miriam direkt nach ihrem Auftauchen aus dem Interface vor einem Jahr gesendet hatte, haben sie mit uns nicht mehr kommuniziert. Deswegen ist es sogar schwer, Extrapolationen anzustellen.«
    »Was glaubst du, werden die Menschen noch als solche zu erkennen sein?«
    Poole bedachte Harry mit einem schrägen Blick. »Sind wir denn etwa ›erkennbar menschlich‹? Sieh uns doch an, Harry; ich bin ein AS-Unsterblicher, und du bist ein semi-sensitiver KI.«
    »Semi- sensitiv?«
    »Auf den ersten Blick wirken wir wohl menschlich genug, und wir würden vielleicht auch für uns in Anspruch nehmen, menschlich zu sein, aber ich weiß nicht, ob ein Mensch uns in, sagen wir tausend Jahren, noch als seinesgleichen identifizieren würde. Und jetzt sprechen wir sogar von anderthalbtausend Jahren…«
    Harry wedelte mit den Fingern in der Luft herum und schnitt ein Gesicht. »Ein dritter Arm, der mitten aus dem Gesicht herauswächst. Körperlose Köpfe, die wie Fußbälle auf dem Boden herumkullern. Meinst du so etwas?«
    Poole zuckte die Achseln. »Wenn solche gravierenden Manipulationen möglich oder zweckvoll sind, dann vielleicht. Aber ich glaube eh, daß all das überhaupt verdammt egal ist im Vergleich zu dem, was in ihren Köpfen vorgeht und was sie geleistet haben.«
    »Was ist mit der Technologie?«
    »Ich würde die Singularitäten-Physik ziemlich weit oben auf die Liste setzen«, erwiderte Poole. »Die Manipulation der Raum-Zeit-Krümmung… Wir beherrschen bereits die Physik der hochverdichteten Materie sowie die Hochenergie-Physik – die ja die Grundlagen des GUT-Antriebes und der exotischen Materie sind, aus der die Interface-Portale errichtet wurden.«
    »Und fünfzehn Jahrhunderte später…«, warf Harry ein.
    »Welche Entwicklungsmöglichkeiten sollte es hier noch geben? Ich könnte mir höchstens die Manipulation von Singularitäten selbst vorstellen, in Größenordnungen von ein paar Tonnen bis vielleicht zu Asteroidenmassen.«
    »Und zu welchem Zweck?«
    Poole breitete die Arme weit aus. »Kompakte Energiequellen. Wenn du ein Schwarzes Loch in der Küche hättest, bräuchtest du den Abfall nur hineinzuwerfen und könntest zusehen, wie er in Sekundenbruchteilen auf Null-Größe komprimiert würde und dabei noch nützliche Kurzwellenstrahlung abgibt. Und was ist mit der künstlichen Schwerkraft? Installiere z. B. ein Schwarzes Loch im Schwerpunkt von Luna, und man könnte die Oberflächengravitation nach Belieben regeln.«
    Harry nickte. »Natürlich müßte aber

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