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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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große Schatten an die gekrümmte Decke.
    Wie am Gummiband gezogen bewegten die drei sich auf die glühende Scheibe im Boden zu.
    Während Bayliss durch die Reihen der Computer-Terminals ging, strich sie mit dem behandschuhten Zeigefinger sanft – geradezu liebevoll – über die glänzenden Oberflächen. Ihr kleines Gesicht wurde vom Widerschein der Bildschirme erhellt.
    Am Rand des glühenden Kreises hielten sie inne.
    Das Gebilde, das auf der Scheibe aus Licht lag, war ein Körper. Er war massig und eckig und warf verzerrte Schatten auf die Kuppel.
    Es handelte sich offensichtlich um Marsden.
    Bayliss kniete sich auf den Boden und presste einen Analysator auf die glühende Oberfläche. Dann zeichnete sie mit der Fingerspitze einen Kreisbogen des Umfangs der Scheibe nach. »Die Fläche hat keine klar definierte Grenzlinie. Das Innere besteht aus einem Gitter aus Buckminster-Röhren – Kohlenstoff –, die mit Eisen-Atomen durchsetzt sind. Ich halte es für eine Art Datenspeicher. Der Umfang des Buckminsterröhren-Gitters wird von Nanobots gebildet.« Sie hielt inne. »Nanobots mit Fusions-Puls-Kiefern… Sie verzehren die Substanz des Bodens und scheiden sie als Gitter aus. Es gibt ein paar Milliarden dieser emsigen Kameraden. Vielleicht setzt der Pool sich unter der Oberfläche fort, und wir sehen den Querschnitt einer Halbkugel.«
    Chen trat aufs Licht und ging zu dem Körper. Er lag mit dem Gesicht nach unten und war nackt bis zur Taille. Der Kopf war kahl geschoren. Irgendein Implantat war in die runzlige Kopfhaut integriert. Es blinkte rot-grün. Der Kopf war zur Seite gedreht, und die Augen starrten blicklos. Eine Hand steckte unter dem Bauch; der andere Arm war ausgestreckt, und die Finger waren wie die Scheren einer fleischigen Krabbe gekrümmt.
    Unter dem Leichnam, im glühenden Boden, wimmelte es von Maden aus Licht.
    * * *
    Er erinnerte sich.
    Während die Splitter der Rodungs-Grundfläche um ihn herum nachglühten, gelangte er zu neuer Größe, biss sich durch Postulate und zwang seine Struktur mit schierer Willenskraft zur Expansion.
    Er war zornig. Der Grund des Zorns war diffus, und er wusste, dass er noch diffuser werden würde. Diesmal hatte er die Rodung jedoch überstanden, genauso wie sein Bewusstsein. Er schaute zum weiten Himmel empor. Wenn er erst einmal dort oben angelangt war, würde er sich erinnern. Dessen war er sich ganz sicher. Und dann würde er handeln.
    Er knospte ungestüm. Er spürte, wie seine axiomatischen Wurzeln sich tief und weit verzweigten und von der Intensität seiner Wut zitterten.
    * * *
    Chen sah, wie die dürre kleine Bayliss mit knochigen Händen über die Computer-Terminals strich. Die über die Bildschirme laufenden Grafiken spiegelten sich in ihren verstärkten Augen. Bayliss war für diesen Auftrag von einer Universität auf dem Mars abgezogen worden, wo sie einen Lehrauftrag hatte. Die Frau machte wirklich den Eindruck, als ob sie Spaß daran hätte. Als ob sie davon fasziniert wäre.
    Chen fragte sich, ob sie Bayliss womöglich um ihre wissenschaftliche Neugier beneidete.
    Vielleicht, gestand sie sich schließlich ein. Es wäre gewiss von Vorteil, stocknüchtern und ohne persönliche Gefühle an die Sache heranzugehen. Um den offensichtlichen Mangel an Menschlichkeit beneidete sie Bayliss allerdings nicht.
    Mit beschuhten Händen und mit Hilfe des Satzes aus Abbildungs- und Diagnoseausrüstung führte Chen eine Untersuchung der Leiche durch. Sie versuchte, das Gefühl des klumpigen, teigigen Fleischs und den muffigen Geruch des Manns zu ignorieren, der zu lang ein Einsiedlerdasein geführt hatte.
    Das Implantat in der Schädeldecke war mit dem Zentrum des Gehirns verbunden: Mit dem Corpus Callosum, dem Strang aus Nervenfasern zwischen den beiden Gehirnhälften. Als sie auf dem glühenden Implantat herumstocherte, sträubten sich ihr die Haare.
    Nach einer Stunde rief Hassan sie zusammen. Chen führte den Helm zum Mund und sog Sirup aus einem Nippel. Sie genoss den Apfelgeschmack und versuchte, Marsdens Gestank hinunterzuspülen. Sie wünschte sich, sie wäre wieder in der rudimentären Kolonie, die sich wie ein Kranz um die Wurmloch-Öffnung zog, und würde in einem warmen Duschbeutel stecken.
    Konstruktion. Dinge bauen. Deshalb war sie hierher gekommen – deshalb hatte sie die aus den Nähten platzenden Städte des inneren Systems geflohen, das deprimierende Menschenbild, das ihr als Polizeibeamtin vermittelt worden war.
    Ihre Fähigkeiten als Polizistin

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