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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hast. Schiffe wie zupfende Finger.« Sie hustete schwach und spürte, wie die Kälte des ausklingenden Tags ihr ins Gebein drang. »Hör zu. Ich weiß, welches Opfer du gebracht hast. Ich weiß, dass du alles verloren hast, was dir etwas bedeutet hatte… Aber Teal, du hast uns alle gerettet.«
    Sie reichte ihrem Enkelsohn die Hand.
    Teal ergriff sie nicht. Nervös zog Allel die Hand wieder zurück.
    »Du wusstest, was ich finden würde, nicht wahr?«, fragte Teal kühl. »Du hast die Wahrheit über unsere Geschichte geahnt – dass die Xeelee uns eine vollständige Niederlage beigebracht haben.«
    Allel seufzte und verschränkte die Arme über der flachen Brust. »Ja. Die Wahrheit über die Vergangenheit ist uns so lang und so geschickt verheimlicht worden, dass sie wehtun musste. Die Geschichte, die ich als Kind gelernt hatte, war eine tröstliche Lüge: Die Darstellung der Xeelee als Amok laufende Monster, die uns vernichten wollten, unser heldenmütiger Kampf und die ehrenhafte Niederlage. Eine tröstliche Legende.
    Ich habe über der Geschichte gegrübelt… und hinter ihr die Wahrheit erkannt.
    Wir waren eine schwache und dumme Rasse. Wir griffen die Xeelee an, weil wir nicht bereit waren, ihre Überlegenheit zu akzeptieren. Wir wurden besiegt. Und doch haben wir sie immer wieder angegriffen, bis sie uns schließlich vernichteten.
    Und so haben die Xeelee uns weggeschlossen wie unartige Kinder… nur zu unsrem Besten. Genauso wie ein älterer Bruder, eh? Es ist nicht leicht, sich damit abzufinden.«
    »Nein, ist es nicht«, murmelte Teal. »Wir haben diese Welt nicht erschaffen, um uns vor den Xeelee zu retten. Die Xeelee haben sie erschaffen, um uns vor uns selbst zu schützen.«
    Allel studierte sein leeres Gesicht. Sie stellte sich vor, die Sterne zu sehen: An einem Ort aufzuwachen, der nicht von einem Dach überwölbt wurde.
    Jedoch vermochte sie durch das gefrorene Land im Norden die Sterne genauso wenig zu erreichen wie sie imstande war, die verlorene Jugend zurückzuholen.
    »Na gut.« Sie wischte sich Feuchtigkeit aus den Augen. »Komm mit zu meinem Tipi. Ich habe Essen. Und Decken.«
    Sie wandte sich um und humpelte zurück.
    * * *
    Es war ein transparenter Container mit einer Kantenlänge von anderthalb Mannhöhen. Er hing im Raum, im Orbit um einen erkaltenden Weißen Zwerg – scheinbar vergessen und ohne jeden Zweck. Er hätte keine signifikante Bedeutung im langen Zwielicht des Universums gehabt… wenn er nicht die Erde enthalten hätte, die ursprüngliche Heimat der Menschen, welche längst von der eigenen Sonne verzehrt worden war.
    Ein Qax hatte einst diesen Raumsektor besucht. Er war verwirrt. Bei dem Container handelte es sich offensichtlich um die dreidimensionale Projektion eines Hyperkubus, der in den gefalteten Raum hineinragte. Vielleicht war es ein Tor, eine Schnittstelle zu einem ›Taschen‹-Universum. Solche Konstruktionen hatten die Xeelee auch andernorts in der Galaxis errichtet.
    Doch wieso ausgerechnet hier, in der zerstörten Wiege der Menschheit?
    Die Qax hatten Quantenverschränkungs-Markierungen um den Container platziert. Die Qax waren durch einzelne Quantenwellen-Funktionen mit den Markierungen verbunden, geisterhaften Fäden, die sich über Lichtjahre hinzogen; und sie hatten Millionen von Markierungen über alle Räume verteilt, die einst von Menschen bewohnt wurden.
    Schließlich betrat ein Mensch namens Teal den Container. Er starrte mit offenem Mund die Sterne an. Er war hager, schmutzig und in behandelte Baumrinde gekleidet; ein um die Taille geschlungenes Seil schlängelte sich um eine Ecke in ein anderes Universum. Nach einer Weile straffte das Seil sich, und Teals schlaffer Körper wurde entfernt.
    Die Verschränkungs-Markierungen lösten Alarm aus. Ein Qax kroch wie eine Spinne übers Quantennetz zum Container – und kam zu spät; er war leer. Das Qax zischte und hing wie kondensierender Nebel im Raum.
    Mit einer Geduld, aus Millionen Jahren geboren, richtete es sich auf eine etwas längere Wartezeit ein.
    * * *
    Das Ereignis breitete sich wie ein pastellblauer Farbton durch die vernetzten Quanten-Phänomene aus, die Pauls Selbst ausmachten. An der Position der Erde war wieder ein Mensch: Aber ein einsamer Mensch, schwach, müde und am Rand des Zusammenbruchs. Paul, der Gottähnliche, bedachte die Weiterungen für ein unvorstellbares Intervall.
    Schließlich traf er eine Entscheidung. Er rekonstruierte sein Bewusstsein; ein Quanten-Juwel tanzte vor den klaren

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