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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wänden der Achten Kammer.
    Die Geschichte war wieder im Fluss.

›Allel hatte Recht‹, sagte ich. ›Die totale Niederlage und die anschließende Internierung durch die Xeelee waren schier unerträglich. Was für ein erniedrigendes Szenario.‹
    ›Vielleicht. Menschen als Eloi, für die Morlocks der Xeelee.‹
    ›…Eloi?‹
    ›Schon gut. Das ist auch eine Prophezeiung, aber viel älter als meine…‹
    Im Innern des Hypersphären-Käfigs schien die Geschichte der Menschheit vorbei zu sein. Doch die Zyklen des Lebens dauerten an, und mit ihnen der Drang zu überleben…

Die Baryonischen Lords
    A.D. 4.101.284

    Erwal schlug die schmierige Klappe des Tipis zurück. Ein Schwall warmer, feuchter Luft entwich in den Schneesturm und kondensierte sofort zu einem Tröpfchennebel.
    Damen grunzte verschlafen und kuschelte sich in den Stapel aus Fellen.
    Erwal wickelte sich noch fester in die Mummy-Kuh-Pelze, trat hinaus in den Schnee, der eine meterhohe Verwehung an den Wänden des Tipis bildete, und strich die Klappe wieder glatt. Mit dem Latrineneimer in der Hand schaute sie sich verwirrt um. Die Welt schien zu einer kleinen grauen Kugel geschrumpft zu sein, so stark war das Schneetreiben. Die Flocken klebten an den Augenlidern, und sie spürte, wie die Kälte den Lippen zusetzte. Mit gesenktem Kopf kämpfte sie sich durch den Blizzard.
    Irgendwo über den Wolken, sagte sie sich, war die Sonne, die sich noch immer durch die zunehmend bedeutungslose Spirale zwischen den Welten schraubte.
    Schon hatte der Schnee die Leggins durchnässt, und die Beinkleider froren an der Haut fest. Mit einem Gefühl der Dringlichkeit stapfte sie durch den Schnee und zog den Kübel hinter sich her. Bald hatte sie das Tipi aus den Augen verloren, und der Rest des Dorfs war ohnehin hinter einer Wand aus Schnee verborgen. Sie musste sich allein auf den Orientierungssinn verlassen.
    Schließlich erreichte sie das Kuh-Baum-Wäldchen in der Mitte des Dorfs. Sie lehnte sich für ein paar Minuten an einen Baum und sog die Luft ein, die mit Schnee gesättigt zu sein schien. Dann schaufelte sie mit beiden Händen die Schneeverwehungen an den Baumstämmen fort, bis sie auf harte braune Erde stieß. Sie kippte den Inhalt des Kübels auf die Wurzeln des Kuh-Baums und trat die Exkremente ordentlich glatt. Dann richtete sie sich erschöpft auf, pflückte die reiferen Knospen vom Baum und füllte sich die Taschen. Die Fleischknospen waren klein, hart und saftlos; sie biss in eine hinein, sie schmeckte säuerlich.
    Ein Dörfler näherte sich durch den Sturm. Zuerst machte Erwal nur einen zerlumpten Schemen im Schnee aus, doch der Dörfler erkannte Erwal, stemmte sich in den Wind und kam auf sie zu.
    »Guten Tag!«, schrie Erwal.
    Unter einer großen Kapuze drang ein gedämpftes, sprödes Lachen hervor, und dann wurde die Kapuze zurückgeschlagen und das schmale schöne Gesicht von Sura, der Frau von Borst, kam zum Vorschein. »Stimmt nicht, Erwal.« Sura hatte ihren Latrineneimer auch durch den Schnee gezogen und entleerte ihn nun. Während sie damit zugange war, klaffte Suras Pelzumhang auf, und Erwal sah ein Bündel über ihrer schlaffen Brust hängen – aus einer Lederschlinge ragten winzige Hände und ein kleines bloßes Bein. Erwal runzelte die Stirn; die Haut des Babys schien einen Blaustich zu haben.
    Nachdem Sura fertig war, legte Erwal den Kopf an den des Mädchens. »Wie geht’s dir, Sura? Was macht die Familie?«
    »Borst ist krank.« Sura lächelte mit einem eigenartig euphorischen Blick. »Die Lunge ist verstopft; er ist kaum in der Lage aufzustehen.« Abwesend tätschelte sie das Bündel an der Brust.
    »Sura, soll ich mal bei euch vorbeischauen? Ich bin mit Damen allein…«
    »Danke, meine Freundin, aber ich komme schon allein zurecht.« Wieder erschien dieser euphorische Ausdruck in den blassen Augen des Mädchens, und sie wischte sich eine Haarsträhne aus der hohen Stirn. »Das Kind ist eine Bürde, aber auch ein großer Trost.«
    »Da bin ich mir sicher«, sagte Erwal gleichmütig. Der Schmerz wegen ihres verlorenen Kinds, das tot geboren wurde, kurz nachdem Teal zu seiner ersten geheimnisvollen Reise aufgebrochen war, war längst überwunden. Und der betrübliche Umstand, dass es ihr und Damen nicht vergönnt war, Kinder zu bekommen, erschien nichtig im Vergleich zur Tragödie, die ihre kleine Gemeinschaft heimsuchte.
    »Wie geht es dem Baby? Darf ich mal…?« Erwal öffnete Suras Decke ein paar Zoll, wobei sie darauf achtete, dass

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