Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
insektengleiche Entitäten über die Landschaft krabbeln sehen. Menschen? Er stellte sich Gesichter vor, die staunend zu seinem großen, lächelnden Mund aufblickten.
    Er überflog kurz die Anzeigen der Instrumente der Lebenskuppel und beobachtete, wie die Daten über die Masse des Rettungsboots eingespielt wurden – sie entsprach in etwa der eines Asteroiden – sowie Angaben zu seiner Gravitationskonfiguration und Strahlungscharakteristik.
    »Ich habe Bilder gesehen und darüber gelesen«, meinte Harry nun, »aber bis eben habe ich es nicht glauben wollen.«
    »Es wirkt zerbrechlicher, als ich erwartet hatte«, murmelte Poole.
    »Zerbrechlich?«
    »Sieh es dir doch nur mal an. Warum sollte man eine Zeitmaschine so ungeschützt unter einer Erdschicht bauen… doch eigentlich nur dann, wenn man seine Aktivitäten tarnen mußte.«
    »Es fliegt zwar, ist aber nicht kampffähig«, stellte Harry fest.
    »Exakt. Vielleicht sind sie am Ende doch nicht diese heroischen High-Tech-Götter aus der Zukunft, für die wir sie gehalten hatten. Vielleicht sind diese Leute Flüchtlinge.«
    Harry schien zu erzittern. »Flüchtlinge wovor?«
    »Nun, zumindest sind sie bisher nicht vor uns geflüchtet. Komm; wir fliegen zu dem Boot und bitten um Landeerlaubnis.«

7

    MICHAEL POOLE LANDETE das Beiboot der Crab nahe an der grasbewachsenen Kante des Raumers aus der Zukunft, dicht bei dem Wrack eines Rettungsbootes.
    Mit der Projektion seines Vaters im Gefolge trat er auf eine grüne Ebene. Für einen Moment fühlte er sich orientierungslos. Er stand auf Gras, dessen Halme so stachelig waren, daß er sie durch die weichen Sohlen der Stiefel spürte; faustgroße Kugeln schwebten zweieinhalb Meter über ihm, die ein warmes, sonnengelbes Licht abstrahlten, und in Richtung des Mittelpunkts des diskusförmigen Schiffes schuf eine ganze Batterie dieser Kugeln eine behagliche, irdisch anmutende Insel aus Licht. Es lag sogar die Andeutung von Blau in der Atmosphäre über dem scheibenförmigen Land.
    Doch über ihm hingen – wie ein immenses Dach – die Wolkenbänder von Jupiter. Er mußte angesichts dieses dräuenden Himmels ein Unbehagen unterdrücken.
    »Weißt du«, sagte er zu Harry, »es ist mir ziemlich schwer gefallen, das Boot zu verlassen. Ich komme mir hier richtig nackt vor.«
    »Ich verstehe, was du meinst.« Theatralisch schnüffelnd sog Harry die Luft ein. »Aber die Luft riecht so gut, wie die Tests es schon angedeutet hatten. Und man kann schier riechen, wie das Gras wächst.« Er richtete sich auf die Zehen auf. »Und die Schwerkraft fast wie auf der Erde, wie wir auch schon aus dem Orbit angenommen hatten.«
    »Jetzt reicht’s, du Klugscheißer«, grummelte Poole. »Es ist kaum zu glauben, daß jemand den Mut aufbringen konnte, an dieses verdammte Ding geklammert durch die Zeit zu reisen.« Er stellte sich Berg vor, wie sie sich an diesen Boden geschmiegt hatte, als die verschlungenen, aus exotischer Materie bestehenden Wände des Wurmlochs an ihr vorbeirasten, und er spürte den ungewohnten Anflug eines Beschützerinstinkts. Verdammt, Berg kam so gut wie jeder andere, den er kannte, auch allein klar – sicherlich um einiges besser als er – aber niemand hatte es verdient, durch eine solche Hölle geschickt zu werden.
    Sein Beschützerinstinkt wich einem diffusen Schuldgefühl, als er sich fragte, ob er, wenn auch nur indirekt, für die daraus resultierende Kausalkette verantwortlich war.
    Er sah, daß Harry hinter dem Beiboot der Crab verschwand; der Raumer, ein noch immer mit dem Frost des Alls überzogener zylindrischer Körper, wirkte auf dieser grasbestandenen Ebene so deplaziert wie eine Munitionspatrone auf einem Altar.
    »Mein Gott«, rief Harry.
    Poole folgte seinem Vater. Mit in die Seiten gestemmten Armen inspizierte Harry das Wrack des Rettungsbootes, das sie schon von der Crab aus geortet hatten.
    Das Boot war wie eine reife Melone geplatzt. Die sich über die Außenwandung ziehenden Laserschnitte waren rasiermesserscharf – fast ästhetisch in ihrer Präzision. Poole konnte erkennen, daß die Einrichtung des Schiffes verschmort und geschmolzen war, daß ganze Sektionen sich verflüssigt hatten und auf den Boden des Erd-Schiffes erstarrt waren.
    »Das ist sicher kein ›normales‹ Wrack«, mutmaßte Harry. »Und schau hier.« Er deutete auf einen unbeschädigten Abschnitt der Hülle. »Siehst du den Namen des Mutterschiffs?«
    »Es kommt von der Cauchy. Harry, das ist Miriams Boot, muß es sein.«
    Eine Art

Weitere Kostenlose Bücher