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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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festzuhalten.«
    »Diesmal weiß ich Bescheid. Wir werden nach vorne kippen, stimmt’s?«
    »Passen Sie auf.«
    Jetzt glitt die Ebene über Pooles Kopf hinweg und entließ ihn aus ihrem Einflußbereich. Für einige Sekunden verspürte er das unangenehme Gefühl einer Aufwärtsdrift; als Pooles Sensorium eine Hundertachtzig-Grad-Drehung vollführte, glaubte er, kopfüber abzustürzen. Dann wurde er in Rotation versetzt, als die Coriolis-Kraft vehement an seinem Körper ansetzte. Die Fahrstuhlkabine drehte sich um eine Achse, die irgendwo durch seine Hüfte verlief. Kurioserweise verspürte Poole jetzt keine Angst; er fühlte sich wieder als kleines Kind, als ihn Harry in seinen starken und sicheren Armen in der Luft geschaukelt hatte. Der richtige Harry.
    Die Drehung war beendet. Die Querströmung der Coriolis-Kraft legte sich; mit einem Seufzer der Erleichterung nahm Poole wahr, wie er auf einen sich normal anfühlenden Boden niedersank. Nicht ganz normal; er merkte, daß die Ohren zufielen. Jaar lächelte ihn freundlich an. »Machen Sie sich nichts draus«, meinte er. »Ich hatte auch eine Weile gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt habe.«
    Poole runzelte die Stirn und verspürte das absurde Verlangen, diesem jungen Mann seine Männlichkeit zu demonstrieren. »Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, daß Sie mich nicht wie ein kleines Kind behandeln sollen. Wir haben die Ebene durchquert; jetzt haben wir uns gedreht, so daß sich die Löcher wieder unter unseren Füßen befinden, und alles ist wieder normal. Richtig?«
    Jaar nickte in ungerührter Zustimmung. Er legte eine Handfläche auf einen anderen Sektor der Wand, und die Fahrstuhltür fuhr zur Seite.
    Jaar betrat eine klare, glasige Oberfläche. Poole folgte ihm und stolperte fast; in der niedrigen Schwerkraft war die klare Oberfläche glatt wie eine Rutschbahn. Als er sicher auf den Füßen stand, hob Poole den Kopf.
    Das Erd-Schiff war hohl.
    Poole befand sich im Zentrum einer künstlichen Höhle, die den Anschein erweckte, als ob sie den größten Teil des Volumens des Schiffes ausmachen würde. Über seinem Kopf wölbte sich eine Kuppel aus taubengrauem Xeelee-Werkstoff, die im Scheitelpunkt eine Höhe von etwa sechs Metern erreichte, und unter ihm ging eine Glasfläche am Horizont nahtlos in die Kuppel über. Unter dem Glas befand sich eine sechseckige Konfiguration aus blauen und rosa Röhren, wobei jede der Zellen in dieser Struktur einen Durchmesser von ungefähr einem Meter hatte.
    Gläserne Rohre – hohle Schächte mit einem Durchmesser von einem Meter – wuchsen aus Löchern im Dach herab und endeten knapp zwei Meter über dem Boden. Sie ließen die Kuppel wie einen großen, grotesken Kronleuchter erscheinen, dachte Poole. In der gedachten Verlängerung zum Boden schloß jede Röhre mit einer klobigen Schaltkonsole ab. Durch die Löcher in der Kuppel konnte Poole Flecken der rosa Jupiterwolken erkennen. Die Schächte sahen wie Spielzeugkanonen aus, die auf Jupiter gerichtet waren.
    Leute – junge Männer und Frauen in pinkfarbenen Fliegerkombinationen, Freunde von Wigner – wuselten auf der klaren Oberfläche herum, unterhielten sich und schleppten die obligatorischen Notebooks mit sich herum. Von den großen, funkelnden Säulen, die über ihnen baumelten, nahmen sie keine Notiz. Die Freunde bewegten sich mit der quecksilberartigen Gemessenheit, die Poole mit den Bewohnern von Niedriggravitationswelten wie Luna assoziierte. Ihre tiefen und getragenen Stimmen kamen deutlich bei Poole an.
    Das diffuse Licht schien von der gewölbten Decke selbst abgestrahlt zu werden, wobei die Anordnung unter dem Boden das Spektrum noch um ein schwaches Blaurosa anzureichern schien. Poole glaubte, in einer der imaginären unterirdischen Höhlen zu sein, die einer seiner Lieblingsautoren, der alte Verne, beschrieben hatte.
    Jaar lächelte und verbeugte sich leicht. »Fangen wir also mit unserer Führung an«, meinte er. »Über uns sehen wir eine Kuppel aus Baumaterialien der Xeelee. Eigentlich setzt sich dieser Werkstoff unter dem Boden, auf dem wir stehen, und unterhalb der Singularitätenebene fort und bildet eine geschlossene Schale innerhalb des Schiffes, die nur durch die Einstiegsschächte unterbrochen wird.«
    »Warum?«
    Jaar zuckte die Achseln. »Dieser Werkstoff hält jede bekannte Strahlung ab.«
    »Er schützt die Besatzung also bei einer zu dichten Annäherung an ein Schwarzes Loch.«
    »Und er hat verhindert, daß die Qax unsere Aktivitäten

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