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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Fünf-Sekunden-Schleife mit einer Begrüßungsroutine ab.«
    »Wie können sie dann hören, was sie zu sagen hat?«
    »Harry, die Projektion ist drei Kilometer hoch«, erläuterte Poole gereizt. »Sie sollen’s ihr von den Lippen ablesen.«
    Harrys Kopf wirbelte herum und musterte die Nasenlöcher und kabeldicken Haare über der Kabine, die Poren mit dem Durchmesser kleiner Asteroiden. »Was für ein degoutanter Vorgang«, beklagte er sich dann.
    »Sei still und sieh dir die Show an.«
    Jetzt war die getarnte Crab völlig von Schiffen eingekreist. Poole identifizierte Flotteneinheiten mit Waffenschächten, offene und zerbrechliche Forschungsplattformen und sogar einen oder zwei Mondfähren, die man sicher nicht so nahe hätte herankommen lassen dürfen. Viele der größeren Schiffe wiesen die gleichen grundlegenden Konstruktionsmerkmale wie die Crab auf, mit durch eine Röhre voneinander getrennten Antriebseinheiten und Mannschaftsquartieren; aus dieser Entfernung wirkten die Schiffe wie im Raum verstreute entflammte Streichhölzer.
    »Wie die Menschen aus der Zukunft wohl auf uns reagieren werden?« fragte Harry mit plötzlicher Nervosität.
    Poole sah sich um und registrierte, daß Harry an den Nägeln kaute, eine Angewohnheit, an die er sich noch aus früher Kindheit erinnerte. »Vielleicht pusten sie uns vom Himmel«, spekulierte er maliziös. »Aber was kümmert es dich auch? Du liegst doch auf der Erde bequem im Bett, in aller Sicherheit.«
    Harry sah ihn vorwurfsvoll an. »Michael, laß uns nicht wieder damit anfangen. Ich bin zwar nur eine Projektion, aber ich verfüge trotzdem über eine eigene Identität und Personalität.«
    »Das glaubst du auch nur.«
    »Kommt das nicht aufs gleiche raus?«
    »Wie dem auch sei, ich glaube nicht, daß wir uns in Gefahr befinden«, beschwichtigte Poole. »Die Menschen aus der Zukunft haben bisher keinen Gebrauch von ihren Waffen gemacht; warum sollten sie es dann jetzt tun?«
    Harry nickte grummelig. »Richtig.« Nachdem das Schiff aus der Zukunft in eine Umlaufbahn um Jupiter gegangen war, hatte es mehrere Annäherungsversuche durch Flotteneinheiten gegeben. Die Menschen aus der Zukunft hatten jedoch nicht reagiert und auch nicht auf die Kriegsschiffe gefeuert; sie hatten sich nur mit einer derartigen Geschwindigkeit zurückgezogen, daß ihr Kurs nicht bestimmt werden konnte.
    »Vielleicht sind sie unbewaffnet«, meinte Harry.
    Poole schürzte die Lippen. »Das halte ich auch für möglich. Aber dafür haben sie ihren Super-Antrieb.«
    »Ich weiß, daß über die Möglichkeit eines Hyperraum-Antriebs spekuliert wird«, warf Harry ein.
    »Vielleicht. Aber selbst wenn das stimmen würde, wüßten wir nichts über sein Funktionsprinzip. Anders als bei meinen Spekulationen über die Singularitäten-Technologie kann man nicht auf der Grundlage bestehender Technologien extrapolieren; ein Hyperantrieb würde gleichsam einen Quantensprung darstellen.«
    »Vielleicht ist er auch gar keine Erfindung von Menschen, sondern von Aliens.«
    »Egal; ich glaube nicht, daß wir mit Beschuß rechnen müssen; und wenn sie etwas von uns wollen, werden sie nicht abhauen.«
    »Wie beruhigend«, murmelte die Projektion.
    Jetzt lösten sich die letzten schalenförmig gestaffelten Verbände vor ihnen auf, wobei die aus den GUT-Triebwerken schlagenden Flammensäulen wie aufgescheuchte Insekten seitlich wegstrebten.
    Das Schiff aus der Zukunft stand vor ihnen, wie ein Ausschnitt einer Landschaft, der durch den Riß in einer Wolkendecke sichtbar wurde. Schließlich wurde das Triebwerk der Crab heruntergefahren, und die Projektion von Poole, die nach wie vor ihre dümmlichen Begrüßungsfloskeln herunterleierte, hing über einer vierhundert Meter breiten Scheibe aus grüner Erde. Poole konnte deutlich den Ring antiker Steine im Zentrum erkennen, der wie eine graubraune Narbe von dem Grünzeug abstach. Ein Gürtel einförmiger Gebäude zog sich um die Steine, und hinter diesem Ring erstreckte sich wie in einem surrealistischen Gemälde eine Graslandschaft bis zur Kante der Welt; das Grasgrün und das Purpurrot des Jupiter bissen sich in Pooles Augen, so daß es ihm schien, als ob das Schiff von einer Narbe undefinierbarer Farbe eingerahmt würde.
    Dicht am Rand ortete Poole einen Metallspritzer, einen vernarbten Krater im Gras. Konnte das vielleicht ein Beiboot der Cauchy sein?
    Lichtfunken streuten wie eingefangene Sterne über dieses fliegende Fragment der Erde. Da und dort konnte Poole winzige,

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